Man toleriere unauffällige Wölfe, sofern die nötige Unterstützung von Gesellschaft und Politik gewährleistet sei, hält der Verein Alpwirtschaf Bern fest. Wo möglich würden auch Herdenschutzmassnahmen umgesetzt, wenn sie von Bund und Kantonen vollständig finanziert würden. Im offenen Brief des Verbands klingt aber Frustration durch und die Angst, dass mit weiter wachsenden Wolfsbeständen die Konflikte noch zunehmen werden. Für ein langfristiges Überleben sowohl der multifunktionalen Landwirtschaft als auch der Grossraubtiere brauche es klare und schnell greifende Rahmenbedingungen.
Die Sorgen ernst zu nehmen
Mit dem offenen Brief fordert der Verein Alpwirtschaft Bern Politiker aller Ebenen auf, Sorgen und Ängste der Tierhaltenden ernst zu nehmen. Es werden folgende Forderungen gestellt:
- Eine rasche Umsetzung der parlamentarischen Initiative 21.502, um Wolfsbestände regulieren zu können.
- Angriffe auf Haustiere, geschützte Nutztiere, Nutztiere in nicht schützbarem Gebiet und Annäherungen an Siedlungen, Einzelhöfe und Menschen dürfen nicht toleriert werden.
- Sämtliche Aufwände, die im Zusammenhang mit der Grossraubtierpräsenz entstehen, sind durch die öffentliche Hand vollständig zu finanzieren.
- Die Fachkompetenz der Kantone darf nicht vom Bund angezweifelt werden.
- Anträge des Kantons für einen Abschuss sollen innerhalb einer Woche bewilligt werden.
- Der Kanton Bern soll bis Ende Sommer 2022 alle Weideflächen als schützbar oder nicht schützbar einstufen.
Mischherden seien nicht zumutbar schützbar
Weiter hält der Verband fest, bei Rissen in Mischherden mit Rindvieh müssten die Tiere immer als geschützt gelten. Schliesslich seien Rindviehherden laut Agridea nicht zumutbar schützbar. Auch müssten Tiere, die als Folge der Präsenz von Grossraubtieren versprengt sind und dadurch umkommen, dem jeweiligen Wolf angelastet und entsprechend entschädigt werden.
78 Grossrätinnen und Grossräte schliessen sich den Forderungen im offenen Brief mit ihrer Unterschrift an.