In den letzten Wochen hören wir immer wieder von festliegenden Kühen und Problemen in der Startphase. Eher ungewöhnlich für diese Jahreszeit. In «normalen» Jahren profitieren die Tiere vielerorts zum jetzigen Zeitpunkt von frischem Weidegras, den darin enthaltenen Vitaminen und auch dem Sonnenlicht. Positive Effekte auf Fruchtbarkeit, Leistung und Stoffwechsel sind die Folge. 

Trotzdem scheint der Zeitpunkt gut, mal wieder auf eine effektive Prophylaxe aufmerksam zu machen, mit der Stoffwechselprobleme in der Startphase verhindert werden können.

Vorbereitung auf die Galtzeit

Eine erfolgreiche Prophylaxe beginnt nicht erst in der Galtzeit. Bereits im letzten Laktations­drittel soll ein spezielles Augenmerk auf die Kondition der Tiere gelegt werden. 

Mit gezielten Massnahmen soll sichergestellt werden, dass die Tiere nicht verfetten. Verfettete Tiere sind beispielsweise aufgrund eines gestörten Stoffwechsels anfälliger für Milchfieber. Folgende Massnahmen können helfen, die Körperkondition im Idealbereich zu halten.

Anpassung Futter: Regelmässige Anpassungen von energiereichen Kraftfuttermitteln oder Leistungsfuttermitteln im letzten Laktationsdrittel können ­einer übermässigen Energie­versorgung und einer allfälligen Verfettungsgefahr entgegen­wirken.

Hohe Persistenz anstreben: Das Anstreben einer möglichst hohen Persistenz – sei es durch Zuchtfortschritt oder durch eine Stützung vonseiten Fütterung – hilft, die Leistung möglichst lange auf stabilem Niveau zu halten. Damit sinkt die Gefahr, dass Tiere zu lange an einer zu guten Grundration gefüttert werden.

Einheitliche Herde: Eine einheitliche Herde vereinfacht die Rationsgestaltung. Dies wird vor allem erreicht, indem nur wenige und in sich ähnliche Stiere in der Herde eingesetzt werden.

Wohlbefinden während Galtzeit

Auch während der Galtzeit lässt sich die Kuh zusätzlich unterstützen. Durch ein hohes Wohlbefinden nimmt die Kuh während der Galtzeit viel Futter auf, behält so ihr Pansenvolumen und kann so in der neuen Laktation viel Futter aufnehmen – ein wichtiger Faktor für einen guten Start in die neue Laktation. Zusätzlich wird mit einem hohen Tierwohl ein tiefes Stressniveau erzielt. Tiere, die nicht unter Stress stehen, fressen und leisten mehr und sind weniger anfällig für Infektionskrankheiten.

Folgende Punkte gilt es zu überprüfen.

Futter: Das Futter sollte immer frisch und schmackhaft sein. ­Einen Fressplatz für jede Kuh zur Verfügung stellen.

Wasser: Jede Kuh kann immer trinken. Das Wasser sollte frisch und sauber sein sowie eine Durchflussmenge von mindestens 20 Litern pro Minute und Tränke gewährleistet sein.

Luft: Für eine ausgezeichnete Lüftung sorgen, Frischluft und kein Durchzug. Ab 21 °C gilt es, Massnahmen gegen Hitzestress zu treffen.

Raum: Sackgassen im Raum vermeiden, für griffige Böden und maximalem Bewegungsraum sorgen.

Ruhe: Möglichst wenig Gruppenwechsel, Abkalben in der Nähe und mit Blickkontakt zur Herde. Einen weichen und trockenen Liegeplatz für jede Kuh gewährleisten.

Licht: Der Stall sollte ausreichend hell sein und über Tageslicht verfügen.

Futtermittel in der Galtzeit

Ebenfalls gibt es einige Fütterungsgrundsätze, die es zu beachten gilt. Die Energiedichte der Ration soll 5,2 bis 5,4 MJ NEL je kg TS betragen. Ausserdem darf nicht vergessen werden, dass auch Galtkühe einen Pro­teinbedarf haben. Hier werden 10 bis 12 % der TS empfohlen. Proteine spielen ebenfalls eine wichtige Rolle für die Immunität der Tiere. 

Bezüglich Mineralstoffversorgung sind tiefe Kalzium- und Kaliumgehalte anzustreben. Zusätzlich sollten Phosphor, Magnesium, Vitamine, Beta-Carotin und Selen ergänzt werden. Ein passender Mineralstoff für die Galtzeit ist gezielt auszuwählen. Ansonsten gelten die Grundsätze der Milchviehfütterung. Beispielswiese möglichst keine abrupten Futterwechsel beim Übergang in die Galt- oder später in die Startphase. Speziell wichtig ist auch, dass das Futter frei von Schimmel und Hefen ist. Eine zu hohe Mykotoxinbelastung kann sich fatal auf Kuh und Fötus auswirken.

Unterstützung nach dem Kalben

Zu guter Letzt können auch nach dem Kalben noch Massnahmen getroffen werden, um den frisch Gekalbten einen guten Start in die Laktation zu bieten. Auch hier spielt der hohe TS-Verzehr wieder eine Rolle. Das Futter muss immer schmackhaft und gut verdaulich sein. Ad-libitum-Fütterung ist ein Muss. Auch die Wasserversorgung muss selbstverständlich sichergestellt werden. Vor allem die Versorgung mit Energie spielt eine grosse Rolle. Das Zurverfügungstellen von schnell verfügbarer Energie minimiert die negative Energiebilanz effektiv. So wird einem starken Fettabbau und einer möglichen Ketose entgegengewirkt. Kalzium muss wieder in grösseren Mengen angeboten werden. Ältere und kritische Tiere können zusätzlich mit Drench, Bolus oder anderem unterstützt werden.

Die Aufzählung ist selbstverständlich nicht abschliessend. Die Haltung und Unterstützung von Milchkühen ist komplex und es spielen unzählige Faktoren zusammen. In vielen Fällen braucht es eine fachkundige Betreuung oder Beratung durch einen Tierarzt – und manchmal auch etwas Geduld.