Der Zucker
gehalt der Rüben war 2015 zwar hoch, aber die Ernte klein und die
Rübenpreise tief. Trotz riesigem Aufwand sind die Rübenbauern auf praktisch keinen Verdienst gekommen. Urs Denzler, Präsident der Ostschweizerischen Vereinigung für Zuckerrübenanbau (OVZ), fasste die Situation an der Generalversammlung vom Mittwoch in Wülflingen mit diesen Worten zusammen: «Süsse Rüben – saure Zeiten.»
Einfachere Strukturen für schwierige Zeiten
Vor diesem Hintergrund ist auch der Antrag von Karl Hahn vom Komitee «Rettet den Schweizer Zucker» zu verstehen: Er forderte, dass die Auflösung der beiden Regionalverbände Ostschweizerische Vereinigung für Zuckerrübenanbau und Westschweizerische Vereinigung der Zuckerrübenpflanzer (WVZ) geprüft und vorbereitet werden soll. Die Regionalverbände seien im bereits bestehenden Schweizerischen Verband der Zucker
rübenpflanzer (SVZ) zusammenzuschliessen.
Karl Hahn begründete seinen Antrag unter anderem damit, dass in schwierigen Zeiten die Verbandsstrukturen einfacher werden sollen. Bei einem Zusammenschluss würden Doppelspurigkeiten wegfallen, eine einzige Geschäftsstelle würde effizienter arbeiten. Mit einem einzigen Verband würde zudem der Gedanken der Soli-darität gestärkt, was dessen
Gewicht in der politischen
Diskussion erhöhe. Nur mit einem geeinten Verband könne eine Zweiwerk-Strategie weitergefahren werden.
Ostschweiz braucht eine starke Standesvertretung
OVZ-Geschäftsführer Andreas Guyer argumentierte, es sei anzunehmen, dass ein einziger und professioneller arbeitender Verband Mehrkosten verursachen werde. Die Anbaubereitschaft der Westschweizer Rübenpflanzer sei höher als jene der Ostschweizer. Zudem sei die Verwaltung der Schweizer Zucker AG auf Aarberg fokussiert. Eine starke Standesvertretung für die Ostschweiz sei deshalb unverzichtbar. Der Antrag verlange lediglich die Prüfung einer
Zusammenlegung und setze kein zeitliches Ziel. Der Vorstand wolle sich diesem Anliegen nicht widersetzen und verzichte deshalb auf eine Abstimmungsempfehlung.
Thema ist wohl noch nicht vom Tisch
Im Verlaufe der Diskussion votierte ZBV-Präsident Hans Frei für eine Konzentration der Kräfte. Mit einem Zusammenschluss würden alle Rübenbauern zusammenstehen. So habe man die besseren Karten in der Hand. Ob es sinnvoll sei, sich in schwierigen Zeiten mit sich selbst zu beschäftigen, lautete die Gegenfrage? Die Abstimmung fiel dann aber so aus, dass das Thema wohl weiterhin auf dem Tisch bleibt: Der Antrag wurde bei zehn Enthaltungen mit 44 zu 33 Stimmen
abgelehnt.
Konrad Wehrli folgt auf Bob Schnyder
Im Laufe der Versammlung wurden sämtliche traktandierten Geschäfte angenommen. Für den nach neun Jahren zurück-tretenden Bob Schnyder wurde Konrad Wehrli aus Schaffhausen in den Vorstand gewählt. Viel zu reden gab im Verlaufe der Versammlung die mangelnde Auslastung des Werks in Frauenfeld und die Absicht der Schweizer Zucker AG, in Frauenfeld Biorüben aus Süddeutschland zu verarbeiten.
Die Zahl der Rübenpflanzer im Einzugsgebiet des Werks Frauenfeld hat von 2015 auf 2016 um 13 Prozent auf 2671 abgenommen. Das sei eine beunruhigende Entwicklung, stellte OVZ-Präsident Urs Denzler fest. Der Grund liege wohl darin, dass in der Ostschweiz eine Konkurrenz durch gewinnbringendere Kulturen bestehe. Für den anspruchsvollen und risikoreichen Anbau von Zuckerrüben genüge ein Deckungsbeitrag nicht, der etwas besser sei als für andere Kulturen. Es gelte, Kosten einzusparen. Vor allem die Transportkosten seien zu hoch. Die gegenwärtigen
Systeme müssten durch neue
ersetzt werden. Denzler kritisierte das BLW, das nicht bereit ist, den Grenzschutz auf Rüben zu erhöhen.
Sinnvolle Importe aus dem
nahen Süddeutschland
Guido Stäger, Direktor der beiden Zuckerfabriken, erläuterte die vielfältigen Gründe für den tiefen Zuckerpreis. Die diesjährige Kampagne habe in Frauenfeld vier Tage weniger lang gedauert. Um das Werk auszulasten, sei es sinnvoll, Biorüben aus dem nahen Süddeutschland zu verarbeiten und den Zucker aus Deutschland sauber abgetrennt wieder auszuführen.
Christian Weber