Für Sabrina Stadelmann ist es ihr Lieblingsplatz und vielleicht auch ein Kraftort. Eine Bank über einem Felsvorsprung auf der Alp «Bodenhütte», die zum Betrieb in Sörenberg gehört. Ein grosses Holzkreuz und eine atemberaubende Aussicht ins Tal. «Hier habe ich den Überblick», sagt sie. «Hier sind unsere Hochzeitsfotos entstanden und sind wir viel mit den Kindern.»

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«Ich war ein richtiges Stadtmädchen»

DossierWir sind für Sie dabei«SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» 2021Montag, 8. November 2021Dass sie einmal Bäuerin sein würde, alle Arbeiten auf dem Betrieb erledigen, «auch stundenlang Mist vertun», war so nicht vorauszusehen. Sabrina Stadelmann wuchs in einem Block im luzernischen Emmen auf. «Ich war ein richtiges Stadtmädchen.» Der Firmgötti ihres Vaters hatte zwar einen Bauernhof in Flühli, ihrem heutigen Nachbardorf, dort half sie ab und zu mit, «aber ich habe immer gesagt, nur keinen Bauer, nur nicht aufs Land.» 

Das Schicksal oder der Zufall, oder wie man es nennen mag, hatte andere Pläne. Sabrina Stadelmann wollte eigentlich Coiffeuse lernen, entschied sich aber nach einer Schnupperlehre für Automechanikerin. «Ich liebe Männer, weil sie so ehrlich und direkt sind. Die sagen es dir einfach, wenn etwas Mist war, aber zwei Minuten später ist es wieder gut.» 

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Steckbrief

Name: Sabrina Stadelmann
Alter: 36
Beruflicher Werdegang: Automechanikerin, Gastgewerbe
LN: 14 ha, Alp mit 207 ha
Tierbestand: 14 Kühe, 12 Stück Jungvieh, Mastkälber, 40 Stück fremdes Vieh

Trotzdem zog es sie nach der Lehre weiter ins Gastgewerbe. «Ich liebe es von Menschen umgeben zu sein und brauchte nach einer langen Beziehung einen Tapetenwechsel.» So verschlug es sie nach Sörenberg hinter eine Bar. 

[IMG 3] Dort kam Marco Stadelmann regelmässig auf einen Kaffee vorbei. «Er war so ein interessanter Mann. Da verliebt man sich halt.» Sie wusste, dass er Postautochauffeur war, aber dass er den elterlichen Betrieb übernehmen würde, erfuhr sie erst später. «Da habe ich erstmal leer geschluckt.» 

Der psychische Druck wurde zu gross

Aber mit Marco konnte sie sich alles vorstellen. Auch Kinder, vorher hätte sie eine eigene Beiz vorgezogen. Heute haben sie Vanessa (6) und Severin (4). Auch die Landwirtschaft hat sie lieben gelernt: «Es ist Lebensinhalt. Ich kann die Kinder immer mitnehmen, mein Mann ist viel bei uns.» Trotzdem fiel ihr der Wechsel ins traditionelle Entlebucher Umfeld nicht leicht.

Sie ist eine gepflegte Frau, mit kurzen blondierten Haaren, mag es modisch, liebt Glitzer und eine schöne Maniküre, hat eine grosse Sammlung an Pumps, ist tätowiert. «Ich habe immer gemeint, ich müsse mich anpassen und beweisen, dass ich eine gute Bäuerin und Hausfrau sein kann… Ich habe meine Nägel nicht mehr gemacht und bin rumgelaufen wie der letzte Totsch, also so kam es mir vor. Irgendwann sagte meine Mutter: ‹Sabrina, das bist nicht mehr du...›»

Dann wurde der psychische Druck zu gross. Sie erlitt zwei Hörstürze. Heute hört sie auf einem Ohr noch 35 und auf dem anderen 65 Prozent. Ohne Hörgeräte geht es nicht. «Es ist krass, dass ich es so weit habe kommen lassen», sagt sie und man sieht ihr an, dass es ihr noch nahegeht. 

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Fünf Fragen an Sabrina

Mein Lieblingsessen als Kind: Das Gwäschi-Gwäsch von Papi. Ein Wochenrückblick, alle Resten in einen Topf mit einem Sösseli. 
Das esse ich nicht gerne: Ich esse alles, selbst Kutteln und Alpeneier (Stierenhoden). 
Meine Küchenwunderwaffe: Ich koche viel mit Schoggi und Honig. Ich mag dieses Süss-Salzige.
Meine Lieblingsarbeit in der Küche: Backen. Ich stelle Fondant-Torten im Auftrag her und verkaufe sie. 
Diese Küchenarbeit finde ich öde: Aufräumen.

Inspiration Ilona Thétaz

Mit ihrer Teilnahme an der Landfrauenküche will sie zeigen, dass es auch moderne Bäuerinnen gibt, die nicht dem Klischee entsprechen. «Heute hat eine Bäuerin nicht mehr zwingend sieben Kinder, läuft im Blümchenkleid herum und macht ständig alles frisch ein.» Zur Teilnahme inspiriert hat sie die quirlige Walliserin Ilona Thétaz aus der letzten Staffel. «Ich fand sie so eine klasse Frau!» Die Sendung gehört schon seit Jahren zu ihrem Herbstfernsehprogramm zusammen mit Marco. «Und ich liebe es zu kochen und zu essen», ergänzt Stadelmann. 

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Am grossen Tag half ihr Vater, ohnehin eine grosse Stütze in ihrem Leben, in der Küche. Seine Ruhe tat ihr gut. «Leider ist mir die Nidle verreckt, ich habe sie zu lange gerührt, aber ich habe dann gesagt, hier im Entlebuch sei sie so.» Ansonsten hat sie den Abend in bester Erinnerung. Die Frauen hätten einen grossen Zusammenhalt untereinander, obwohl sie so verschieden seien. «Wir machen immer Party, zum Glück wird im Fernsehen nicht alles gezeigt», erzählt sie lachend. Bekocht hat sie die Landfrauen auf der Alp, wo der Strom vom Generator kommt und mit Gas und auf dem Holzofen gekocht wird.  

«Es ist eine Karrerei»

Die Alp prägt das Familienleben. Im Sommer sind hier 44 Stösse Rindvieh und 9 Stösse Schafe zuhause, zusätzlich zu den eigenen 14 Kühen, dem Jungvieh und den Mastkälbern. Die Familie pendelt ständig zwischen dem Haus unten und der zehn Minuten entfernten Alp. «Es ist schon eine Karrerei.» Weil Marco Stadelmann Teilzeit auswärts als Lastwagenchauffeur arbeitet, teilt sich Sabrina viele Arbeiten mit ihren Schwiegereltern.

Ihre Tage beginnen oft mitten in der Nacht. Um drei Uhr verlässt sie die Alp und fährt nach Eschholzmatt fürs Krafttraining in ein 24-Stunden-Fitnesszentrum. «Ich muss fit sein für die Arbeit auf der Alp.» Zwei Stunden später ist sie zurück und hilft ihrem Mann und dem Schwiegervater im Stall, bevor die Kinder in den Tag starten.

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Nebenbei stellt sie künstlerische Fendant-Torten im Auftrag her und verkauft sie. «Für den Aufwand bin ich noch viel zu günstig, aber ich liebe es einfach.» Sie hofft, das noch etwas ausbauen zu können. «Und vielleicht kommt irgendwann doch noch ein eigenes Beizli dazu.»

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