Nicht nur im Mittelland sei die Situation besorgniserregend, sondern auch im Jura und in den Alpen, heisst es im ersten umfassenden Zustandsbericht «Insektenvielfalt in der Schweiz», publiziert vom Forum Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT). Für den Bericht haben die Forschenden die verfügbaren Daten der Roten Listen, von Monitoringprogrammen und Studien analysiert und zusammengetragen.

Viele Insektenarten sind gefährdet

Die geschätzt 40’000 bis 60’000 Insektenarten in der Schweiz seien entscheidend für funktionierende Ökosysteme: Insekten übernehmen wichtige Aufgaben wie die Bestäubung in Landwirtschaft, Gärten und Natur oder die Verbreitung von Samen und den Aufbau von fruchtbaren Böden. Von den mehreren zehntausend Insektenarten existieren laut SCNAT im Rahmen der Roten Listen aber nur von 1’153 Insektenarten Daten zur Entwicklung der Bestände. Davon seien fast 60 Prozent gefährdet oder potentiell gefährdet. Besonders unter Druck seien Insekten rund um Gewässer oder auf Feucht- und Landwirtschaftsgebieten. Weit verbreitete und wärmeliebende Insekten dagegen hätten sich in den vergangenen 20 Jahren eher weiter ausgebreitet und es habe eine Vereinheitlichung gegeben: Über grosse Landstriche hinweg kämen zunehmend die gleichen Arten vor, heisst es in einer Mitteilung zum Bericht.

«12-Punkte-Programm Insekten»

Die Ursachen für den Rückgang der Insekten in der Schweiz seien weitgehend bekannt: der weiter andauernde Verlust an Lebensräumen und Strukturen und der Rückgang der Qualität der verbliebenen Lebensräume durch Überdüngung, Pestizide oder Lichtverschmutzung. Auch die Klimaerwärmung und invasive Arten würden die Insektenbestände unter Druck setzen. Um die teils dramatischen Entwicklungen zu stoppen, schlagen die SCNAT-Forschenden ein 12-Punkte-Rettungsprogramm vor. In den vergangenen Jahrzehnten seien verschiedene Instrumente zum Schutz gefährdeter Lebensräume und Arten entwickelt worden: Beispielsweise die Einrichtung und Pflege von Schutzgebieten, die Aufwertung und Vernetzung von Lebensräumen oder Biodiversitätsförderflächen in der Landwirtschaft.

Diese Massnahmen würden sich lokal teilweise als durchaus wirksam herausstellen, insgesamt hätten sie den Rückgang der Insekten bis jetzt aber nicht aufhalten können, heisst es weiter. Solle die Insektenvielfalt in der Schweiz langfristig erhalten bleiben, müssten die bestehenden Instrumente angepasst und ergänzt werden. Die im wissenschaftlich fundierten 12-Punkte-Programm formulierten Massnahmen unterstützten und ergänzten sich gegenseitig und sollten parallel und integral angegangen werden.