Wir vom Kälbergesundheitsdienst (KGD) befürworten eine gezielte Impfprophylaxe gegenüber Atemwegsinfektionen. Zahlreiche Studien und die täglichen Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass die Impfung zu einer verbesserten Tiergesundheit beitragen kann.

Kälbergrippe ist Faktorenerkrankung

Gleichzeitig aber muss man – quasi zähneknirschend – eine Einschränkung machen: Kälbergrippe ist eine sogenannte Faktorenerkrankung. Das heisst, nicht nur die Viren und Bakterien in der Luft lösen die Atemwegserkrankung aus, sondern fast immer ist es das Zusammenwirken von Erregern. Ausgehend von schlechtem Stallklima (wenig Frischluft, hohe Ammoniakkonzentrationen, hohe Luftfeuchtigkeit) und Betriebsroutinen, die Erkrankungen begünstigen (hohe Belegungsdichte, kontinuierliche Nachbestossung des Stalles, mehr als 8 Kälber pro Gruppe, seltenes Entmisten). In einer derartigen Situation wird allein das Impfen nicht zu nachhaltigen Erfolgen führen, denn die Impfung ist immer nur Teil eines Gesamtkonzepts – nicht aber die allein seligmachende Massnahme zur Lösung des Problems.

Kolostrum bleibt zentral

So sollte bei gehäuften Atemwegsinfektionen auf Milchviehbetrieben ohne Zukauf von Tränkern immer auch die Kolostrumversorgung der Neugeborenen überprüft werden, der Zeitpunkt der Umstallung in die Gruppe und der Tränkeplan des Betriebes. Ein Weiteres kommt hinzu: Gerade Kälber, die in den ersten Wochen an Durchfall erkranken, sind stärker gefährdet für spätere Lungenentzündungen. Diese potenziellen Ursachen für ein hohes Risiko, an Kälbergrippe zu erkranken, gilt es in Zusammenarbeit mit dem Bestandstierarzt und gegebenenfalls dem Kälbergesundheitsdienst abzustellen, bevor man ein systematisches Impfkonzept erstellt.

Besser vorbeugen

Anders sieht das aus für Kälber, die im Alter von 3 bis 6 Wochen in grösseren Gruppen auf Mastbetrieben aufgestallt werden. Hier hat sich eine vorbeugende Impfung bereits auf den Geburtsbetrieben durchaus bewährt, um massive Krankheitsausbrüche der aus vielen verschiedenen Betrieben zusammengeführten Tränker zu vermeiden. Hier gilt wie so häufig: Vorbeugen ist besser als heilen!