Nein, der Familienbetrieb von Adrian und Jacqueline Weber aus Niederried BE ist, obwohl die Siedlung im Grossen Moos liegt, kein typischer Seeländer Betrieb. Wer auf dem 30 ha grossen Betrieb Gemüse sucht, sucht dies vergebens. Denn auf ihrem Betrieb stehen die Milchwirtschaft, die Viehzucht und der Ackerbau im Vordergrund.


1975 wurde ins Grosse Moos ausgesiedelt


Als die Eltern und der Onkel von Adrian 1975 vom Dorf Niederried ins Grosse Moos aussiedelten, haben sie zu dieser Zeit schon einen Laufstall gebaut. «Mein Vater und mein Onkel waren sehr weitsichtig und reisten, um Ideen einzuholen, extra nach Deutschland, um verschiedene Laufställe vor Ort ansehen zu können», sagt der Betriebsleiter.

Schon von klein auf hatte die Viehzucht bei Adrian Weber einen grossen Stellenwert. Der Präsident der Seeländer Viehzuchtgenossenschaften nimmt seit Februar neu auch Einsitz im Vorstand des Bernischen Fleckviehzuchtverbands. «Ich freue mich auf diese Herausforderung und ich bin stolz, dass ich das Seeland, eher eine Viehzuchtrandregion, im Verband repräsentieren darf.»

Adrian ist nicht nur ein beneidenswerter Rhetoriker, sondern er ist auch ein grosser Kuhkenner. Von 1997 bis 2004 war er Viehschauexperte und vier Jahre davon sogar Gruppenleiter. «Wegen des plötzlichen Todes meines Vaters musste ich dieses Amt abgeben. Ich habe aber diese Jahre als Experte sehr genossen. Neben interessanten Gesprächen durfte ich viele Leute und den Kanton Bern kennenlernen», sagt er und fügt an: «Für mich sind die Beständeschauen immer noch zeitgemäss und nach wie vor ein wichtiges züchterisches Element, um noch besser zu werden», hält Adrian überzeugend fest.

Die Expo Mittelland ist eine erfolgreiche Ausstellung


Neben den Beständeschauen nimmt der Betrieb Weber auch gerne und erfolgreich an Ausstellungen teil. Wie an der Bernischen Eliteschau, an der BEA oder an der Expo Mittelland. Die letztgenannte wird übrigens am 6. April auf dem Areal des Seelandheims in Worben BE wieder durchgeführt.

«Für das See- und Mittelland ist es wichtig, dass auch wir eine alljährliche Ausstellung durchführen können. Dabei sind wir bestrebt, dass möglichst viele Betriebe mit einem Tier teilnehmen dürfen», so der Züchter. So werden auch dieses Jahr zirka 140 Kühe erwartet. Mit dabei wird auch der Betrieb Weber mit zwei selbst gezüchteten Tieren sein. «Je mehr Betriebe teilnehmen dürfen, desto mehr Besucher haben wir. Auch die Festwirtschaft führen wir in eigener Regie.» Diese Strategie und der Erfolg gibt ihnen Recht, denn bei jeder Austragung konnte bis jetzt ein ordentlicher Gewinn erwirtschaftet werden. Dieser wurde dann zum Teil wieder in die Ausstellung investiert.


Im Jahr 2010 hat die Familie Weber ihren Kuhstall erweitert, und die Kuhzahl wurde auf 50 bis 60 Kühe aufgestockt. Gemolken wird in einem 2×3-Tandem-Melkstand. Im Stall stehen je zur Hälfte Swiss-Fleckvieh- und Red-Holstein-Kühe. Die Stiere Trimbo, Baccala, Bental und Incas haben bei Webers die Zucht nachhaltig positiv beeinflusst. Zurzeit werden die Stiere Odyssey, Nilson, Bental und Prüfstiere eingesetzt. Auch ein eigener Stier kommt immer zum Zuge

. «Für meinen Betrieb eignet sich vor allem eine mittelgrosse Kuh (145 bis 150 cm), mit hohen Gehalten, guten Fitnessmerkmalen und natürlich mit einem tadellosen Exterieur.» Dass der Züchter auf dem richtigen Weg ist, zeigt sich dadurch, dass er im Jahr 2013 16 junge Kühe zu guten Preisen verkaufen konnte. Dass Adrian Weber Stiere mit möglichst positiven Gehalten einsetzt, kommt nicht von ungefähr. Denn: «Da wir die Milch der Cremo liefern, werden wir dort nur für den Milchgehalt bezahlt.»

So erreichte er im Dezember einen Gehalt von 4,58% Fett und 3,57% Eiweiss, was ihm einen Milchpreis von über 70 Rp/kg einbrachte. «Im Sommer, mit einem hohen Weideanteil, müssen wir natürlich mit einem tieferen Gehalt vorliebnehmen. Erreiche ich hier einen Fettgehalt von 4% Fett und einen Eiweissgehalt von 3,2%, realisiere ich nur einen Preis von knapp über 60 Rp.» Um solch hohe Gehaltswerte erzielen zu können, muss Adrian aber Abstriche in der Milchleistung machen: «Ich denke, auf 1000 kg pro Kuh muss ich so verzichten.»


15 000 Franken weniger 
durch die AP 2014–17


Aber nicht nur die Viehzucht, sondern auch der Ackerbau ist ein wichtiges Standbein auf dem Betrieb. Hier stechen vor allem die vier Hektaren Kartoffeln (Charlotte, Agria und Bintje) hervor. «Fast alle Arbeiten in der Aussenwirtschaft erledigen wir selber», hält der Betriebsleiter fest. Und: «2013 war für uns ein sehr gutes Kartoffeljahr, ein knappes Angebot sorgte für wenig Abzüge und gute Preise», sagt er rückblickend. Aber auch der Zuckerrüben-, der Getreide- und der Maisanbau, für die eigene Fütterung, kommen dabei nicht zu kurz.


Mit so vielen Tieren zählt der Betrieb Weber, wegen der neuen AP 2014–17 zu den Verlierern. «Wir büssen hier zirka 15 000 Franken ein, die wir jetzt anderswo einsparen müssen», sagt er. Einsparungen oder anderswo Geld generieren werden aber immer schwieriger, denn: «Im Vernetzungs- wie auch im Ressourcenprogramm sind wir schon. Auch BTS-RAUS betreiben wir.»

Mit der graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion kann der Betriebsleiter auch nicht viel anfangen. «Der Anteil Maissilage in einer Mischration für Milchkühe liegt in der Regel bei 20 bis 35%: Für viele dieser Betriebe ist eine Teilnahme am GMF-Programm kaum realistisch», so der Landwirt.

Nichtsdestotrotz schaut die Betriebsleiterfamilie positiv in die Zukunft. Denn der Betrieb ist vielseitig aufgebaut, und die nächste Generation zeigt schon jetzt grosses Interesse an der Landwirtschaft.