Die Schlupfwespen der Art Ganaspis brasiliensis werden die Larven der im Obstbau gefürchteten Kirschessigfliege (KEF) parasitieren, so der Plan. Damit will man mittel- bis langfristig dank der Einführung dieses natürlichen Feindes der KEF wieder ein natürliches Gleichgewicht herstellen, teilt Agroscope mit.

Kleinere Populationen als Ziel

Abo«Wenn an allen Schrauben richtig gedreht wird, können wir die KEF in Schach halten», sagt Beat Sprenger. Er bewirtschaftet mit seiner Frau eine Intensiv-Kirschenanlage in Wintersingen BL.KirschenKirschessigfliege sorgt für Probleme: «Das Viech hat das Ende unserer Ernte eingeläutet»Montag, 25. Juli 2022 Agroscope arbeitet für diesen Freisetzungsversuch mit dem Centre for Agriculture and Bioscience International (Cabi) in Delémont JU zusammen. Es werden 800 bis 1000 adulte Schlupfwespen platziert. Das Ziel ist gemäss Mitteilung nicht die Ausrottung des eingeschleppten Schädlings, sondern eine natürliche Verkleinerung der KEF-Populationen. So sollen auch die Schäden in der Landwirtschaft ohne zusätzlichen Einsatz von Pflanzenschutzmittel sinken. «Hilfreich ist das vor allem in Hochstammanlagen, die schwierig zu schützen sind», schreibt Agroscope.

Eine Premiere

Zwar gab es bereits früher Freisetzungsversuche, bei denen mit exotischen Schlupfwespen gearbeitet worden ist. Zu nennen wären Einsätze gegen die Marmorierte Baumwanze oder die Bananenschmierlaus. Im Gegensatz zu den dort verwendeten Arten kommt Ganaspis brasiliensis in der Schweiz aber bisher nicht vor. Das macht diese Versuche zur Premiere hierzulande. Erfahrungen aus dem Ausland, aus Italien, der USA und kürzlich aus Frankreich, würden allerdings optimistisch stimmen.

Die Schlupfwespe ist spezialisiert

Ganaspis brasiliensis stammt wie die KEF selbst aus Asien. Vor der Freisetzung gab es langjährige Untersuchungen, die negative Auswirkungen auf die einheimische Biodiversität ausschliessen sollen. Die Ergebnisse haben gemäss Agroscope gezeigt, dass die Schlupfwespenart tatsächlich auf die KEF spezialisiert ist. Dass sie die Larven heimischer Fruchtfliegenarten parasitiere, sei daher «höchst unwahrscheinlich».