Wie Land oder Flächen genutzt werden, hat weitreichende Folgen. Baut man darauf eine Siedlung, wird der Boden für den Verkehr versiegelt, zur Produktion von Lebensmitteln beackert oder als Schutzgebiet eingezont? Solche Entscheide dürfen nicht leichtfertig gefällt werden, denn Land ist endlich und es gilt verschiedene Herausforderungen anzugehen. Zielfkonflikte machen das Ganze zusätzlich schwer, kein Fall gleicht dem anderen und man kommt nicht um ein Abwägen herum. Obwohl also Verallgemeinerungen fehl am Platz sind, haben sich 50 führende Forschende im Bereich Landnutzung aus 20 verschiedenen Nationen darauf geeinigt, was es dabei zu beachten gilt.
Warum es schwierig ist
Wie die Universität Bern mitteilt, haben die Forschenden in einer Studie Wissen aus jahrzehntelanger Arbeit vereint, um folgende 10 Punkte festzustellen:
- Welche Landnutzung als gut oder schlecht gilt, hängt von der Gesellschaft ab und ist umstritten: Es herrscht z. B. keine Einigkeit darüber, ob man eine bestimmte Fläche besser für eine Strasse nutzt, um Staus zu vermeiden, oder darauf Getreide sät. Werte sind abhängig von der Perspektive und bestimmen auch politische Entscheide.
- Landnutzung ist ein komplexes System: Konzentriert sich die Politik isoliert auf ein einzelnes Problem, können unbeabsichtigte Schäden für Mensch und Natur die Folge sein. Um beim Beispiel Strasse zu bleiben: Je nach Standort zerschneidet ein neuer Verkehrsweg wertvollen Lebensraum oder besetzt fruchtbaren Boden. Laut den Forschenden können aufgrund der Komplexität abrupte und schwer vorhersehbare Veränderungen auftreten. Ist der Weg ins Laichgebiet plötzlich versperrt, kann das z. B. für eine Amphibienpopulation das Ende bedeuten.
- Veränderungen sind oft irreversibel: Beispielsweise kommen renaturierte Gebiete kaum in denselben Zustand zurück, der einst geherrscht hat. Man könnte hier an Urwälder denken oder Moore, deren Torfböden nach der Trockenlegung verschwunden sind.
- Flächengrösse ist nicht gleich Wirkung: Wenn z. B. in einer Stadt viele Menschen leben, hat diese trotz ihrer vergleichsweise kleinen Fläche eine massiv grössere (negative) Wirkung auf die Umwelt, als etwa ausgedehnte Weiden.
- Globale Verbindungen: Die Globalisierung hat die Welt derart vernetzt, dass Entscheide an einem Ort sich in weiter Ferne auswirken können. Würde man beschliessen, in der Schweiz den Import von Spargeln im Februar zu verbieten, wären die bisherigen Lieferanten in Mexiko betroffen.
- Alles Land wird genutzt: Ob direkt und sichtbar oder scheinbar unberührt, menschliche Aktivität wirkt sich überall aus. Selbst unbewohnte Gebiete sind mit den Menschen verbunden, sei es durch verfrachtete Schadstoffe oder Wettersysteme.
- Win-Win-Situationen sind selten: Soll eine Fläche anders genutzt werden, braucht es eine Abwägung. Kompromisse sind kaum zu vermeiden und wie sie gelöst werden, hängt von Wertvorstellungen ab.
- Besitz- und Nutzungsänderungen sind oft unklar: Es gibt verschiedene Rechtslagen dazu, wer über Land bestimmt, es nutzen darf oder Zugang dazu hat. Sie können sich überschneiden, was das Ganze noch komplizierter macht.
- Nutzen und Lasten sind ungleich verteilt: Weltweit besitzt eine kleine Anzahl Menschen einen unverhältnismässig grossen Teil an Landfläche und Bodenwert.
- Soziale und ökologische Gerechtigkeit werden nicht einheitlich verstanden: Es gibt keine alleinige Gerechtigkeit, die für alle Menschen gleichermassen fair wäre, da man darunter Unterschiedliches verstehen kann.
Land ist der Schlüssel
«Wie wir unser Land nutzen, wird darüber entscheiden, ob die Menschheit die Herausforderung meistern kann, mit dem Klimawandel auf gerechte Art umzugehen, den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und menschenwürdige Lebensgrundlagen für alle zu schaffen», wird einer der Hauptautoren der Studie zitiert. Man hoffe, mit dieser Zusammenstellung von Fakten eine solidere Grundlage für internationale Gespräche schaffen zu können. Dass sich die Politik International über Landnutzung und Nachhaltigkeit unterhält, ist aus Sicht der Forschenden dringend notwendig.