"Everybody wants to go to Swiss Expo", sagt Adam Liddle. Mit alle meint er die amerikanische Showszene, die Liddle kennt wie seine Westentasche. Er ist seit langen Jahren als Richter unterwegs und hat es in seinem Fach an die Spitze gebracht: Letzes Jahr richtete er an der renommierten World Dairy Expo in Madison Wisconsin die Holstein-Kühe. 

80 Hektaren, 70 Kühe: Ein Kleinbetrieb

Jetzt sitzt Liddle in aller Ruhe am Ring, isst ein Sandwich und wartet auf seinen Einsatz als Richter der Red Holstein. Die besten Rinder hat er bereits ausgezeichnet, nun folgen die Kühe. Von Nervosität ist wenig zu spüren. Nein, nervös sei er nicht, bestätig Liddle, aber "excited", aufgeregt und vorfreudig. Die Ausgangslage hier sei ausgezeichnet, er kenne niemanden und keine einzige der Kühe, anders als das in der Heimat oft der Fall sei.

Einflussversuche gebe es aber ohnehin selten und als einfacher Landwirt sei er auch nicht einer, der im Nebensamt mit teuren Kühen handle, obwohl er ein durchaus reputierter Züchter ist. Liddle bewirtschaftet mit seiner Frau Nicole und den drei Kindern einen für amerikanische Verhältnisse kleinen Betrieb in Argyle im Staat New York. Auf 200 Acres (80 Hektaren) halten sie 200 Stück Holsteiner rot und schwarz, davon 70 Milchkühe. 

Magerer Milchpreis, Richterarbeit als Kompensation

Der Milchpreis sei mager, so Liddle, aber relativ konstant. Er beziffert ihn auf gut 30 Rappen pro Kilo. Der Druck auf die Familienbetriebe sei enorm. "Sie werden reihenweise aufgekauft von Grossbetrieben, oft Firmen", berichtet der richtende Landwirt. Er schätzt, dass jedes Jahr 20% der Betriebe verschwinden. Der Nebenerwerb kommt ihm gelegen, hilft ihm, die schwierige Situation bei der Industriemilchproduktion etwas zu kompensieren.

Die Äpfel fallen auch in Adams Familie nicht weit vom Stamm: Die beiden Söhne sind ebenfalls im Schauwesen tätig, als Styler. In Abwesenheit von Adam und Nicole führen sie den Betrieb führen. Sie haben auch Interesse am Weiterführen des Betriebs, das freut Liddle. Nun steht aber die Richterarbeit im Vordergrund. Die ersten Kühe machen sich bei Eingang in den Ring bereit. 

Grösse ist nicht mehr matchentscheidend

Liddle, gefragt nach seinen Vorlieben im Ring: Er schätze eine Kuh mit guten Proportionen und korrektem Fundament, Grösse allein sei längst nicht mehr matchentscheidend, wie man das den amerikanischen Richtern zuweilen vorhält.

Die Spannung steigt, Liddle bleibt ruhig, freut sich auf zwei, drei Tage in der Schweiz nach der Schau. Mit ihm unterwegs sind auch seine Frau und sein Vater. Jetzt gilts ernst. "Good show?" fragt Expo-Chef Jacques Rey im Vorbeigehen. "Excellent show" antwortet Liddle. Und los gehts.

akr

Hier fällt Adam Liddle seine letzte Entscheidung und wählt Häni's Futur Absolute Redlife von Ueli Bürkli, Muri zur Grande Championne: