Die Bauernverbände mobilisieren gegen die Biodiversitätsinitiative. Zu diesem Zwecke organisierten sie beinahe in jedem Ostschweizer Kanton eine Podiumsdiskussion zu dem Thema. Im Kanton Zürich, fand dieser Anlass am 21. September, abends im Forum der landwirtschaftlichen Schule, Strickhof, statt.
Die Initiative blende den Menschen aus
Star des Abends war Bundesrat Albert Rösti, er eröffnete die Diskussion und warb für ein Nein. Albert Rösti rückte in seiner Rede die Schweizer Landschaft ins Zentrum. Diese sei schön und schützenswert und werde auch, wie er am Beispiel der Moore erwähnte, streng geschützt.
Die Bürger müssen in dieser Landschaft jedoch auch leben und wirtschaften. Die Biodiversitätsinitiative sei nach Ansicht des Bundesrates zu umfassend, sie schütze zwar die Biodiversität, blende jedoch den Menschen aus. Bei Annahme würden zusätzliche Flächen und auch Objekte (Gebäude, Ortsbilder) unter Schutz gestellt. Eine Entwicklung würde dadurch gebremst, in einigen Fällen gar verunmöglicht. Für die Landwirtschaft würde es bedeuten, dass Landwirte in bestimmten Gebieten aufhören müssten zu wirtschaften und mehr Lebensmittel in die Schweiz importiert werden müsste.
Auch wies Rösti auf die finanzielle Lage des Bundeshaushaltes hin. In den nächsten Jahren müsse der Bund zwei bis drei Milliarden jährlich einsparen, die 400 Millionen, lägen nicht im Budget.
Die Initiative brauche es wegen der Untätigkeit des Parlaments
Anschliessend ging das Wort an Rosemarie Quadranti, Alt-Nationalrätin und Stadträtin. Sie warb für ein Ja.
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Rosemarie Quadranti stellte in ihrer Rede den Zustand der Biodiversität in den Mittelpunkt. Um diese sei es schlecht gestellt; die Artenvielfalt nehme dramatisch ab, die Schweiz habe bedeutend weniger Auen, Moore und Trockenwiesen. Die eingeschlagenen Massnahmen zeigten zwar Wirkung, man müsse sie aber nun intensivieren. «Wir müssen Gas geben und dürfen nicht weiter so zögerlich sein».
Auch bemängelte Quadranti, dass sich das Parlament zu wenig für die Biodiversität einsetze, es habe die Initiative selbst verschuldet, als der Ständerat den Gegenvorschlag fallen liess. Die Initiative würde das ändern, gemäss Quadranti würde sie das Parlament dazu bringen, der Biodiversität «auf Augenhöhe» zu begegnen.
Der Zürcher Bauernverband wirbt für seinen «Plan b»
Mit diesen beiden Voten sollte eigentlich die Diskussionsrunde eröffnen.
Vorher ergriff noch Ferdi Hodel, Geschäftsführer vom ZBV, das Wort. Hodel präsentierte den Anwesenden eine Alternative zur Biodiversitätsinitiative, genannt «Plan b». Mit dieser Initiative möchte der ZBV die freiwilligen Massnahmen auf den Bauernhöfen stärken, die Finanzierung soll mithilfe von Sponsoren und der Öffentlichkeit geschehen.
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In einer Startphase könnte man so über 500 Einzelbäume pflanzen, 52 ha Biodiversitätsflächen aufwerten oder 4000 Nistkästen pflanzen. Langfristig erhofft sich der ZBV, dass man mit Plan b die Bevölkerung für die Biodiversität mit ins Boot holen könnte.
Welche Landwirtschaft möchte man haben?
Nach dieser Einlage ging es dann aber los. Martin Haab und Michael Frank, Direktor Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen waren auf der Kontra-, Rosemarie Quadranti und Roland Lenz, vom Weingut Lenz, waren auf der Pro-Seite.
Patricia Zuber moderierte die Diskussion und bot den Zuschauern auch gleich die Möglichkeit, Fragen an die Diskussionsteilnehmer zu stellen.
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Im Verlauf des Abends drehte sich das Gespräch so immer wieder um die Vorstellung, welche Landwirtschaft man haben möchte. Während für viele anwesenden Landwirte die Produktion und Ernährung im Vordergrund stand, betonten Rosemarie Quadranti und Roland Lenz immer wieder die Bedeutung der Biodiversität und dass diese mit der Initiative gestärkt werden müsse, weil es eben mit freiwilligen Massnahmen nicht funktioniere.
Lenz verwies in der Diskussion auf seinen Betrieb, nach 20 Jahren Aufbauarbeit habe er eine hohe Biodiversität, die auch eine hohe und diverse Produktion ermögliche. Hierbei verwies Lenz mit einem Seitenhieb auf den ZBV, «all diese Massnahmen in eurem Plan b, sind aus der Direktzahlungsverordnung und hätten bereits gemacht werden können. Es liegt einzig am Druck der Initiative, dass ihr sowas nun macht».
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Die Gegner stört der ultimative Charakter
Die Gegner der Initiative, Martin Haab und Michael Frank betonten hingegen den ultimativen Charakter der Initiative. «Da sind Ideologen unterwegs, die die Welt verbessern möchten. Die Initiative wird bei Annahme zum Diktat und verunmögliche die Energiewende, sodass wir am Schluss wieder mehr Öl verbrennen werden», war das Fazit von Frank.
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Haab störte sich vor allem, dass mit der Initiative wieder einmal mehr auf die Landwirtschaft gezeigt werde. Ihn sowie alle anderen Landwirte störe es nicht, wenn die öffentliche Hand oder die SBB etwas für die Biodiversität machen wollen. Fakt sei jedoch, dass solche Flächen in der Realität nicht gepflegt werden, sich darauf Neophyten vermehren und dies am Schluss wieder auf die Landwirte zurückfalle.
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Das Schlusswort ging an einen Zuschauer. «Auf der einen Seite möchte man die Landwirte einschnüren und auf der anderen Seite pflastert man das Land zu. Für mich geht das nicht auf.» Dem hätten sicher die Befürworter, als auch die Gegner zugestimmt. Denn beide Seiten betonten immer wieder; Biodiversität, die braucht es.