An der heutigen Delegiertenversammlung der Bio Suisse stand eine angestrebte Kraftfutter-Reduktion der bisher höchstens erlaubten 10% um 5 auf maximal 5% bis 2022 auf der Traktandenliste. Ab 2022 werden Wiederkäuer also gemäss Richtlinien einen Anteil von maximal fünf Prozent Kraftfutter wie Getreide und Eiweisskomponenten fressen. Die Mühlennebenprodukte wie Kleie und Futtermehl werden ab dem gleichen Datum zum Grundfutter gerechnet.

Im gleichen Zeitraum soll auch umgestellt werden auf 100% einheimisches Futter. Per 2020 muss mindestens neunzig Prozent des Futters für Wiederkäuer aus Schweizer Knospe-Produktion stammen, per 2022 sollen es hundert Prozent sein.

Abstimmung in zwei Teile getrennt

Die vom Vorstand vorgeschlagene Richtlinienänderung gab einiges zu diskutieren, wie man sich das von der meist sehr lebhaften Knospe-DV längst gewöhnt ist. Zuerst ging es um zwei Anträge der Bärner Bio Bure und von Bio Jura. Diese verlangten, dass der Antrag des Vorstands aufgespaltet wird in eine Abstimmung über die Kraftfutterreduktion und eine zweite über reine Schweizer Fütterung. Dies wurde mit grossem Mehr angenommen. In der Folge stimmten mehr als zwei Drittel der Delegierten für die Kraftfutterreduktion um 5% auf 5% bis 2022.

Emotionaler wurde es bei der Frage nach 100 Prozent Schweizer Knospe-Futter ab 2022. Trotzdem setzte sich auch hier der Vorstand durch. Ein Antrag von Bio Liechtenstein (90% Schweizer Kraftfutter ab 2020, Entscheid über 100% erst, wenn mehr Zahlen vorliegen) überlebte die Abstimmung nicht. Bio Jura wiederum wollte ab 2022 noch einen Anteil von maximal zehn Prozent importiertem Knospe-Futter zulassen (ausgenommen Mühlenebenprodukte), scheiterte damit aber ebenfalls.

Durch die Reduktion des Kraftfutters wird laut Bio Suisse der Grundsatz konkretisiert, dass die Fütterung der Nutztiere die menschliche Ernährung nicht direkt konkurrenzieren soll. Zudem werde mit dem Entscheid die inländische Futterproduktion gestärkt, teilt die Knospe-Dachorganisation im Anschluss an die DV mit.

Stimmfreigabe bei Ernährungssouveränität -
Ja zu Fair-Food

Nicht durchsetzen konnte sich der Vorstand bei den Abstimmungsparolen. Gegen seinen Willen entschieden sich die Delegierten bei der Fair-Food-Initiative der Grünen für die Ja-Parole. Der Vorstand wollte eine Stimmfreigabe.

Bei der Ernährungssouvernitätsinitiative der Uniterre wollte der Vorstand gar die Nein-Parole ergreifen. Hier setzte sich aber nach einer langen Diskussion mit vielen Voten ein Antrag auf Stimmfreigabe durch.

jw