100 Braunviehkühe stehen im Stall der BLG Frauenthal im zugerischen Hagedorn, fast zehn Prozent davon weisen aktuell eine Lebensleistung von über 100 000 kg Milch auf. Gleich neun 100 000-er-Kühe auf einem Betrieb, das ist bei der Braunvieh-Rasse ein neuer Rekord. Zusammen haben diese Tiere knapp 1 Million kg Milch produziert. Der Standard-Laktationsschnitt aller neun Kühe beträgt 10 286 kg Milch, die Lebendtag-Leistung eindrückliche 23,14 kg.

Braucht auch Züchterglück

Was ist das Geheimnis dieser grossen Zahl an langlebigen und leistungsstarken Kühen? «Es gibt kein Geheimnis, es braucht einfach viel Züchterglück», erklärt Thomas Meier gegenüber der BauernZeitung. Er ist einer von zwei Betriebsleitern des 120 Hektar grossen Landwirtschaftsbetrieb BLG Frauenthal. Zusammen mit Adrian Arnold und dem langjährigen Angestellten Stefan Unternährer führt er den Klosterbetrieb in Hagendorn in einer Betriebsleitergemeinschaft (BLG).

«Wir haben zwar im Laufstall 140 Kuhplätze, darin laufen aber nur 100 Kühe.»

So haben laut Thomas Meier schwächere Tiere genügend Rückzugsmöglichkeiten.

Zwei neue Melkroboter

Doch im weiteren Gespräch wird klar: Nur mit Glück alleine lässt sich diese aussergewöhnliche Leistung nicht erklären. Es seien viele Faktoren, die dazu stimmen müssten. Eine wichtige Rolle spielten sicher die beiden seit 2013 in Betrieb stehenden Melkroboter. «Die Kühe können sich dadurch melken lassen, wann sie wollen. Das reduziert den Euterdruck und wirkt sich positiv auf die Eutergesundheit aus», so Thomas Meier. Aktuell kommen die Kühe so im Schnitt täglich auf 2,9 Melkungen. Seit Mitte März stehen nun zwei neue Melkroboter-Modelle im Stall. «Wir sind mit diesen sehr zufrieden. Es ist nun während des Melkvorgangs dank des präzisen Roboterarms noch ruhiger, zudem werden durch die neue Hochleistungs-Kamera die Zitzen besser und schneller gefunden.»

Genug Platz für Schwächere

Wichtig sei neben der Melk- und Stallhygiene sicher auch der hohe Kuhkomfort im 2012 erbauten grosszügigen Laufstall. «Wir haben zwar 140 Kuhplätze, aber nur 100 Kühe. So finden auch rangniedrigere Tiere genügend Rückzugs- und Fressmöglichkeiten», sagt Thomas Meier. Die Tiere hätten zudem über die Sommermonate während 24 Stunden freien Zugang zu einer Wellness-Weide. Die Fütterung besteht aus einer Teilmischration mit Grassilage, Maissilage, Raps, Weizen und etwas Dürrfutter. Dazu kommt noch das Kraftfutter im Roboter.

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Geduld haben

Wichtig sei auch, bei gesundheitlichen Problemen mit den Kühen Geduld zu haben. Vielfach werde diese Geduld zu einem späteren Zeitpunkt mit hoher Produktivität belohnt. Die Klauen würden zweimal jährlich kontrolliert. Lahme Tiere behandle Stefan Unternäher sofort. Die Kühe müssten nicht jedes Jahr abkalben, wenn sie genug Milch geben. Die gut zehnjährige Zweistein-Tochter Finetta zum Beispiel kalbte zwar erst fünfmal ab, produzierte aber dennoch bereits 106'000 kg Milch. 10'000 kg Milch Jahresleistung sieht Thomas Meier bei einer ausgewachsenen Kuh gerne. «Gibt sie nur 9000 kg und funktioniert aber im Laufstall problemlos, passt das auch.»

Milchleistung und Zitzen

Bei der Zucht setzt die BLG Frauenthal konsequent auf das Merkmal Milchleistung. Zusätzlich würde wegen des Roboters noch auf die Zitzenlänge und Verteilung geachtet. Keine Bedeutung hätten der Weide-Zuchtwert und der Fitness-Zuchtwert. «Die heutigen KB-Stiere sind in diesen Merkmalen sowieso mehrheitlich positiv; dazu kommt, dass das Management aus meiner Sicht für langlebige Kühe wichtiger ist als die Genetik», erklärt Thomas Meier weiter.

Obwohl bei der BLG Frauenthal nicht explizit auf Fitnesseigenschaften gezüchtet wird, stammen dennoch sieben der neun 100'000-er-Kühe aus bekannten Fitness-Vererbern wie Vigor, Alibaba oder William. Auf der Mutterlinie sind die neun Kühe kaum miteinander verwandt. Aktuell wird mit Stieren wie Cavral, Ray, JJ-P, Stanley, Orbin-ET und Rocky-ET gearbeitet. «Entweder besamen wir reinrassig gesext oder mit Mastgenetik», so der überzeugte Braunviehzüchter.

«Wir verdienen das Geld mit der Milch, nicht mit der Teilnahme an Viehschauen.»

Thomas Meier nimmt mit seinen Kühen fast nur an der Zuger Open Expo teil.

Tiefer Zuchtwert Milch

Trotz der grossen Zahl an ausdauernden und leistungsstarken Milchkühen stammt aktuell kein bekannter Vererber aus der BLG Frauenthal. Seine alten Kühe hätten natürlich auch meist tiefe Leistungs-Zuchtwerte, da ergebe es vom Zuchtfortschritt her wenig Sinn, mit Jungstieren aus diesen zu arbeiten. Der letzte bedeutende KB-Stier aus der Frauenthal-Zucht war der Punch-Sohn Ironpunch. Den starken Exterieur-Vererber Blessing Emory Eros, der ebenfalls vom Frauenthal stammt, kaufte Thomas Meier als Embryo in den USA zu.

Milch gibt Einkommen

Wenn sich eine der Frauenthal-Kühe trotz der konsequenten Zucht auf Leistung auch im Exterieur positiv in Szene setzt, freut das die Betriebsleiter natürlich zusätzlich. Dennoch nimmt die BLG eigentlich nur noch an der jährlich stattfindenden Kantonalschau Zuger Open Expo teil. «Der Aufwand für nationale Schauen ist uns zu gross. Wir verdienen das Geld mit der Milch, nicht mit Schauen», betont Thomas Meier.