«BäuerInnen kommen unter die Walze der Grossverteiler» heisst es auf dem Plakat, das Uniterre am Donnerstag vor den Medien und rund hundert Demonstrantinnen präsentierten und auch gleich nachspielte. Mit einem überdimensionierten Wallholz überrollten je ein fingierter Migros- und Coop-Vertreter am Boden liegende Bäuerinnen und Bauern. 

Erlöse am Markt stagnieren

Damit wollte Uniterre auf die aktuell viel diskutierte Preisproblematik aufmerksam machen. Trotz gestiegener Produktionskosten stagnieren die Erlöse am Markt. «Wir stehen vor einer dringenden Herausforderung: Die Preise im Agrarsektor sind oft unfair und spiegeln nicht den Wert der Arbeit der Produzent(innen) wider», heisst es in der Medienmitteilung zur Aktion.

«Wir fordern kostendeckende Preise, die den Produzent(innen) ein würdiges Leben und die Bezahlung korrekter, existenzsichernder Löhne ermöglichen», heisst es weiter. Zudem verurteilt Uniterre «die unfairen Handelspraktiken und absurden Gewinnmargen der grossen Einzelhandelsunternehmen und fordern, dass der Staat seine Verantwortung wahrnimmt», so die Mitteilung.

Basis für nachhaltige Landwirtschaft

Im Weiteren gehe es der Organisation darum, Konsument(innen) und Politiker(innen) dafür zu sensibilisieren, wie wichtig es ist, die Produktion politisch und finanziell zu unterstützen, «und dass Veränderungen hin zu einem fairen und nachhaltigen Ernährungssystem dringend notwendig sind». Faire Produzentenpreise seien der erste Schritt zu einer wirklich nachhaltigen Landwirtschaft.

Ein gerechtes Einkommen für die Bäuerinnen und Bauern und Transparenz auf den Agrarmärkten kämen allen zugute, ist Uniterre überzeugt, sowohl den Bauern als auch den Konsument(innen). «Setzen wir uns für ein gerechteres, nachhaltigeres und respektvolleres Lebensmittelsystem ein, das die Menschen, die uns ernähren, respektiert», schreibt Uniterre abschliessend.

«Wachse oder weiche-Strategie»

Referate hielten vor dem Bundeshaus unter anderem Anna Hersberger von der Reformbäckerei im bernischen Vechigen, Stephan Tschirren von der Kleinbauernvereinigung und die Nationalrätin Isabelle Pasquier. 

«Es kann meiner Meinung nach nicht sein, dass wir Lebensmittel kaufen und die Menschen hinter den Produkten nicht von ihrer Arbeit leben können», lautete der Kernsatz von Anna Herberger, die einen Grossteil der Rohstoffe direkt bei den Bauern einkauft.

Die Landwirtschaftspolitik in der Schweiz verfolge seit Jahrzehnten eine «Wachse oder weiche-Strategie», sagte Stephan Tschirren von den Kleinbauern. Sie fördere damit das Hofsterben, «so nennen wir den Strukturwandel und die stetige Vergrösserung der noch bestehenden Betriebe». 

Ombudsstelle gefordert

Nationalrätin Pasquier forderte «eine Ombudsstelle für Landwirtschafts- und Ernährungsfragen». Diese soll unfaire Handelspraktiken dokumentieren und Preise gewährleisten, die die Produktionskosten decken. Im Weiteren fordert sie eine wirksame Preisbeobachtung in der Lebensmittelkette. Für beide Anliegen sind parlamentarische Initiativen eingereicht worden, wie die Parlamentarierin sagte.