Mit welchen Gärgasvorkommen muss ich beim Silieren rechnen?

Kohlendioxid CO2 entsteht durch die Veratmung des im Futterstock vorhandenen Sauerstoffs durch aerobe Mikroorganismen. Bereits wenige Stunden nach dem Silierbeginn ist der komplette Sauerstoff im Gärraum durch CO2 ersetzt.

Das Vorhandensein des farb- und geruchlosen Gases kann über die menschlichen Sinne nicht wahrgenommen werden. Das Einatmen von CO2 führt je nach Konzentration rasch zu Kopfschmerzen/Schwindel über Bewusstlosigkeit bis hin zum Ersticken.

Nitrose Gase NOX sind ein Gemisch aus unterschiedlichen Stickoxiden und werden beim Abbau von Nitrat im Futter gebildet. Sie fallen durch einen sehr unangenehmen, stechenden Geruch und eine bräunlich-orange Farbe auf.

Je nach Konzentration und Dauer des Kontaktes mit nitrosen Gasen können Reizungen und Verätzungen von Augen, Schleimhäuten sowie Atemwege bis hin zu lebensbedrohlichen Lungenödemen und Atemlähmungen entstehen.

Achtung: Gärgase bilden sich bei allen Siliervorgängen - nicht nur im Hochsilo

Die Gashaube, die sich nach dem Einsilieren des Fahrsilos unter der Unterziehfolie bildet, darf unter keinen Umständen abgelassen werden. Insbesondere in geschützten Lagen, bei Windstille und in Senken muss auch hier mit erhöhten Gaskonzentrationen gerechnet werden.

Besteht der Verdacht eines erhöhten Austrittes von Gärgasen aus dem Fahrsilo, muss der Bereich um das Silo grosszügig abgesperrt werden, bis sich die Siliervorgänge stabilisiert haben. 

Gärgase können sich auch nach dem Öffnen der Silagebehälter durch Nachgärungen bilden - daher muss während der Entnahmezeit stets die ausreichende Belüftung vor dem Betreten des Silierraums sichergestellt werden.

Hochrisiko Nachsilieren

Durch den oftmals unterschätzten raschen Anstieg des CO2-Gehaltes passieren viele Gärgasunfälle beim Nachsilieren - etwa, wenn ein Hochsilo am nächsten Tag nochmals geöffnet wird und eine Person einsteigt, um Futter zu verteilen, ohne dass vorher eine genügende Belüftung sichergestellt wurde. Die korrekte und ausreichende Belüftung der Silierräume vor dem Betreten ist hier von lebenswichtiger Bedeutung.

Wie kann ich feststellen, ob im Silo bereits Kohlendioxid vorhanden ist?

Da der CO2-Gehalt bereits ab dem Beginn des Einsilierens kontinuierlich steigt, muss von der ersten Stunde an und zu jeder Zeit mit gefährlichen Gas-Konzentrationen gerechnet werden. Die für den Menschen tödliche Konzentration von 10%-Vol CO2 kann ausschliesslich mit speziellen Messgeräten festgestellt werden.

Der Kerzentest genügt nicht, da die Kerzenflamme aufgrund des Restsauerstoffs auch dann noch brennt, wenn der CO2-Gehalt die 10%-Vol bereits überschritten hat.

Was muss ich beim Öffnen und Betreten von Silierräumen beachten?

Verbunden mit der Absturzhöhe ist vor allem das Öffnen von Hochsilos riskant. Da die Gärgase schwerer sind als Luft, fliessen sie beim Öffnen der Luken nach unten ab. Die arbeitende Person muss daher unverzüglich nach dem Öffnen der Luke nach oben wegsteigen. Anschliessend muss der Silodeckel geöffnet werden, damit genügend frische Luft nachströmen kann. Erst nach erfolgtem Luftaustausch darf der Silierraum betreten werden.

Achtung bei nach innen öffnenden Luken: Sie können durch Futter blockiert werden. Beim Abstieg in den Silo zum Entfernen des Futters vor der Luke begibt sich die Person unweigerlich in den Gassee. In diesem Fall muss der Silierraum zuvor aktiv durch ein Gebläse/Belüftung zwangsbelüftet werden.

Tiefsilos müssen zwingend vor jedem Betreten durch ein Gebläse/Belüftung zwangsbelüftet werden, da hier durch die oftmals fehlenden oder weit auseinanderliegenden Seitenluken die Gärgase nicht abfliessen können. Es empfiehlt sich, eine geeignete Belüftung fest zu installieren, bzw. nachzurüsten.

Drittpersonen sollten vor dem Öffnen von Silierräumen aus dem unmittelbaren Bereich der abfliessenden Gärgase weggeschickt werden.

Cornelia Stelzer/BUL