Sich engagieren, zusammenstehen und für etwas gemeinsam einstehen. Das ist dem jungen Landwirt Adrian Eberhard aus dem solothurnischen Schnottwil wichtig. Und genau aus diesem Grund hat er zugesagt, sich in den Vorstand des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Bucheggberg (LBB) und als Vertreter des Bucheggbergs in den Vorstand des Solothurner Bauernverbandes wählen zu lassen.

Kein Zaun rundherum

Beim Besuch der BauernZeitung zeigt Adrian Eberhard stolz den Familienbetrieb, der als Haupterwerbszweig Mastelterntiere hält (siehe Kasten). Überall darf, mit den nötigen Hygienevorkehrungen, reingeschaut und fotografiert werden. Das gehört zur Philosophie des Betriebsleiters, welche er von seinen Eltern übernommen hat: «Ich will keinen Zaun um den Hof ziehen, sondern die Türen, soweit die Hygiene es zulässt, öffnen. Für die Zukunft schwebt dem Betriebsleiter vor, dass sich Besucher über die Website, die sich im Aufbau befindet, für Führungen anmelden können.

Aufklärung betreiben

Bereits jetzt ist ein Blick durchs Fenster direkt in den Hühnerstall möglich. Der Hof liegt an einem Wanderweg. Dies macht sich Eberhard zunutze, um Aufklärung zu betreiben. Er sagt: "Die landwirtschaftliche Produktion hat sich von früher zu heute stark verändert und entwickelt. Der Konsument wurde dabei nicht mitgenommen und hat somit keine ­Ahnung über die heutigen Produktionsbedingungen." Werbefilme der Detailhändler, die ein falsches Bild von der Landwirtschaft zeigen, verstärken dies, bedauert Eberhard. "Die Verbundenheit der Konsumenten zur Landwirtschaft muss unbedingt wiederhergestellt werden", betont er, dazu sei Aufklärung wichtig. Adrian Eberhard hat stets ein Ziel vor Augen und fühlt sich sichtlich wohl in seinem Beruf. Das war nicht immer so. Als 15-jähriger Schulabgänger begann er das erste landwirtschaftliche Lehrjahr. Nach drei Wochen gab er auf. Zu gross war das Heimweh. Zudem konnte er sich sein Leben in der Landwirtschaft nicht wirklich vorstellen. Er fand umgehend eine Lehrstelle als Schreiner und absolvierte die Ausbildung erfolgreich. Eberhard ist dankbar für die Unterstützung, die er in dieser Zeit von den Eltern erfahren durfte. Erst im Nachhinein hat der heute 30-Jährige erfahren, wie sehr seine Eltern damals wegen der Entscheidung ihres Sohnes gelitten hatten. Adrian Eberhard sitzt im Aufenthaltstraum des Hofs, als er erzählt. Sein Blick wandert immer wieder durchs Fenster, das den Blick in den Stall ebenso freigibt, wie dasjenige draussen, nahe am Wanderweg.

 

Betriebsspiegel

Betriebsleiter: Adrian Eberhard, die künftige Ehefrau und Familie Chantal Wyss ist bereits heute teilweise in den Betrieb miteingebunden. Vater Walter arbeitet 100 % im Betrieb, Mutter Heidi ist für Haushalt, Umschwung und das Eierlädeli zuständig

Mitarbeiter: 1 polnischer Mitarbeiter, zuständig auf dem ganzen Betrieb, 1 polnische Mitarbeiterin, vorwiegend bei den Hühnern, sowie in Haus und Garten zuständig, 1 Mitarbeiter 60% bei Hühnern tätig

Betriebszweige: 22 000 Mastelterntiere als Haupterwerbszweig, diese liefern ca. 9000 Bruteier pro Tag, 25 ha Ackerbau vorwiegend für Futterveredelung, angebaut werden Futterweizen, Körnermais und Zuckerrüben, 420 Mastschweineplätze

Abnehmer: Die Bruteier gehen zu 100% an die Wüthrich Brüterei AG in Belp.

Betriebsname: In Schnottwil hatten die meisten Familien früher Übernamen. Beim Hof der Familie Eberhard, bevor diese 1974 auf den Fluehof aussiedelten, stand ein Sodbrunnen. Vater Walter ist daher als Sodi Wale bekannt

 

Planen und beobachten

Die Zeit hat den jungen Landwirt reifer werden lassen. Und mit dieser Reife habe er erkannt, was seine Eltern aufgebaut hätten. Langsam kam der Wunsch auf, doch in die Landwirtschaft einzusteigen, was er dann auch tat. Anfang Jahr hat Adrian Eberhard nun den Familienbetrieb übernommen. Stolz berichtet er über seine Arbeit. Die Arbeit mit Mastelterntieren ist geprägt von guter Planung und viel Beobachtung. Vier bis fünfmal täglich wird ein Durchgang durch den Stall gemacht. Erkrankte Tiere müssen frühzeitig entdeckt werden. Dadurch gelang es, dass im vergangenen Jahr nur gerade eine medizinische Behandlung pro Herde durchgeführt werden musste, erzählt Eberhard stolz. "Wir wollen mit viel Innovation und hohem technischen Level ein qualitativ hochstehendes Brutei produzieren", sagt er. Das bedeutet, die Keimbelastung auf den Eiern so gering wie möglich zu halten, und etwa verschmutzte Eier auszusortieren. Zudem müssen möglichst viele der Eier befruchtet sein. Das bedingt etwa, dass der Betriebsleiter ein besonderes Augenmerk auf die Hähne legt. Wenn die Hähne ein gewisses Alter erreicht haben, kann durch das zusetzen junger Hähne der Schlupf noch einmal stabilisiert werden.

 

Haltung von Mast-Elterntieren

Auf dem Familienbetrieb von Adrian Eberhard werden Bruteier für Mastküken produziert. Dabei werden Hennen und Hähne, eben die Mastelterntiere, zusammengehalten, um befruchtete Eier zu er­halten. Die Eltern­tiere sind eine Kreuzung des weissen Huhnes mit dem braunen Huhn. Ersteres bringt die Legeleistung mit, Letzteres die Masteigenschaft.
Eberhard hält in zwei verschiedenen Altersstufen gesamthaft 22 000 Tiere, davon sind 8% Hähne. Die Tiere kommen ab der 18. Alterswoche auf den Mastelternbetrieb. Beim Einstallen werden sie im abgedunkelten Stall gehalten.
Nach und nach werden die Lichtdauer und Lichtintensität erhöht. Dies hat zum Ziel, dass die Hennen erst voll­ständig auswachsen und nicht zu früh mit der Eierproduktion beginnen. Dies ist für die Langlebigkeit der Tiere besonders wichtig. Etwa ab der 22. Alterswoche beginnt die Eierproduktion. Sobald die Eier das Gewicht von 50 Gramm erreicht haben, können sie für die Brüterei aussortiert werden. Die Legeleistung der Mastelterntiere beträgt rund 165 Eier pro Jahr und Huhn. Der Betrieb produziert täglich um die 9000 Brut­eier. Zwei
bis drei Mal pro Woche werden die Bruteier in die Wüthrich Brüterei AG nach Belp geliefert. 

aw

 

Wichtige Aufzeichnungen

Die Bruteier gehen vollumfänglich an die Wüthrich Brüterei AG, Belp, welche die Bruteier ausbrütet und das Mastküken an Mästerorganisationen verkauft. Dennoch ist Adrian Eberhard froh drum, dass es Vermarkter wie die Micarna gibt, welche Schweizer Bruteier fördert und auch bereit ist, einen Mehrpreis gegenüber ausländischen Bruteiern zu bezahlen. Viel Zeit verbringt der Betriebsleiter mit der Aufzeichnung von Daten. Alles muss festgehalten werden. Denn die Resultate über die Qualität der abgelieferten Eier bekommt er erst drei Wochen später. Auch nach dieser Zeit muss er nachvollziehen können, was den Ausschlag gab, wenn die Schlupfresultate nicht im gewünschten Masse erreicht wurden.

Die Arbeit von Adrian Eberhard ist häufig sehr kopflastig. Den Kopf lüftet er grösstenteils beim Fussballspielen. Mit seinen drei Geschwistern und dem Vater ist er ausserdem Mitglied bei der Musikgesellschaft Schnottwil. Ausserdem verbringt er gerne Zeit mit seiner Partnerin Chantal Wyss und mit Freunden. So zielstrebig und aktiv der junge Landwirt auf dem Betrieb ist, so ist er auch im Privatleben. Noch heuer steht die Heirat mit seiner Liebsten und der Umzug auf den Hof an.