Für Kenner der Hornusserszene ist die Hornussergesellschaft (HG) Höchstetten ein Begriff. Das Nationalliga-A-Team holte sich von 2017 bis 2019 dreimal in Serie den Titel Schweizermeister. Die Gesellschaft ist ausserdem Gastgeber des Eidgenössischen Hornusserfests 2024 (EHF 24). Und dafür haben die Höchstetter eine Vision: Der Grossanlass und auch die Meisterschaftsspiele sollen künftig live übertragen werden. Dies erklärt der OK-Präsident Michael Kummer auf Anfrage. Kernpunkt der Idee sei, dass Hornussen bekannter gemacht und vielen Leuten der Zugang zum Nationalsport ermöglicht werden solle.

Aus der Suche nach Sponsoren für das EHF 24 heraus sei eine Zusammenarbeit mit Swisscom und deren Technologie Asport entstanden. Diese ist darauf ausgelegt, Sportanlässe zu filmen. Asport entwickelt Produkte, die auf Basis von künstlicher Intelligenz Aufnahmen verschiedener Kameras automatisch produzieren und zu einem Ganzen zusammenfügen. Über einen Link kann der Livestream überall auf Handy oder Computer empfangen werden. Das System wurde für den Hornussersport in Zusammenarbeit mit den Höchstetter Aktiven weiterentwickelt. So werden die Aufnahmen, die den abschlagenden Hornusser zeigen, mit denjenigen, die das Team zeigen, das den Nouss abtut, zusammengefügt. Weiter besteht die Möglichkeit, von einem Spiel, das drei Stunden und mehr dauert, die Schläge der besten drei Spieler zusammenzuschneiden. Das biete ganz neue Möglichkeiten, die Medien zu bedienen, und Hornussen zum Zuschauen attraktiver zu machen.

Feuerprobe bestanden

Das vollautomatisierte Videoproduktionssystem von Asport wurde heuer auf dem Platz der HG Höchstetten installiert und getestet. Da die Meisterschaft wegen Corona ausfiel, riefen die besten vier NLA-Mannschaften der Schweizer Meisterschaft 2019 im Sommer das Big-4-Turnier ins Leben. Jede Mannschaft trug ein Spiel aus. Um den Ernstfall mit Besuchern zu proben und zu beweisen, dass das System funktioniert, wurde die Austragung des Turniers in Höchstetten gestreamt. «Alles hat reibungslos funktioniert», freut sich Michael Kummer. Auch der Zentralvorstand sei vom System überzeugt und wolle sich finanziell beteiligen.

An einer Demo im November wurde das System 15 Gesellschaften der NLA und NLB vorgestellt. Ziel sei, dass möglichst viele das System in ihr Budget für 2021 aufnehmen. Die Hardware kostet zwischen 5000 und 7000 Franken: Je mehr HGs Interesse an einer Installation haben, desto günstiger falle es aus. Die Installation kann mit etwas technisch versierten Mitgliedern selbst gemacht werden, betont Kummer. Die jährlich wiederkehrenden Kosten belaufen sich auf 2900 Franken.

Sponsoren einfacher suchen

Eine Liveübertragung eines Eidgenössischen Hornusserfests gab es 2012 schon einmal in Lyss, da war das Schweizer Fernsehen SRF zwei Tage vor Ort. Da SRF aber erst wenige Wochen vor dem Anlass über eine Austragung entscheidet, gestaltet sich die Organisation schwierig. Die nachfolgenden Eidgenössischen wurden dann nicht mehr übertragen, da es SRF zu wenig attraktiv sei. «Wir brauchen daher Alternativen zum Schweizer Fernsehen», erklärt der OK-Präsident. Das Argument der Übertragung generiere auch andere Möglichkeiten bei der Sponsorensuche für den Grossanlass, aber auch für die Meisterschaft 2021. Denn, sollte Covid weiter wüten und Geisterspiele erfordern, könnten Sponsoren durch den Livestream dennoch sichtbar sein. «Ich hoffe, dass der Livestream von Hornusserfesten bis zum Eidgenössischen hin zur Selbstverständlichkeit geworden ist, und die Neuerungen auch im Nachwuchsbereich wirken», so Michael Kummer abschliessend.