Diesem jungen Bauernpaar war schnell klar, dass sie gemeinsam einen eigenen Betrieb führen möchten. Anfangs Jahr erfüllte sich ihr Wunsch. Stolpersteine hat es aber schon gegeben. Es war nämlich nicht so einfach, einen geeigneten Betrieb zu finden. Doch Jasmin Roffler und Armin Spichtig hatten Glück.

Bäuerliche Wurzeln

Beide kommen aus Bauernfamilien. Sie wissen, was es bedeutet, einen eigenen Betrieb zu führen: Viel Arbeit, gebunden sein, sich nach den Tieren und dem Wetter richten, auf etwas verzichten, wenn die Arbeit vorgeht. Aber sie sind selbstständig, können sich die Arbeit einteilen, sich Freizeit nehmen, während andere fixe Arbeitszeiten haben, mit den Tieren zusammen sein und Viehzucht betreiben.

Innerschweiz und Prättigau

Armin Spichtig, 27-jährig, ist in Sachseln OW in einer Bauernfamilie aufgewachsen und absolvierte die landwirtschaftliche Lehre. Für ihn war schon immer klar gewesen, dass auch er Bauer werden möchte. Nach dem Lehrabschluss 2014 half er auf einer Alp aus, arbeitete während des Winters in einer Käserei und war im Sommer 2015 und 2016 als Hirt auf der Alp Scharmoin in der Bündner Gemeinde Vaz/Obervaz tätig.

Im Kanton Luzern besuchte er 2016 /17 die Betriebsleiterschule und arbeitete auch auf dem Bau. Den Sommer 2018 verbrachte er auf der Alp Leis in Vals. Älpler ist aber nur eine Saisonstelle, deshalb war Armin Spichtig auch noch beim Maschinenring Graubünden als Betriebshelfer tätig.

Jasmin Roffler lernte er kennen, als er 2020 in Grüsch als Betriebshelfer aushalf. Roffler ist in einer Bauernfamilie in Grüsch aufgewachsen und von Beruf Kindergärtnerin. Seit einem Jahr arbeitet sie in Sils im Domleschg.

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Bürokratischer Hürdenlauf

Über Bekannte erfuhren sie, dass Gion Tumasch Beeli in Farden einen Nachfolger suchen würde. Im Juni 2020 knüpften sie erste Kontakte. Man lernte sich gegenseitig kennen, gemeinsame Interessen, Ideen und Vorstellungen von Viehzucht, Tierhaltung und Landwirtschaft wurden gefunden.

Beide Parteien wussten, was sie wollten, und so war der Weg für die Zukunft geebnet. «Doch das allein genügt nicht», so Jasmin Roffler und Armin Spichtig. Zum Glück hätten sie schon früh mit dem bürokratischen Hindernislauf begonnen – und der sei enorm. Sie mussten von einer Amtsstelle zur anderen, manchmal seien sie wieder bei der ersten Stelle angelangt und mussten von vorne beginnen.

Vieh- und Fahrhabe wurde geschätzt, der Pachtzins festgelegt, Starthilfe beantragt, Pfandbelastung abgeklärt und vereinbart. Manchmal sei das Ganze fast ein Spiessrutenlaufen gewesen, doch sie hätten ihr Ziel vor Augen gehabt und sich vom eingeschlagenen Weg nicht abbringen lassen. Also wurde weiter telefoniert, abgeklärt, kommuniziert, bis alles erledigt war. «Zum Glück haben wir den Betrieb per 1. 1. 2022 übernommen und nicht per 1. Mai», sagt das junge Paar. Sie hätten nicht gewusst, wie sie nebst der Stall- und Feldarbeit im Frühjahr dies alles geschafft hätten.

Leidenschaft für Viehzucht

Gion Tumasch Beeli war ein erfolgreicher Viehzüchter. Sowohl Armin Spichtig als auch Jasmin Roffler haben die gleiche Leidenschaft. Für beide war auch wichtig, wie die Stallungen sind. Im Frühjahr 2022 fand die Bezirksviehausstellung statt. Natürlich nahm das junge Paar mit Tieren aus dem übernommenen Bestand teil – und war erfolgreich, was sowohl Gion Tumasch Beeli als auch das junge Bauernpaar mit grosser Freude erfüllte. Denn nebst den Zuchttieren seien auch die Vorbereitungen für die Ausstellung wichtig. Offenbar passte alles zusammen. Auch die Zuchtfamilie, die sie diesen Frühling vorstellten, schnitt gut ab.

Umstellung auf Bio

Jasmin Roffler und Armin Spichtig konnten einen gut funktionierenden Betrieb übernehmen und schauen mit Zuversicht in die Zukunft. Sie haben Pläne: Bis jetzt wurde der Betrieb, welcher in der Bergzone III und IV liegt, als IP-Betrieb geführt und die Milch an die Mastkälber vertränkt. Jetzt stellen sie den Betrieb auf Bio um, was zwei Jahre Umstellung bedeutet. Dann werden sie Milch liefern und eigene Tiere nachziehen. Mit der Kälbermast möchten sie aufhören. Mehr wollen sie im Moment nicht ändern. Sie sind der Meinung: «Zuerst das Bestehende weiterführen und dann mit der Zeit vielleicht dies und jenes ändern und anpassen.» Überstürzt wird nichts, denn gut Ding will Weile haben.

Betriebsspiegel
Betriebsleiter: Jasmin Roffler und Armin Spichtig
LN: 33 ha
Viehbestand: 10 Kühe, 23 Stück Jungvieh,ca. 40  Mastkälber pro Jahr
Sömmerung: Alle Tiere werden gealpt und die Alpprodukte zurückgenommen.