Hauptreferent war Michael Eugster, Sire Analyst bei Swissgenetics. Er bezeichnete die Genom-Selektion als eigentliche Revolution in der Zucht. „Es ist fast nichts mehr, wie es früher war.“ Ohne Genomtest gehe in der Genetikbeschaffung nichts mehr, stellte Michael Eugster fest. Die Züchter bewegten sich derzeit noch im Spannungsfeld zwischen gut abgesicherten Kuhfamilien und genomischer Haaranalyse. Für ihn besteht jedoch kein Zweifel: „Der Genomtest wird Standard werden, wie dies auch bei anderen Entwicklungen der Fall war, etwa beim Siegeszug des Autos oder des Handys.“ Für die Bauern sei die genomische Selektion ein zusätzliches Hilfsmittel im Stall. Der Genomtest verbessere die Zuchtwertschätzung, betonte er. „Die Korrelation zwischen dem nachzuchtgeprüften und dem direktgenomischen Zuchtwert stimmt deutlich besser überein als jene zwischen dem nachzuchtgeprüften und dem Abstammungs-Ergebnis. Das ist eine wichtige Erkenntnis.“

Seit der Einführung der Genomanalyse im Jahr 2010 habe sich der Genetikmarkt bei den Sperma-Anbietern fundamental verändert. So sind beispielsweise keine KB-Stiere ohne Genomtest mehr im Einsatz, und Jungstiere als Stierenväter waren zuvor undenkbar. Bei Swissgenetics liege der Verkauf von Jungstieren bei etwa 30 Prozent. International gesehen sei dies ein konservativer Anteil. Hohe Genomewerte hätten tendenziell hohe Nachkommen zur Folge. Das führe zwangsläufig zu einer Konzentration und einer Verengung der Blutbreite, räumte Eugster ein. Um die Vielfalt an Blutkombinationen zu wahren, achte Swissgenetics beim Stierenankauf auf eine breite Auswahl. Die 47 Prüfstiere stammten von 29 verschiedenen Vätern. Die genomische Selektion erlaube es, den Generationenintervall erheblich zu verkürzen. Der Preis dafür sei eine geringere Sicherheit. Der Referent riet den Züchtern deshalb, die Stiere zu diversifizieren, auch mit Blick auf die Inzucht. Weil das Stierenangebot rasant zunehme, werde es zudem anspruchsvoller, den Überblick zu behalten.

ha

Interview mit dem Betriebsleiter der BLG Frauenthal in der BauernZeitung vom 27. Mai 2016.