Unter «Sorghum» findet man bei Saatgutfirmen verschiedene Angebote. Per Definition laufen unter diesem Begriff die Körnerhirse, einschnittiger Sorghum und das mehrschnittige Sudangras. Agroscope sieht Sorghum zwar nicht als Maisersatz – unter anderem, da er dem Mais, was das Nährstoffprofil angeht, unterlegen ist –, aber als möglicherweise sinnvolle Ergänzung. Denn die aus Afrika stammende Pflanze ist besonders an trockene und warme Standorte angepasst. Ausserdem gelten die kleinen Körner als weniger attraktiv für Krähen, deren Abwehr in den letzten Jahren immer schwieriger geworden ist.
Stopp bei Trockenheit
Agroscope nennt verschiedene Vorteile von Sorghum:
Schädlinge: Nicht betroffen von Maiswurzelbohrer und -zünsler.
Wasser: Braucht 300 mm im Jahr (Optimum bei 500–1000 mm, bei Mais wären es mindestens 400 mm, optimal 600–12 000 mm).
Boden: Geringe Ansprüche.
Fruchtfolge: Geht nach allem ausser Tabak.
Trockenstarre: Bei Wassermangel kein Wachstum, dieses wird aber nach Regen wieder fortgesetzt.
Wird Sorghum beweidet oder siliert, muss es nach Angaben von Saatgutanbietern mindestens 60 cm hoch stehen. Dies, weil die Pflanze als Schutz vor Fressfeinden oder als Antwort auf Stress Blausäure in den Blättern einlagert. Als Nachteile von Sorghum führt Agroscope die lange Jugendentwicklung auf, durch welche die Unkrautbekämpfung erschwert wird. Ausserdem können die Pflanzen bis zu vier Meter hoch werden und neigen dann zum Lagern. Während Sorghum gut mit Hitze und Trockenheit umgehen kann, wachse es in Schlechtwetterperioden wenig. Protein und NEL-Gehalte seien bei mehrschnittigen Sorten (Sudangras) höher, die Silage-Qualität von Sorghum generell gut.
Wenig gehaltreiches Futter
Am Strickhof wurden vor drei Jahren in einem Anbauversuch Sudangras und Sorghumhirse mit Silomais verglichen. Bei Letzterem handle es sich um einen Zwischentyp zwischen Sudangras (geringer Körnerertrag, Standfestigkeit problematisch) und Körnersorghum (kleinerer Wuchs, Körnerertrag bis über 80 dt/ha, Gehalte zwischen Gerste und Körnermais). Körnersorghum könne für Landwirte in trockenen, flachgründigen Gegenden interessant sein, um das Kraftfutter für ihre Tiere selbst herzustellen und damit Körnermais oder Gerste zu ersetzen.
Weder ertraglich noch qualitativ seien Sudangras oder Sorghumhirse ein Maisersatz, stellt auch der Strickhof fest. Jedenfalls nicht, wenn sie mit Mais mit voll ausgebildeten Kolben verglichen werden. Während das Sudangras keinen messbaren Stärkegehalt aufgewiesen habe, sei dessen NEL-Gehalt über jenem der Sorghumhirse gelegen. Wegen tiefem TS-Gehalt von knapp 30 Prozent – dies, obwohl die Reifetrocknung abgeschlossen gewesen sei – gab es am Strickhof Probleme beim Abladen und Einfüllen des Sorghums ins Hochsilo. «Für Mutterkühe oder Aufzuchtrinder – also Tiere, die weniger gehaltreiches Futter benötigen – könnte Sorghum eine Alternative sein», heisst es aber im Versuchsbericht. Ebenso hält man den gezielten Einsatz in Totalmischrationen (TMR) für möglich. Aus der Praxis seien die Rückmeldungen zur Fresslust der Silage sehr unterschiedlich.
Genügend Wärme für die Reife
Sorghum verträgt Hitze und Trockenheit besser als Mais, die Pflanze braucht aber auch eine höhere Temperatursumme, um überhaupt zur Reife zu gelangen. Bei einer Aussaat Anfang Mai reiche für Silosorghum eine Temperatursumme von rund 1150 Grad, Körnersorghum hingegen benötige etwa 1350 Grad, schreibt Agroscope in einem Beitrag von «Agrarforschung Schweiz». Die Auswertung von Klima- bzw. Wetterdaten für die Schweiz ergab aber, dass Silosorghum – von der Temperatursumme her – auf der ganzen hiesigen Ackerbaufläche angebaut werden könnte. «Gemäss unseren Schätzungen würde die Reife in fast allen Jahren zwischen Mitte August und Ende September eintreten, mit einer Verzögerung um etwa eine Woche bei einer späteren Aussaat Mitte Mai», schreibt das Forscherteam.
Körnersorghum hingegen müsste in Gunstlagen angebaut werden, etwa im Wallis. Die Einführung frühreifer Körnersorghumsorten könne den Anbau in der Schweiz aber begünstigen. Denn mit einer späteren Aussaat steige das Risiko, dass die sehr wärmeliebende Kultur die Reife erst spät im Jahr oder gar nicht mehr erreicht.
Die vollständige Studie zur Anbaueignung für Silo- und Körnersorghum finden Sie hier.