«Im Bereich Kalbfleisch werden wir uns, einem starken Trend folgend, künftig auf Natura-Veal konzentrieren. Das Labelgrogramm Naturafarm Kalb wird per 2020 eingestellt. Im Bereich der Naturafarm-Schweine wird aufgrund der eingebrochenen Nachfrage die Labelmenge per 2020 gegenüber 2017 um 30 Prozent reduziert und die Platzanforderungen und Labelprämien werden angepasst.»

Mit diesen zwei Sätzen hat der Detailhändler mit Sitz in Basel in einem Schreiben seine Produzenten über die wenig erbauliche Zukunft der Labelprogramme informiert. Den Brief erhalten haben die Landwirte grossmehrheitlich gestern; datiert ist er vom 10. Dezember. Der Detailhändler schreibt, dass die Nachfrage nach Schweinefleisch stark rückläufig sei. Durch die gleichzeitig konstanten Mengen der Naturafarm-Labelproduktion «musste seitens Coop in den letzten Jahren eine immer grösser werdende Menge an Labelfleisch deklassiert werden», heisst es.

«Rückschritt beim Tierwohl» 

Die Reaktion liess trotzdem nicht lange auf sich warten: «Das ist ein Rückschritt für das Tierwohl in der Schweizer Landwirtschaft und ein sehr grosses Problem für die mitwirkenden Bauernfamilien», schreiben der Schweizer Bauernverband, der Kälbermästerverband und Suisseporcs in einer gemeinsamen Medienmitteilung. Die Pläne von Coop seien schlicht unverständlich. «Die Programme basieren auf Haltungsvorschriften, die deutlich über das Schweizer Tierschutzgesetz hinausgehen und die für Produzenten mit Mehrkosten bei den Investitionen verbunden sind. Wenn Coop das Naturafarm-Programm nun stoppt, dann verlieren die Bauernfamilien den damit verbundenen Mehrwert bei den Preisen, die sie für die Amortisation ihrer Investitionen benötigen.»

Die drei Verbände befürchten nichts weniger als den Ausverkauf der Schweizer Landwirtschaft. «Ein hohes Tierwohl-Niveau ist bei jeder Meinungsumfrage eine Hauptforderung der Konsumentinnen und Konsumenten an die Schweizer Landwirtschaft», schreiben sie. Wenn nun genau diese Programme zurückgefahren werden, ist das Wasser auf die Mühlen jener Initianten, die die «Massentierhaltung» abschaffen wollen.

Wie viel darf Tierwohl kosten? 

In Anbetracht der unbefriedigenden Verkaufszahlen stellt sich damit letztlich die Frage, ob denn überhaupt jemand bereit ist, für Tierwohl mehr zu bezahlen. Allerdings stelle sich in Anbetracht «der unbefriedigenden Verkaufszahlen beim Labelfleisch» die Frage, ob am Schluss beim Einkauf doch nur der Preis entscheidet, wie viel Tierwohl im Einkaufskorb landet.

hja