Heiko Nathues leitet die Schweineklinik der Vetsuisse-Fakultät in Bern. Derzeit befasst er sich aber weniger mit dem Tier, sondern vielmehr mit den Daten, die man darüber sammelt. Unter dem Projektnamen «Pig Data» hat er begonnen, sämtliche Daten zusammenzufassen. Gestern hat er an der Hochschule für Agrar- Forst und Lebensmittelwissenschaften in Zollikofen BE von den ersten Erfahrungen berichtet.

Undenkbare Abfragen möglich 

Zuerst zu «Pig Data»: Dabei werden die Datenbestände der Vermarkter, der Schlachthäuser, der Futtermühlen, der Ferkelerzeugung und der Schweinemast zusammengefasst. Mit den Datensätzen könne man Fragen stellen, die man sich so nie traue zu fragen, meinte Nathues. Er meint damit sogenannte Dream-Queries – zu Deutsch Traumabfragen. Tatsächlich sind die Abfragen traumhaft: Weil man damit Fragen klären kann, die man mit den eigenen Daten gar nicht beantworten könnte. Der Haken an der Sache: «Es müssen alle Akteure, die im Projekt involviert sind, zustimmen, dass man die Abfrage macht». Damit könne man verhindern, dass ein Teilnehmer die Auswertung zu seinem eigenen Vorteil nutzt.

398 Bestände sind voll erschlossen 

Bis «Pig Data» für alle Akteure in der Schweinehaltung eingesetzt wird, ist es dennoch ein weiter Weg. Einerseits liegen die Daten in sehr unterschiedlicher Qualität vor. Andererseits ist der Zusammenschluss sämtlicher Datenbanken noch Zukunftsmusik: die dafür nötigen Schnittstellen fehlen ebenso wie die Bereitschaft, wenigstens einen Teil der Betriebsdaten zur Verfügung zu stellen. Immerhin hat das Projekt bisher 18 933 Bestände in der Datenbank, wovon 398 Bestände voll erschlossen sind. Bei diesen 398 Beständen weiss man, wann welcher Bestand wohin transportiert wurde; man weiss, wie schwer die Tiere beim Schlachter waren. Und man kennt die Fleischqualität und viele andere Parameter.

Wartezeiten reduzieren das Gewicht der Schweine

Das erste Dream Query übrigens lautete: «Inwieweit beeinflusst der Transport zum Schlachthof die Qualität der Schlachtkarkasse?» Zwar seien die Resultate noch nicht veröffentlicht. «Man kann aber sagen, dass die Wartezeiten im Schlachthof und beim Transport die Schlachtgewichte reduziert», sagte Nathues. Es seien pro Stunde mehr als 50 Gramm pro Tier.

hja