In ihrer Idealvorstellung wollen Kinder Mami und Papi zusammen auf dem Ofenbänkli sitzen sehen. Immer. Egal, wie alt sie sind. Doch in der Realität sind auch in der Landwirtschaft Ehescheidungen immer häufiger.

«Oft stehen Ehepartner am Ende ihres gemeinsamen Weges, weil sich ihre Werte oder ihre Leben grundlegend voneinander gelöst haben oder weil andere Partner dazu gekommen sind», sagt Katharina Mergenthaler aus Burg AG. Sie ist Kinesiologin und Kindergärtnerin.

Doch eines sei dabei wichtig: «Sie bleiben Eltern. Zwei Menschen, die sich einmal geliebt haben und eine Familie gegründet haben. Eltern, die die Verantwortung für ihre Kinder tragen.» Je erwachsener und reifer die Paare mit der Situation umgehen, desto leichter und natürlicher wird eine neue Familiensituation für alle Beteiligten, insbesondere für die Kinder.

Fokus auf die Kinder

«Die beste Voraussetzung für ein gutes Miteinander während und nach der Trennung ist, wenn beide Partner das Wohl der Kinder im Fokus haben und nicht die Gründe der Trennung», erklärt die Fachfrau weiter, selbst Mutter von zwei mittlerweile erwachsenen Söhnen und zum zweiten Mal verheiratet. Dazu braucht es gegenseitigen Respekt und Achtung.

«Beide Teile sollten sich immer bewusst sein, dass das Abwerten der ehemaligen Partner stets auch eine Abwertung der Kinder bedeutet, da die Kinder Anteile beider Eltern in sich vereinen.» Zudem bringt man die Kinder in einen Loyalitätskonflikt, der sie unnötig belasten und möglicherweise Verhaltensauffälligkeiten und Störungen auslösen kann. So kann unter Umständen eine schleichende Entfremdung zu einem Elternteil entstehen.

Erwachsene müssen Lösung finden

Weiter braucht es eine gewisse Stabilität bei beiden Eltern, so schwer es auch sein kann. Nicht vergessen darf man zudem, dass die Erwachsenen eine gute Lösung finden müssen, das ist nie die Aufgabe der Kinder.

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«Eine Trennung geht meistens einher mit einem Wechselbad von unguten Gefühlen wie Trauer, Verlust, Ängsten, Wut, Sorgen, Ohnmacht, Überforderung oder Schuldgefühlen», sagt Katharina Mergenthaler weiter. Söhne und Töchter haben feine Antennen und spüren, wenn es den Eltern nicht gut geht. Die Kinder können sich dadurch verunsichert fühlen. Das wiederum kann dazu führen, dass sie ständig die Situationen analysieren und unter Spannung stehen. Die Folge können Rückzug sein, Aggressivität, weniger Energie oder nachlassende Schulleistungen.

Neue Blickwinkel

«Ich halte es für wichtig, dass sich Eltern in solch schwierigen Situationen Hilfe von Fachpersonen holen, um für sich und die Kinder in der Energie und Stärke zu bleiben», sagt Katharina Mergenthaler. «So hat man die Chance, herauszufinden, was genau der Stresspunkt ist, und sich einen neuen Blickwinkel zu einer scheinbar schwierigen Situation zu erschaffen.»

Die Scheidungsrate liegt in der Schweiz bei knapp 40 Prozent. Die Zeiten, als eine Trennung von Ehepaaren für «Versagen» und «Scheitern» standen, sind in den meisten Bereichen unserer Gesellschaft vorbei. Katharina Mergenthaler kennt aus ihrer Arbeit als Kindergärtnerin und Therapeutin Beispiele von Patchwork-Familien und neuen Lebensformen, die durchwegs harmonisch und für alle Beteiligten gewinnbringend sind.

Grosse Umstellung

Allerdings ist wichtig, zu bedenken, dass sich Kinder immer ungefragt in dieser neuen Situation befinden. «Kinder stehen dem Elternteil näher als dessen neuer Partner oder neue Partnerin. Oft reagieren sie mit Misstrauen, Ablehnung und Wut auf die neue Person. Das kann manchmal eine Herausforderung für eine neue Beziehung sein.»

Es brauche Verständnis, Einfühlungsvermögen, Zeit, Geduld, Respekt, Zurückhaltung und Achtung, damit sich Vertrauen und Zuneigung aufbauen können.

«Ein neuer Partner oder eine neue Partnerin sollten nicht den Anspruch oder die Absicht haben, einen Vater oder eine Mutter zu ersetzen.» Eine Scheidung muss nicht das Ende von allem sein, aber es ist eine eingreifende Veränderung, die neue Chancen bieten kann.

Wo Hilfe finden

Auf der Website des SBLV finden sich diverse Hilfsangebote, auch im Falle einer Trennung oder Scheidung. Dazu gehören:

  • Coaches
  • Mediatorinnen und Media­toren
  • Ehe- und Familienberatungsstellen
  • auf Familienrecht spezialisierte Anwältinnen und Anwälte
  • eine landwirtschaftliche Beratung

Eine Trennung mit gegenseitigem Einverständnis wirkt sich nicht nur auf der  emotionalen Ebene, sondern  auch auf die finanziellen Aspekte positiv aus. Eine Scheidung mit gemeinsamen Begehren und Vereinbarung über die Scheidungsfolgen – mit nur einem Anwalt – reduziert die Kosten erheblich gegenüber einer Vereinbarung, die über zwei Anwälte erzielt wird. Auch können Abfindungen mit Darlehen geregelt werden, wenn beide Parteien gut miteinander auskommen. 

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