Seit dem 26. März 2014 ist Mathias Gerber, Mont-Tramelan, aus dem Berner Jura Präsident von Mutterkuh Schweiz. Dank seiner  Zweisprachigkeit und seiner Ausbildung zum Ingenieur Agronom HTL ist der Züchter von Simmentaler-Mutterkühen für dieses Amt geradezu prädestiniert. «Ich freue mich auf diese neue Aufgabe», sagt Gerber überzeugt.

40-Prozent-Pensum

Das Präsidium bei Mutterkuh Schweiz ist mit zirka 40 Stellenprozent bezeichnet. «Viele Sitzungen, die ich habe, sind auch repräsentativ und finden an verschiedenen Orten in der Schweiz statt», so der Mutterkuhhalter. Ein Dossier, das er als Präsident vertritt, ist unter anderem auch die Agrarpolitik. «Somit habe ich automatisch verschiedene Einsitze in anderen Gremien wie zum Beispiel beim Schweizer Bauernverband oder in der Laka (Landwirtschaftskammer).»

Noch bis Mitte Sommer hat der Landwirt das Amt als Gemeindeschreiber von Mont-Tramelan inne. «Aus zeitlichen Gründen werde ich diese Tätigkeit aber aufgeben», bestätigt Gerber.

Zwillingsbruder ist Swissherdbook-Präsident


Auf 1060 m ü. M. in der Bergzone II bewirtschaftet Mathias Gerber einen Betrieb mit 29 ha LN und 11 ha Wald. Der Hof gehörte seinerzeit seinem Grossonkel. Gut 20 Mutterkühe der Rasse Simmentaler samt dem Jungvieh tummeln sich im Sommer Tag und Nacht auf der Weide.

Sein Zwillingsbruder Markus, der übrigens Präsident von Swissherdbook ist, bewirtschaftet in Bellelay BE einen Pachtbetrieb, wo auch Mathias aufgewachsen ist. «Eigentlich war es vorgesehen, dass ich den Pachtbetrieb mit Milchwirtschaft, wegen der guten Ausbildung, übernehmen sollte. Wir waren der Ansicht, im Fall, dass die Pacht gekündigt werden würde, ich mehr Chancen hätte, um mich beruflich anders zu orientieren.»

Milchproduktion war kein Thema

Hätte er sich auf seinem jetzigen Betrieb auch vorstellen können zu melken? «Eher nein. Da dort seit 1974 nicht mehr gemolken wurde und daher kein Milchkontingent bestand.» Und: «Bei meiner Diplomarbeit am Technikum hatte ich das Thema: Stallumbau auf Mutterkühe. So hatte ich doch gute Voraussetzungen um auf die Mutterkuhhaltung zu setzen.»

Bei verschiedenen Betriebsbesuchen, wie zum Beispiel bei der Anstalten Witzwil bei Ins BE, kam Gerber zu den ersten Kontakten mit Simmentaler-Mutterkühen. «Als ich 1997 den Betrieb im Jura übernahm, kaufte ich sogleich 15 nähige Rinder aus der sehr guten Zucht von Witzwil. Zu relativ günstigen Preisen, da mitten in der BSE-Krise», wie er rückblickend sagt.


Gründungspräsident von Simmental Suisse


Im Jahr 2001 war Mathias Gerber auch Gründungspräsident vom Rasseclub Simmental Suisse, wo zurzeit zirka 100 Mitglieder angeschlossen sind.

Und warum ausgerechnet Simmentaler? «Ich wollte von Anfang an Natura Beef produzieren, dass heisst, die Kälber gehen mit zehn Monaten direkt von der Mutter weg zum Metzger, und diese Rasse ist bekannt für viel Milch. Somit passten diese am besten auf meinen Betrieb.» Und: «Zuerst kreuzte ich meine Kühe aber mit Limousin-Stieren ein und bekam so sehr gute F1-Produkte. Erst später stieg ich in die reine Simmentalerzucht ein.»

Kaum Kraftfutter


Die Kühe bei Gerber werden Sommer und Winter zu 100 Prozent mit Raufutter gefüttert. Nur die schlachtreifen Kälber bekommen am Ende der Mast ein wenig Kraftfutter vorgesetzt.

Um seine Herde auf einem Topniveau zu halten, setzt der Züchter nicht nur Schweizer Genetik ein. Nein, auch hornlose Simmentalerstiere aus Deutschland, Dänemark oder England kommen zum Einsatz.«Hier müssen wir aber aufpassen, dass wir bei dieser Genetik die Milchleistung nicht vernachlässigen. Dies wäre ein grosser Nachteil für die Natura-Beef-Produktion», gibt Gerber zu bedenken. Darum sei er auch nicht abgeneigt, ab und zu

auch reine Simmentaler-Milchstiere mit Code 60 einzusetzen, um dem Problem entgegenzu-

wirken.


Zwei Stiere sind bei Swissgenetics erhältlich


Dass er mit seiner Zuchtphilosophie auf dem richtigen Weg ist, zeigt sich damit, dass er schon zwei Stiere an Swissgenetics verkaufen konnte. Zum einen ist es der Eisenherz-Sohn Elton und zum anderen der reinerbige hornlose (homozygot) Stier Tombo, der übrigens der Simmentalerstier in der Samendose Silian (Spermadose mit drei verschiedenen Maststieren) ist.

Tombo ist ein Telstar-Sohn, macht Kälber mit einer guten Fleischleistung, und auch der Geburtsablauf ist im positiven Bereich angesiedelt. Aber auch am Zuchtstierenmarkt in Brunegg AG oder an private Kundschaft veräussert der Züchter seine Genetik erfolgreich.


Peter Fankhauser