Sie hatte einen Plan, einen «Businessplan: Mord». Monika Mansour wuchs auf einem Bauernhof in Embrach ZH auf, wurde Optikerin und Cowgirl, träumte aber vor allem von einem: Dem Autorenleben. Mit ihrem 800seitigen Erstling scheiterte die Zentralschweizerin grandios, kein Verlag war interessiert. Und doch hielt sie an ihrem Plan fest, bildete sich autodidaktisch weiter.

Heute ist sie Bestseller-Autorin und hat soeben ein Buch herausgebracht, wo sie von ihrem Alltag als Krimiautorin erzählt und vor allem ihre Erfahrungen und Tipps weitergibt für all die, die den gleichen Traum hegen. «Businessplan: Mord» ein Buch von Monika Mansour mit Geheimtipps von weiteren bekannten Krimiautoren (siehe Kasten). 

Das Leben auf dem Bauernhof ist einerseit idyllisch und doch hat es Sie inspiriert?

Als Kind auf einem Bauernhof herumzutoben war super. Es war eine glückliche Zeit, die ich sicher auch meinen tollen Eltern zu verdanken habe. Dieses Landleben brachte außerdem seine spannenden, ja fast makabren Seiten mit sich. Unser Hof im Grünen war wie eine Insel im Sumpf der Ausgestossenen.

Nur ein paar hundert Meter die Straße hoch durch den Hardwald gab es eine psychiatrische Klinik, eine Drogen-entzugsanstalt für Jugendliche und ein Bundesasylzentrum. Betten brannten fast wöchentlich in der Klinik – ich weiß dies so genau, weil mein Vater bei der Feuerwehr war. AAction rund um den Hof gab es trotz Idylle: Der Hardwald war aus mir unerklärlichen Gründen jener Ort, wo man hinging, wenn man sich das Leben nehmen wollte. Erhängt, erschossen, den Kopf auf die Bahngleise gelegt – ich habe in meiner Kindheit alles davon mitbekommen, wenn auch nie direkt gesehen. Da kreiste nachts schon mal der Polizeihubschrauber über unserem Hof, am Boden begleitet von Wagen mit Blaulichtern. Meist suchten sie nach einem ausgebrochenen Insassen der geschlossenen psychiatrischen Klinik. Auf unserer Kuhweide lieferten sich zwei Männer eine Messerstecherei. Es gab ein Autorennen an unserem Hof vorbei. Im Wald fiel dann ein Schuss, bevor beide Wagen wieder die Straße hoch zurückrasten. Ich habe keine Ahnung, was damals genau vorgefallen war. Der Fall hat sich nie aufgeklärt. Vielleicht haben all diese Erinnerungen meine Fantasie beflügelt, um Krimiautorin zu werden?

Ein Buch zu veröffentlichen ist der Traum von vielen, wie haben Sie es geschafft, dass Sie zu einer gefragten Autorin wurden mit sechs veröffentlichten Büchern?

Dazu brauchte es Ausdauer, einen starken Willen, eine gute Portion Vertrauen in die eigenen Texte aber auch sehr viel Lernbereitschaft und die Fähigkeit, Kritik anzunehmen und umzusetzen. Niemand wird als Bestsellerautor geboren. Es steckt viel Arbeit hinter jedem Erfolg, und natürich auch das Glück, tatsächlich von einer Agentur oder einem Verlag aus der Masse an unveröffentlichten Manuskripten heraus, entdeckt zu werden. Dieses Glück hat bei mir sieben Jahre auf sich warten lassen, bis ich endlich mein erstes, gedrucktes Buch in Händen hielt.

Wie lebt es sich so als Krimiautorin und was macht man da den ganzen Tag?

Es lebt sich ganz unspektakulär. Mein 'Brotjob' im Büro, der Haushalt und die Familie machen wohl 70-80% des Alltags aus. Doch die Stunden, die ich ungestört vor dem PC verbringen darf sind für mich wie ein Sechser im Lotto. Ich liebe diese Stunden! Meistens kann ich mir so etwa dreimal die Woche einen Morgen für's Schreiben freihalten. Habe ich Texte zu überarbeiten, so kann ich dies auch über den Tag verteilt einbauen. Der Alltag als Krimiautorin ist also absolut unblutig und unspektakulär. Die Spannung entsteht einzig im Kopf, aber dort kann ich sie so richtig ausleben.

Haben Sie das Morden nie satt?

Im Krimi geht es um die Aufklärung eines Verbrechens. Leser wie Verlag erwarten eigentlich einen Todesfall. In meinem letzten Krimi 'Luzerner Totentanz' gibt es keinen klassischen  Mord und der Todesfall kommt erst am Ende des Buches. Vielleicht hatte ich das Morden auf Papier tatsächlich etwas satt, als ich den Plot für dieses Buch entworfen habe. Mein Ziel war es, ein Buch zu schreiben, das extrem spannend und temporeich ist, aber ohne die Bilder von Leichen, blutspritzenden Verbrechen und Grausamkeiten auskommt

Warum haben Sie diesen Schreibratgeber gemacht?

Schreibratgeber haben mich auf meinem Weg zur Autorin begleitet, ich lese noch heute gute Ratgeber. Hinter dem Entwerfen und Schreiben eines Buches steckt eine grosse Menge theoretisches Wissen. Es gibt viele 'Werkzeuge', die man gezielt einsetzen kann, um den eigenen Text besser zu machen. Was ist ein Plot? Wie halte ich den Spannungsbogen hoch? Wie werden meine Charaktere lebendig? Wie vermeide ich Klischees? Wie verbessere ich meinen Schreibstil? Wie verkaufe ich mein Manuskript? Vor welchen Fallen muss ich mich in Acht nehmen? Ich möchte Menschen, für die Schreiben ebenso Leidenschaft ist, mein Wissen weitergeben und ihnen vielleicht helfen, auf dem Weg zu eigenen Buch.

Im Buch geben auch noch neun weitere Krimiautoren Auskunft - war das schwierig, sozusagen die 'Konkurrenz' ins Boot zu holen? Kennt man unter Krimiautoren überhaupt so eine Konkurrenz?

Konkurenz bereichert - ist meine Meinung. Die meisten anderen Krimiautoren kenne ich persönlich oder war zumindest durch die Sozialen Medien in Kontakt mit ihnen. Ich darf jetzt mal behaupten, dass wir es sehr gut untereinander haben und uns auch gegenseitig den Erfolg gönnen. Ihre tollen Schreibtipps in 'Businessplan: Mord' haben den Schreibratgeber noch einmal aufgewertet. Denn Schreiben ist etwas sehr persönliches und jeder Autor packt diese Aufgabe anders an. Die Tipps zeigen einem Leser auch auf, wie andere Autoren das machen.

Ist das Buch nur für Leute, die selber ein Buch oder Krimi schreiben wollen - oder ganz einfach auch für Krimifans?

Für alle, die daran interessiert sind, wie ein Krimi entsteht und was alles hinter einem Papiermord steckt. Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil erzähle ich meinen Lebensweg, wie ich als Bauerntochter zur Optikerin wurde, im Gastgewerbe und am Flughafen arbeitete, tätowierte und Buchhaltung führte, auf Reisen ging um letztlich meinen Traum als Autorin leben zu dürfen. Der zweite Teil behandelt das Schreiben selbst und ist als Dialog zwischen dem Leser und mir als Autorin aufgebaut und mit Tipps von bekannten Schweizer Krimiautoren angereichert. Darin gebe ich mein Wissen über Stil, Plot, Aufbau, Spannung, Charaktere, Recherche, Überarbeitung und Vermarktung weiter. Im dritten Teil sind Hilfsmittel und Tabellen eingefügt, die ich persönlich beim entwerfen einer Geschichte benutze.

Interview Katrin Sutter