AboDas Schweizer Mittelland ist stark landwirtschaftlich geprägt. Hier wurde bezüglich ökologischer Infrastruktur ein grosses Defizit festgestellt.Strategie BiodiversitätBeschluss bekommt Risse: Was wird nun aus der Ökologischen Infrastruktur?Dienstag, 19. Dezember 2023 «Das muss sich ändern», stellt Pro Natura in einer Mitteilung fest. Ein Jahr ist seit der Unterzeichnung des Montreal-Abkommens vergangen, mit dem sich die Schweiz zu einem Strauss aus Massnahmen bekannt hat. Das Ziel der rund 200 unterzeichnenden Staaten: Das akute Artensterben zu bekämpfen und die fortschreitende Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen zu stoppen. «Anstatt mit effektivem Naturschutz versucht die Schweiz dieses Ziel mit geschönten Zahlen zu erreichen», kritisiert Pro Natura.

Falschen Eindruck erweckt

Der Umweltverband wirft dem Bundesrat und dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) vor, Zahlenspielerei zu betreiben statt sich um die echte Erreichung des «30by30»-Ziels zu bemühen. Dieses Ziel sieht vor, bis 2030 30 Prozent der weltweiten Landes- und Meeresfläche für die Biodiversität unter Schutz zu stellen. In der Schweiz würden nun aber in einem Bericht des Bundes auch Gebiete, deren Schutzwirkung minim oder zeitlich begrenzt sei, zu dieser Vorgabe angerechnet. «Das ist unverantwortlich», findet Pro Natura. Denn damit werde der Eindruck erweckt, der Natur in der Schweiz gehe es gut. «Während in Tat und Wahrheit die Hälfte aller einheimischen Lebensräume sowie ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten hierzulande bedroht sind.»

Nur 8 Prozent wirklich nützlich

Pro Natura verlangt eine neue Analyse, die der Bund mit Sorgfalt sowie nachvollziehbaren und international anerkannten Kriterien ausführen soll. Man habe selbst eine Untersuchung vorgenommen und komme zu dem Schluss, dass lediglich 8 Prozent der angegebenen Schutzflächen wirklich den geforderten Schutz für die Biodiversität bieten. Bundesrat Albert Rösti hatte von 23 Prozent gesprochen.

«Es braucht unbedingt mehr statt weniger Naturschutz», schreibt Pro Natura und ruft daher zu einem Ja zur Biodiversitäts-Initiative auf.

 

«Massive Anstrengungen nötig»

Eine «erschreckende Bilanz» zieht in dieser Sache auch BirdLife. Der Verband verweist neben dem bekannten «30by30»-Ziel auch auf die anderen Ziele im Rahmen des Montreal-Abkommens. So gehe es dabei auch um die Wiederherstellung degradierter Ökosysteme, ein nachhaltiges und biodiversitätsfreundliches Wirtschaften in allen Sektoren sowie die volle Integration der Biodiversität in Politik, Gesetze und die volkswirtschaftliche Buchhaltung.

«Die Schweiz hat in Bezug auf alle oben genannten Ziele einen sehr hohen Handlungsbedarf», teilt BirdLife mit. Weder unsere Lebensgrundlagen noch die Lebensgrundlagen der kommenden Generationen liessen sich mit Statistik-Übungen besser schützen.