In der Westschweiz haben die französischen Bauernproteste inzwischen Nachahmer auf den Plan gerufen: Die letzte Woche erstellte geschlossene Facebook-Gruppe «Révolte agricole Suisse» («Schweizer Bauernaufstand») hat innert Wochenfrist über 6000 Mitglieder gewonnen. Bisher werden nach französischem Vorbild Ortsbilder auf den Kopf gedreht und Gummistiefel aufgehängt.

Innerhalb der Gruppe werden aber weitergehende Aktionen angedacht, wie SBV-Vizepräsident Francis Egger, der dort selbst mitliest, im Westschweizer Fernsehen RTS sagte. Vieles davon sei vernünftig, aber: «Es hat auch Vertreter von gewissen Organisationen, die mir ein bisschen Angst machen», darunter Exponenten der Impfgegner-Szene.

Produzentenpreise sollen steigen

Egger warnte vor gewaltbereiten Gruppierungen und verwies auf die Eskalation im Nachbarland: «Die Gewalt in Frankreich ist furchterregend und tragisch.» Arnaud Rochat betonte am Dienstag gegenüber RTS, dass die Aktionen in einem pazifistischen Rahmen bleiben sollten. Alles andere sei kontraproduktiv: «Wir wollen die Bevölkerung mitnehmen und nicht Leute belästigen, die zur Arbeit müssen.»

Statt auf die Macht der Strasse setzt der SBV auf das demokratische Mittel der Unterschriftensammlung: Zusammen mit der Westschweizer Produzentenorganisation Agora hat eine Onlinepetition an Politik und Marktteilnehmer lanciert. Die Erlöse auf Stufe Produktion müssten um mindestens 5 bis 10 % steigen, so das Anliegen, das von über 30'000 Personen unterstützt wird. Weite gefordert wird ausserdem der Verzicht auf weitere Sparprogramme und neue Umweltauflagen. 

Forderung nach geteilter Marge

Sie geht damit weniger weit als Forderungen, die «Révolte agricole» am Donnerstag publiziert hat. Die «Aufständischen» wollen nicht nur höhere Preise, sondern auch einen «fairen Markt» mit Preistransparenz und einer geteilten Marge zwischen Handel und Produzenten. Unterstützung erhält sie damit von der Kleinbauernvereinigung. 

Sie teile die Forderungen von «Révolte agricole», liess diese am Freitag verlauten. Die Organisation um den grünen Nationalrat Kilian Baumann spart dabei nicht mit Kritik am SBV: «Die Petition ist eine Alibi-Aktion, um die Kontrolle über die Proteste zu behalten», heisst es in der Mitteilung. 

Für das Wochenende wurden auf sozialen Medien in verschiedenen Regionen der Schweiz Aktionen angekündigt. So ist etwa in der Nordwestschweiz eine Sternfahrt mit Traktoren geplant.