Erste Resultate der eingegangenen Getreide- und Rapsposten bestätigen, dass sich die herausfordernde Witterung des ersten Halbjahres vielerorts negativ auf die Erträge auswirken.

 

Landi Wasserschloss, Gebenstorf, Aargau

Gerste: So spricht die Landi Wasserschloss im Aargau von einem «sehr tiefen» und unterdurchschnittlichen Hektolitergewicht (HL)– durchschnittlich 64 kg. «Mit Top-Erträgen von 90 kg/a kann man dieses Jahr wohl nicht rechnen», so Stefan Märki, Leiter Agrarhandel.

Weizen: Auch Weizen musste bei der Sammelstelle schon viel deklassiert werden, so Hugo Riner, Leiter der Getreidesammelstelle. Grund dafür war der erhöhte Auswuchs oder Fusarienbefall. Der Feuchtigkeitsgehalt sei jedoch relativ gut. Der Proteingehalt bewege sich auf einem eher tiefen Niveau. Das HL sei auch beim Weizen nicht hervorragend, so Riner. Dies habe einen direkten Zusammenhang mit der Witterung. Bisher ist in der Sammelstelle etwa die Hälfte der Weizenposten abgeliefert worden. Die Fallzahlen sind hauptsächlich sehr tief. Dort, wo gute Fallzahlen erzielt wurden, ist auch das HL durchschnittlich (77 bis 79kg/hl).

Raps: Der Raps wurde aufgrund der unsicheren Wetterlage mit höherer Feuchte gedroschen als üblich. Der Raps weise bisher eine Bandbreite von «ganz trocken bis relativ feucht» auf, aber werde heuer nicht hervorragend abschliessen. Der durchschnit­tliche Feuchtigkeitsgehalt liegt bei 9–10 %. Die Erträge seien gemäss Aussagen von Landwirten unterdurchschnittlich. «Infolge Hagelschlag sind die Ausfälle teils massiv», betont Stefan Märki.

 

Sammelstelle Thalheim, Thalheim a. d. Thur, Zürich

Gerste: Nun sind 98 % der Gerstenposten eingegangen. Das HL liege mit 60 bis 63 kg/hl etwa 10 % unter dem Vorjahresniveau und die Qualität sei tief, wie Rolf Häusler berichtet.

Weizen: Häusler geht zudem von einer sehr bescheidenen Brotgetreideernte aus. 30 % des Weizens ist bereits im Silo, wobei  die Fallzahlen mit 220 bis  270 Sekunden eher tief sind (Mindestwert 220 Sekunden) und der durchschnittliche Ertrag mit knapp 60 bis 70 kg/a mässig ist. Beim Extenso-Weizen erziele man Erträge von 55 bis 60 kg/a, im ÖLN 65 bis 75 kg/a. Auswuchs stelle man in 20 % der Weizenposten fest. Die Lage der Mykotoxinbelastung sei aber relativ gut, wie Rolf Häusler einschätzt, dies obwohl die Region stark vom Hagel betroffen war.

Raps: 40 % der Posten sind bisher eingegangen. Die Bandbreite reicht von «sehr schön» zu «ganz schlecht». Die Feuchtigkeit sei mit knapp 13 % relativ hoch.

 

Landi Bern West, Laupen, Bern

Gerste: In der Landi Bern West sind bisher 90 % der Gerstenposten eingegangen. «Der Ertrag und die Qualität liegen klar unter anderen Jahren», zieht David Gerber eine erste Zwischenbilanz. In der Gerste stelle die Mykotoxinbelastung kein grosses Problem dar. Auch der Feuchtigkeitsgehalt sei nicht besorgniserregend. Einzig die Befahrbarkeit der Böden habe die Ernte massiv erschwert.

Weizen: Die Sammelstelle in Laupen habe aufgrund der ungünstigen Bedingungen häufigere Mykotoxinerhebungen vollzogen. Einige Posten mussten aufgrund der zu tiefen Fallzahl deklassiert werden. Die Parzellen, die noch nicht gemäht sind, würden wahrscheinlich ebenfalls zu tiefe Fallzahlen aufweisen, schätzt Gerber. «Heuer wird es sicher kein Spitzen-Ernte geben», so Gerber. 

Raps: Beim Raps seien etwa die Hälfte der Posten in der Sammelstelle angenommen worden. Der Hagel habe der Kultur punktuell auch stark zugesetzt.

 

Centre Collecteur, Grandson, Waadt

Gerste: Die Qualität der bisher abgelieferten Gerste sei «sehr tief». Das Hektolitergewicht liege unter dem Richtbereich bei 60–65 kg/hl, wie die Getreidesammelstelle berichtet. Eine andere Sammelstelle aus der Westschweiz teilte mit, dass die Hälfte der Gerste nachgetrocknet werden musste.

Weizen: In Grandson seien wegen zu hoher Mykotoxinbelastung und der ungünstigen meteo­rologischen Verhältnissen bisher 60 % des Weizens deklassiert worden. Auffallend sei aber, dass der IP-Weizen bessere Qualität erziele, als der ÖLN-Weizen. Die Gründe dafür seien den Stellenleitern aber nicht bekannt. Der Proteingehalt sei relativ gut (10,5–14,5 %), dies meldet auch die Sammelstelle Vaud Céréales. Dort habe der Hartweizen aber besonders unter dem schlechten Wetter gelitten. 10 % des Weizens sei von Auswuchs betroffen.

Im Jahr 2020 landeten gemäss Swiss Granum  33 220 t Mahlweizen im Futterkanal. Die Brotgetreideernte schätzte man Anfang Juni auf 446 800 t und somit um 4500 t tiefer ein als im 2020. Beim Futterweizen rechnete man Anfang Juni mit 75 000 t mit einer um 14 % höheren Ernte als im Vorjahr. Die Ernte von Futtergerste schätze man ähnlich ein wie im Vorjahr (186 200 t). Stephan Scheuner betont, dass man sich für aktuelle, nationale Schätzungen und Ernteerhebungsdaten noch gedulden muss.

Übernahme-Bedingungen

Getreide muss folgende Übernahmebedingungen erfüllen (Die Liste ist nicht abschliessend):

Feuchtigkeit: max. 14,5 %

Proteingehalt Brotweizen: Abzüge unter 12,7 %, Zuschläge ab 13,9 %

Fallzahl (in s): ist eine Methode zur Prüfung der Backfähigkeit von Getreidemehl. Die Fallzahl ist die Zeit in Sekunden, die ein Stab benötigt, um durch einen Stärkekleister aus Mehl und Wasser hindurchzufallen. Hat Auswuchs die Stärke geschädigt, ist die Fallzahl zu klein. Der Mindestwert beträgt 220 Sekunden.

Hektolitergewicht (kg/hl): bezeichnet die Dichte eines Gemenges aus einem körnigen Feststoff und der Luft, welches die Hohlräume ausfüllt. Der Wert wird auch genutzt, um den erforderlichen Silo-Lagerraum zu ermitteln. (Richtwert Brot-weizen 77–79,9 kg/hl. Richtwert Gerste 65–66,9 kg/hl)

Auswuchs: liegt vor, wenn die Fruchtschale über dem Keimling durchbrochen ist und Wurzel- oder Blattkeime deutlich zu erkennen sind. Der Abbau der Keimruhe kann vor der Ernte durch nasse Witterung, nach der Ernte durch mangelnde Trocknung oder fehlerhafte Lagerung ausgelöst worden sein.