Die kantonale Initiative «Wildhüter statt Jäger» will die Milizjagd der 1500 Jäger im Kanton Zürich verbieten. Statt ihnen sollen 30 bis 50 Wildhüter die Regulierung des Wildtierbestandes vornehmen. Dabei sollen aber Abschüsse nur noch dann zulässig sein, wenn alle erdenklichen Massnahmen gegen Wildtierschäden, z. B. ein Zaun, ergriffen worden sind.

 

Der Kantonsrat hat bereits im März einstimmig dagegen gestimmt. Die Zürcher Regierung hat offiziell ein Nein empfohlen, und sämtliche Parteien im Kantonsrat haben die Nein-Parole beschlossen. Einzige Befürworter sind die Tierpartei Schweiz und der Zürcher Tierschutz.

 

Das fordern die Initianten

 

Die Initianten fordern eine Revolution. In ihren Augen funktioniert das bestehende System nicht. Beziehungsweise lasse es der Natur zu wenig Freiraum. Einen ganzen Katalog an Systemfehlern zählt Marianne Trüb, die Wortführerin der Initianten, auf:

 

  • Kompetenz: Die Jäger seien unprofessionell und es würden zu viele Fehlschüsse passieren.
  • Selbstjustiz: Eine unabhängige Instanz zur Aufsicht der Jäger fehle gänzlich. Die Jäger zählten den Wildbestand im eigenen Revier selbst. Die kantonale Jagdverwaltung bestehe aus Jägern, und Markus Kägi, der Vorsteher des Baudepartements, sei ebenfalls Jäger und somit befangen.
  • Auftrag nicht erfüllt:Trotz Auftrag und Überwachung der Jagdverwaltung sei gut die Hälfte der Waldgebiete im Kanton Zürich zu stark von Schäden durch Verbiss von Wildtieren gezeichnet. Dies zeige die Verjüngungskontrolle 2017.
  • Umweltschädlich:Jäger würden ungehindert auf Waldwegen fahren, auf denen für alle anderen Bürger Fahrverbot herrsche.
  • Egoistische Motive:Treibjagden seien rein gesellschaftliche Anlässe und Hetze nach Trophäen. Da fehle der Dienst an der Allgemeinheit.

 

Argumente der Gegner

 

Dagegen ziehen die Förster und Waldbesitzer, Bauern und Jäger an einem Strang. Sie sind sie sich einig, dass die Initiative im Falle einer Annahme schwerwiegende negative Konsequenzen hätte:

 

  • Zu teuer: Die Kosten von geschätzten 30 Mio für die Löhne der Wildhüter würden diejenigen, die der Kanton heute für die Jagd aufwirft (1 Mio Franken), bei Weitem übertreffen.
  • Qualitative Abwertung:30 Wildhüter könnten nie die Aufgaben übernehmen, die heute 1500 Jäger machen. Die Jäger kennen ihr Gebiet, seien bei einem Wildunfall zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Stelle und stünden mit den Förstern und Waldbesitzern im Dialog.
  • Mehraufwand: Bauern müssten mittels Zäunen und weiteren Massnahmen zu verhindern versuchen, dass Wildschäden passieren. Das würde erheblichen Mehraufwand bedeuten.
  • Professionelle Organisation: Die Wildzählung erfolge auf professionellem Niveau. Die Ausbildung der Jäger dauere zwei Jahre und jährlich müsse die Schiessprüfung abgelegt werden. Die Jäger leisteten jährlich 400'000 Stunden gemeinnützige Arbeit.
  • Zürich ist kein Wildpark:Eine natürliche Regulierung des Wildbestandes könne in einem derart dicht besiedelten Gebiet wie dem Kanton Zürich nicht funktionieren und bringe das Ökosystem in Wald und Feld aus dem Gleichgewicht.

 

Nadine Baumgartner