Insgesamt hat der Bienengesundheitsdienst 2020 17 Verdachtsmeldungen auf Vergiftung erhalten, wovon 12 im Labor untersucht wurden. Bei der Hälfte davon blieb die Ursache für die ungewöhnlich vielen toten Bienen bei den betroffenen Imkern im Dunkeln. Die aufgeklärten Fälle hingegen zeigen, wie empfindlich die fleissigen Bestäuber sind und dass im Umgang mit ihnen wie auch mit bienengefährlichen Insektiziden grosse Vorsicht angezeigt ist.

Rückstände und Spargelblüten

Gemäss dem Bericht Bienenvergiftungen 2020 konnten folgende Zusammenhänge nachgewiesen werden:

  • In einem Fall kam es zu einer akuten Vergiftung durch das Insektizid Diazinon, das seit 2011 nicht mehr zugelassen ist. Wo und wie die Bienen damit in Kontakt gekommen sind, ist unbekannt. 
  • Einmal wurde zum Bespritzen der Waben mit Wasser (damit werden die Bienen in den Honigraum gelockt) eine Sprühflasche verwendet, in der Rückstände von Thiamethoxam, Clothianidin, Diazinon sowie des Abbauprodukts Phthalimid waren. Der Bienengesundheitsdienst rät daher, alles Material, das in Kontakt mit Pflanzenschutzmitteln oder Bioziden gekommen ist sowie Reste der Mittel selbst eindeutig zu kennzeichnen und falls nötig fachgerecht zu entsorgen. 
  • Für die hohe Mortalität und lückenhafte Brutnester in einem anderen Bienenvolk war ein Ameisenköder verantwortlich, der im Bienenhaus aufgestellt worden war. Ob Ameisen oder Bienen das in gewissen Fallen mit Zuckergel versetzte Biozid in den Stock trugen, ist unbekannt.
  • Gemäss dem Bienengesundheitsdienst sind Spargelblüten dank einem reichen Angebot an Pollen und Nektar sehr attraktiv. Im Vergiftungsfall eines Bienenvolks in der Nachbarschaft eines Spargelfelds gehe man davon aus, dass beim Ausbringen des Insektizids zeta-Cypermethrin die Sicherheitsauflage nicht beachtet und während des Bienenflugs gespritzt worden ist. 
  • Ungewöhnlich spät, nämlich im November trat eine Vergiftung mit tödlichen Mengen von Dimethoat, Omethoat (Abbauprodukt von Dimethoat), Lambda-Cyhalothrin und Spinosad auf. Es wird angenommen, dass die Produkte grossflächig eingesetzt worden sind.
  • Bei vier Fällen könnte die Viruserkrankung chronischen Bienen-Paralyse (CBPV) für die gemeldeten Bienensterben verantwortlich sein. Zwar habe man in den toten Insekten Pflanzenschutzmittel gefunden, Rückstandsmengen und -arten konnten die Todesfälle aber nicht erklären. 
  • Einmal kostete eine nicht-korrekte Varroa-Behandlung Bienenleben. 

Viele Fälle nicht gemeldet

Eine Umfrage hat laut Bienengesundheitsdienst ergeben, dass drei Prozent der befragten Imkerinnen und Imker Vergiftungssymptome an ihren Völkern festgestellt haben. Demnach werde ein Grossteil der Verdachtsfälle nicht gemeldet. Das sei insbesondere deshalb bedauerlich, da jeder Fall – egal ob bestätigt oder nicht – neues Wissen über Bienenkrankheiten sowie gute landwirtschaftliche und imkerliche Praxis bringe.