«Das gefällt mir nicht», sagt Hans Klötzli. Der Landwirt aus Schangnau BE spricht von den Schwalben, die viel früher als sonst seinen Stall verlassen haben. Ob das ein Zeichen dafür sei, dass die kalte Jahreszeit schon vor der Haustüre stehe oder ob es andere Gründe habe, kann Klötzli nicht sagen. Gerüstet für den Winter sei man zwar, denn so viel Futter wie heuer habe es auf seinem Hof noch nie gegeben.

Nicht schweizweit

«Nach unseren Monitoringdaten handelt es sich nicht um ein schweizweites Phänomen», sagt Thorsten Wiegers von der Vogelwarte Sempach. Lokal könne es aber vorkommen, dass Schwalben ihre Brutplätze jetzt schon verlassen. «Wenn sie keine zweite Brut mehr aufziehen, sind die Vögel ungebunden», erklärt der Ornithologe. Die oft in Ställen brütenden Rauchschwalben kehren auch für die Nacht nicht zu ihren Nestern zurück. Stattdessen halten sie sich dort auf, wo das Nahrungsangebot gerade gut ist. «Das kann beispielsweise über einem Wald der Fall sein», so Wiegers.

Turmfalken sind ein Beispiel dafür, dass landwirtschaftlicher Vogelschutz funktionieren kann. Seine Bestände haben sich in den letzten Jahren vergrössern können. (Bild Pixabay)BiodiversitätWelche Vögel Landwirte wie fördern könnenDienstag, 2. Juni 2020 Eine weitere Erklärung wäre, dass sich die Schwalben bereits auf den Weg in den Süden machen. Das wäre zwar sehr früh, aber nicht undenkbar. Einen Zusammenhang mit der Hitze vermutet Thorsten Wiegers nicht. Es könne höchstens sein, dass die Vögel den Insekten in höhere Luftschichten folgen und so weniger häufig gesichtet werden.

Nester stehen lassen

Rauchschwalben dezimieren Stallfliegen. Daher ist es empfehlenswert, ihre Nester für das nächste Jahr stehen zu lassen, denn die Vögel kehren zurück und beziehen ihre alten Brutplätze wieder. Viel Natur mit Kleinstrukturen rund um Haus und Hof sowie eine Wasserstelle verbessern den Lebensraum für Schwalben. Tränken bzw. Vogelbäder sind gerade bei Hitze und Trockenheit für diverse Vogelarten sinnvoll. «Das Wasser muss aber der Hygiene wegen regelmässig gewechselt werden», erinnert Thorsten Wiegers.