Für die eine oder andere Bauernfamilie steht mit dem Jahreswechsel auch die Hofübergabe an. Andere denken darüber nach, wie es mit dem Hof einmal weitergehen soll. Zwei Beratungspersonen des BBZN erzählen von ihren Erfahrungen zu innerfamiliären Hofübergaben.

Welche Vorbereitungen kann eine Familie für den Hofübergabeprozess treffen?

Thomas Haas: Auch ohne Beratung kann eine Familie sehr früh über wichtige Punkte sprechen. Zum Beispiel, ob jemand oder mehrere den Landwirtschaftsbetrieb übernehmen möchten und wie die Betriebsausrichtung und die Wohnsituation aussehen könnten. Auch vor grösseren Investitionen sollten Gedanken zur Hofübergabe gemacht werden.[IMG 2]

Anna Aregger: Die Familie kann Unterlagen wie Ertragswertschätzung und Buchhaltung bereithalten. Zudem können in der Familie bereits Vorstellungen zum zeitlichen Ablauf oder auch der Wohnsituation diskutiert werden. So kann sich auch der Kopf auf den Prozess einstellen.

Welche Familienmitglieder werden in die Besprechung zur Hofübergabe einbezogen?

Thomas Haas: Grundsätzlich ist es mir wichtig, niemanden auszuschliessen, der dabei sein möchte. Die Voraussetzung ist sicher, dass Käufer und Verkäufer mit Partnern an Besprechungen dabei sein können. Die Geschwister des Käufers sollen wissen, dass der Prozess läuft.

Kurs Hofübergabe: Das BBZN Luzern bietet im Januar einen Kurs zum Thema Hofübergabe an.

Anna Aregger: Für mich gehören die Partner der abtretenden und antretenden Generation auch an den Tisch. Es ist für alle Beteiligten ein emotionaler Schritt. Grundsätzlich müssen sich die Vertragspartner auf die Inhalte des Vertrages einigen, die Geschwister sollten aber informiert werden und auch Fragen stellen dürfen. Bei einem Liegenschaftskaufvertrag mit erbrechtlichen Bestimmungen unterzeichnen die Geschwister den Vertrag mit.

Welche Meilensteine gehören zum Prozess?

Thomas Haas: Ein erster Schritt ist die Übereinkunft, wer den Betrieb übernehmen wird. Wenn die Wohn- und Arbeitssituation bereits vor der Hofübergabe angepasst wird, ist dies oft schon der grössere Schritt als die formelle Übertragung. Ein Meilenstein ist sicher auch, wenn die Zahlen vorhanden sind und konkret diskutiert werden kann, was die Betriebsübernahme bedeutet und wer nach der Übergabe welche Funktion hat. Ebenso der Vertragsentwurf und der Notariatstermin.[IMG 3]

Anna Aregger: Ein weiterer grosser Schritt ist, das Telefon in die Hand zu nehmen und einen Berater für Unterstützung anzufragen. Neben den Verträgen und Diskussionen ist der effektive Bewirtschafterwechsel auch ein grosser Schritt, hängt aber etwas davon ab, wie viel sich dabei an der bisherigen Situation verändert. Die Vertragsunterzeichnung gibt dem Ganzen trotzdem eine Endgültigkeit.

Welche Themen führen zu den meisten Diskussionen?

Anna Aregger: Das Wohnen und dessen Finanzierung. Das Wohnrecht geistert nach wie vor in den Köpfen herum. Eine Thematik, die oft auch diskutiert wird, ist der Mythos rund um das Auszahlen der Geschwister. Die finanzielle Situation und ihre Möglichkeiten beschäftigen die Generationen sehr.

Thomas Haas: Die Diskussionen sind oftmals stark auf den Betrieb fokussiert. Der Gedanke, was die junge Generation macht, wenn die abtretende nicht mehr mithelfen kann oder möchte, gibt viel her. Man merkt, dass es einfacher ist, über den Betrieb zu sprechen als über das persönliche Befinden.

Welche Themen sprechen Sie bewusst an?

Anna Aregger:Die Handhabung, wenn das Zuhause der Familie in neue Hände übergeht. Dazu gehören Themen wie das Klingeln, bevor man die Wohnung betritt, und wo künftig die Familie als Ganzes zusammenkommt. Der Vertrag ist schnell gemacht, aber der Kopf muss für die Situation auch bereit sein. Weiter ist mir die Wertschätzung sehr wichtig. Es ist ein Lebenswerk, welches in neue Hände übergeht.

Thomas Haas: Eine Frage, die ich der abtretenden Generation immer stelle, ist: «Was macht ihr, wenn ihr pensioniert seid?»

In welchen Bereichen sollten Bauernfamilien bei ihrer Hofübergabe anders vorgehen?

Anna Aregger: Grosse Investitionen sollten vor der Hofübergabe überdacht werden. Wenn seit 15 Jahren etwas gebaut werden sollte und das zwei Jahre vor der Hofübergabe umgesetzt wird, ist dies aus erbrechtlicher Sicht nicht sinnvoll. Auch Bauen während der Hofübergabe ist nicht ideal. Wenn man zu spät mit der Hofübergabe anfängt und daher etwas verpasst, gerade in Bezug auf die Besteuerung, ist man selber dafür verantwortlich.

Thomas Haas: Wenn die Freude der jungen Generation für die Landwirtschaft fehlt, sollte man sich für andere Optionen als die Selbstbewirtschaftung durch die Familie öffnen. Auch nicht zielführend finde ich, wenn der Betrieb möglichst günstig weitergegeben werden soll, obwohl kaum eine Altersvorsorge vorhanden ist. Und die Übergabe an mehrere Kinder hat schon oft zu Streitereien geführt. Spätestens bei der Übergabe an die nächste Generation gestaltet sich ein Miteigentum als grosse Herausforderung.