Die reichhaltige landwirtschaftliche Vereinslandschaft ist um eine Geländekammer reicher: Neben Forschung, Sensibilisierung, Dialog und Bildung wird vom neu gegründeten Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) die schweizweit erste Melde- und Beratungsstelle für Bäuerinnen und Bauern lanciert. Diese helfe weiter bei Preisdrückerei und Unfairness weiter. Sie ist schweizweit per Web oder Telefon erreichbar, so eine Mitteilung des FMS.

Bekämpfung von Machtmissbrauch

Der im Mai von Markt- und Wettbewerbsexperten neu gegründete Verein habe sich der Bekämpfung von Machtmissbrauch und dem Engagement für faire Märkte verschrieben. Gründungsmitglied ist unter anderen der Agrarökonom Stefan Flückiger, der zuletzt als Co-Geschäftsführer beim Schweizer Tierschutz amtete und zuvor u. a. für die Migros tätig gewesen war. An Bord ist auch der Ökonom und Professor Mathias Binswanger.

Agrar- und Lebensmittelmärkte im Fokus

Der FMS will laut der Mitteilung «den Marktmachtmissbrauch bekämpfen und fairere Märkte schaffen, in denen ein förderlicher Wettbewerb im Interesse aller sichergestellt wird, insbesondere auch für die schwächeren Vertragsparteien». Fairness in den Lebensmittelmärkten setze nicht nur faire Lieferbeziehungen voraus, sondern vor allem auch eine faire Verteilung der Wertschöpfung innerhalb der Lieferkette», lässt sich FMS-Präsident Stefan Flückiger zitieren. Er hatte bereits beim STS intensiv Labelmargen thematisiert. Seine kritischen Berichte hierzu stiessen aber nicht überall auf Gegenliebe. Namentlich die Grossverteiler waren wenig überraschend wenig erbaut.

Zuerst Märkte mit hohem Handlungsbedarf

In einer ersten Phase fokussiert die neue Organisation auf Märkte mit grossem Handlungsbedarf: die Agrar- und Lebensmittelmärkte. «Landwirtschaftsbetriebe, die unter den zunehmend marktmächtig agierenden Abnehmern leiden, werden mit der Krisenberatungsstelle unterstützt, damit ihnen ein existenzsicherndes und nachhaltiges Wirtschaften ermöglicht wird», so die Mitteilung.

Der Verein wolle eine Preisbildung erreichen, in der sowohl überhöhte Konsumentenpreise vermieden als auch Produzentenpreise bezahlt würden, die, zusammen mit den staatlichen Beihilfen, ein existenzsicherndes und nachhaltiges Wirtschaften mit einem angemessenen Einkommen ermöglichen. «Kurz: Den Produzenten ist die generierte Wertschöpfung aufwandgerecht und fair zu entschädigen», so Stefan Flückiger.

Marktmachtfrage spitzt sich zu

Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet FMS laut der Mitteilung auch mit Forschungsteams zusammen und fördert den Dialog in Gesellschaft und Politik zu Fairness und Nachhaltigkeit. Die seit Mai aufgebaute Geschäftsstelle koordiniere die Aktivitäten und betreibt eine interaktive Kommunikationsplattform. «Die Marktmachtfrage spitzt sich zu», hält Präsident Flückiger fest. «Kleine und mittlere Abnehmer und Zulieferer von relativ marktmächtigen Unternehmungen stehen immer stärker unter Druck. Wir müssen jetzt handeln», so der Vereinspräsident. Der gut funktionierende Wettbewerb sei heute eher die Ausnahme als die Regel, so die Mitteilung.