Seit 2006 werden potenzielle KB-Eber der Mutterlinienrassen Edelschwein (ES) und Schweizer Landrasse (SL) auf der Allmend in Sempach LU aufgezogen. Künftig werde dies auch bei den Vaterlinienrassen Premo, Duroc und Piétrain der Fall sein, verkündete die Suisag Mitte Woche.
Eberzüchter unter Druck
Die Suisag betreibt in enger Zusammenarbeit mit den Kernzuchtbetrieben das Schweizer Zuchtprogramm. Das Umfeld ist herausfordernd. Die Schweineproduktion in der Schweiz ist rückläufig und werde auch in den kommenden Jahren weiter abnehmen, schreibt der Genetik-Anbieter. Mit Konsequenzen für die Eberzüchter unter den Kernzuchtbetrieben. Ihre Absatzmärkte, Verkauf an die Suisag als KB-Eber oder an Berufskollegen als Deck- und Sucheber, werden nicht grösser.
Dafür gibt es mehrere Gründe. So wird in der Tendenz auf weniger, dafür grösseren Betrieben mit schweizweit insgesamt aber weniger Sauen auch weniger Fleisch produziert. Der Spermaabsatz der Suisag ist davon unmittelbar betroffen, was eine Reduktion der Anzahl angekaufter Eber für die KB-Station zur Folge hat. Zudem gehen weniger Vaterlinieneber als Deck- und Sucheber zu Berufskollegen.
Gutes Dutzend Züchter
Eber der Rassen Premo, Duroc und Piétrain werden heute für 3000 bis 3500 Franken an die Suisag bzw. für etwa 1200 bis 1700 Franken an Berufskollegen verkauft. Premo-Eber werden noch auf acht Höfen gezüchtet, Bei Duroc und Piétrain sind es je deren drei. Rund 120 Vaterlinieneber kauft die Suisag jährlich für ihre beiden Stationen in Knutwil LU und Wängi TG. Zudem werden gemäss Schätzungen schweizweit jährlich noch rund 400 Deckeber direkt an Mastferkelproduzenten verkauft. Die Suisag fördert die Eberzüchter finanziell mit Zahlungen für Zuchtwürfe und typisierte Eberferkel bzw. feldgeprüfte Eber. Seit Juli 2023 unterstützen auch die Mastferkelproduzenten mit einem Zuchtzuschlag auf Vaterliniensperma Massnahmen zum Erhalt der Eberzucht.
Ankauf im Jager-Alter
«Um die Zukunft der Vaterlinieneber in der Schweiz zu sichern, hat der Verwaltungsrat der Suisag an der letzten Sitzung nach Rücksprache mit den Vaterlinienzüchtern und dem Produzentenverband Suisseporcs entschieden, eine zentrale Vaterlinienaufzucht aufzubauen», schreibt die Suisag. Konkret werden künftig alle potenziellen Zuchteberkandidaten bereits mit 20 bis 35 kg angekauft und in den Stallungen in Sempach aufgezogen. Mit rund 120 bis 150 kg wird dann entschieden, welche Eber in die KB-Station kommen. Der Strategiewechsel kommt nicht überraschend. Bei den Mutterlinienebern wurde dieser Weg bereits 2006 eingeschlagen und hat sich offenbar bewährt. Die Eberzüchter profitieren bei diesem Konzept durch stabile Einnahmen und können einen Teil der Aufgaben an die Suisag abgeben. Ein Grossteil der Eberzüchter habe sich für die zentrale Eberaufzucht ausgesprochen. Den anderen stehe es offen, weiterhin im bisherigen System Eber zu liefern.
Investition in Sempach
«Durch eine zentrale Vaterlinienaufzucht wollen wir zudem sicherstellen, dass wir auch in Zukunft laufend ausreichend züchterisch gute Eber der gewünschten Rassen für die KB-Station und somit für unsere Kunden ankaufen können», sagt Nadine von Büren, Leiterin Geschäftsbereich Zucht. Mit dem Anpassen der Stallungen in Sempach wird noch in der ersten Jahreshälfte 2024 begonnen. Es sind Investitionen in der Grössenordnung von mehreren Hunderttausend Franken geplant, sagt Suisag-Geschäftsführer Matteo Aeppli auf Nachfrage. Auswirkungen auf Spermapreise seien durch die Neuorganisation nicht zu erwarten. 2026 soll die zentrale Eberaufzucht in Betrieb gehen.