Als Präsident des Branchenverbandes der Schweizer Schweinezüchter und -mäster hatte Meinrad Pfister in den letzten vier Jahren seit Antritt seines Mandats an verschiedenen Fronten zu kämpfen. Es beschäftigten ihn nicht nur die zwei anstehenden Abstimmungen über die Massentierhaltungs- und Trinkwasserinitiative. Auch die Entwicklung der Jager- und Mastschweinepreise der letzten Jahre gaben ihm immer wieder Anlass zur Sorge. Der dynamische Luzerner Züchter und Mäster setzt sich gerade auch in den Medien vehement und gekonnt für die Branche ein. Dass er dabei keinen Veganer zum Fleischesser bekehren kann, ist ihm zwar bewusst, aber versucht hat er es trotzdem schon. Die BauernZeitung hat dem Präsidenten einige Fragen zum Schweinemarkt gestellt.

Meinrad Pfister, die Situation auf dem Schweinemarkt hat sich 2019 erstmals nach einigen harten Jahren wieder entspannt. Sie sollten zufrieden sein…

Meinrad Pfister: Mit dem wirtschaftlichen Umfeld muss ich zufrieden sein. Die Preise sind nach fünf harten Jahren jetzt wieder kostendeckend. Das konnte nach der Abschaffung der Vollspaltenböden nicht unbedingt erwartet werden. Es mussten in Zusammenarbeit mit den Händlern und Futtermühlen Jagerplätze abgebaut werden. In unserer Branche muss der Ertrag der Mastsau auf den Züchter und Mäster verteilt werden. Das sind zwei verschiedene Märkte. Ziel ist immer ein Schlachtschweinepreis, mit dem man den Züchter und den Mäster anständig entschädigen kann. Wie lange gerade die Jagerpreise noch so gut bleiben wird der Sommer zeigen. Die Sommerferien bauen jedes Jahr saisonalen Druck auf. Aber ich bin zuversichtlich. Die Marktbelastung durch die schrumpfende Nachfrage nach Schweinefleisch bleibt aber ein Wermutstropfen.

Wie weit geht dabei der Einfluss von der Suisseporcs?

Das Engagement unserer Mitglieder basiert auf freiwilliger Basis. Wir sind als Verband auf dem Markt nicht tätig und haben somit praktisch keinen Einfluss auf einzelne Mitglieder. Wir funktionieren nicht mit Druck, sondern mit Überzeugungskraft. Anders als in anderen landwirtschaftlichen Branchen sind die Schweinezüchter als Einzelunternehmer gewachsen. Das führt zu einem härteren Kampf zwischen den Produzenten als zum Beispiel auf Märkten mit starken Integrationen. Aber gerade die Gesundheitsprogramme zeigen, dass innovative Vorstösse von der Branche positiv aufgenommen werden.

Extensive Projekte wie das «Wiesenschwein» setzen neue Akzente. Passt das in eine sonst eher intensive Branche?

Es handelt sich dabei um einen neuen Ansatz, eine Nische. Eine schöne Geschichte, die der Schweinehaltung sicher guttut. Solche Ideen decken Marktbedürfnisse. Wie weit der Konsument bereit ist, dafür mehr zu bezahlen, wird sich herausstellen. Ich habe das Projekt besucht: Hut ab.

Inwieweit bedrohen die zwei anstehenden Initiativen ihre Branche?

Die Annahme der Massentierhaltungsinitiative würde für uns wie für die Geflügelbranche das Aus bedeuten. Zwar müssten wir mit einer Übergangsfrist von 25 Jahren einen kühlen Kopf bewahren. Aber es handelt sich doch in erster Linie um eine Importförderungsinitiative. Wir müssen uns bei beiden Initiativen der öffentlichen Diskussion stellen und dem Konsumenten zeigen wie wir wirklich arbeiten. Nur so können wir die Räubergeschichten unserer Gegner entkräften. Die Trinkwasserinitiative ist eine unheilige Allianz mit dem Ziel, auch die Nutztierhaltung zu reduzieren. Dabei erstaunt mich im speziellen die Haltung des Bundesrats, der einen Gegenvorschlag ankündigt. Unfairerweise werden wir allgemein viel schlechter hingestellt, als wir sind. Ich kann mit Kritik umgehen, aber sie sollte objektiv, sachlich und fair sein.

Wo sehen Sie in Zukunft die grösste Herausforderung für ihre Branche?

Neben den beiden Initiativen wird uns vor allem der Umgang mit dem Konsumrückgang zu schaffen machen. Wie können wir die Produktion anpassen? Dazu kommt die Verunsicherung durch die Entwicklung von Fleischersatzprodukten. Es ist unsere Aufgabe, den Konsumenten wieder näher an den Produzenten zu bringen.