Mit der Eröffnung von vier Hotels im Vogeldorf Alchenstorf, der Gemeinde mit 584 Einwohnern, geschah etwas Einzigartiges. Mit 88 Zimmern für die Schwalben, 16 Zimmern für Mauersegler, und mit dem Platz für die Fledermäuse, wurde ein weiterer Meilenstein im Generationenverbindenden Projekt gesetzt.

Seit Langem geplant

Es war vom Verein Vogeldorf Alchenstorf seit Langem geplant, gemeinsam mit allen Patinnen und Paten der Nester, die Aufrichte der Schwalbenhotels zu feiern. Corona machte dies unmöglich und so fand ein Medienanlass statt. So fehlte unter anderem auch Bundesrätin Karin Keller-Sutter, die als Schwalbennest-Patin amtete. «Wir haben mit dem Geschenk zum Nationalratspräsidium an Andreas Aebi den Nagel auf den Kopf getroffen», sagte Andreas Bracher, Gemeinderatspräsident von Alchenstorf. Aus einem Schwalbenhotel wurden jetzt deren vier und auch die Begeisterung in der Bevölkerung stieg.

Seit 2019 läuft das dreijährige Projekt «Vogeldorf Alchenstorf» (Gesamtkoordination: HAFL, Mitarbeit: Berner Bauernverband BBV und Birdlife Schweiz). Es ist in der Umsetzungsphase und soll langfristig sowie nachhaltig sein. Im Vogeldorf Alchenstorf wird die Biodiversität in der Landwirtschaft und im Siedlungsgebiet, an speziell ausgewählten Vogelarten gefördert. Diese Nachhaltigkeit und wissenschaftliche Begleitung begeisterte auch Isabella Stalder, die im Vereinsvorstand und Patin ist. In ihrem Garten gibt es Kornelkirschen und Pfaffenhütchen anstelle von Kirschlorbeer, ideale Nistplätze und Futter für die gefiederten Freunde. In der Region Alchenstorf wurden 52 Vogelarten gesichtet, darunter der Neuntöter und die Feldlerche. Es hat aber noch Potenzial für neue Ideen. Zum Beispiel hat die Dorfschule das Jahresthema «Vogelförderung» gewählt.

Vier exklusive Hotels

Hans Ramseier, Dozent an der HAFL, kennt die Vorteile von Vogelhotels. «Zu den anspruchsvollen Höhlenbrütern gehören auch die Mehlschwalben, da macht es Sinn, Nisthilfen zu bieten», hält Ramseier fest. Res Aebi sei ein sehr erfolgreicher Schwalbenhotelier. Auf dem Hof der Familie Aebi brüten jedes Jahr Rauchschwalbenpaare und rund 160 Mehlschwalbenpaare. Dies gibt rund 600 bis 700 Jungvögel. Alchenstorf hat damit eine solide Population von Mehlschwalben. Es fast sicher, dass die freistehenden Schwalbenhotels von den hier geborenen und zurückkehrenden Schwalben bewohnt werden. Die vier Hotels sind an folgenden Standorten zu finden: Hotel 1: Wil, in der Matte von Familie Schürch. Hotel 2: Oberdorf, Weide beim Hof Familie Aebi. Hotel 3: Areal des ehemaligen Feuerwehrmagazins Oberdorf. Hotel 4: Unterdorf, auf dem Hof der Familie Nydegger. Mit Thomas Birrer, «Hotelbauleiter», wurden die Hotels hergestellt. Die Nisthilfen lieferte der Natur- und Vogelschutzverein Wasen im Emmental. Dieser betreut ebenfalls die Mehlschwalbenkolonie auf dem Aebi-Hof.

Produktion und Ökologie

Andreas Aebi zeigte auf, dass landwirtschaftliche Produktion und Ökologie kein Widerspruch sei. «Es braucht Toleranz, aber wir hätten keine Feldlerche, wenn wir nicht produzieren würden», sagt er. Von der Wichtigkeit des Vogeldorfes ist auch Martin Rufer, Direktor des Schweizer Bauernverbands, überzeugt. «Die Landwirtschaft leistet viel für die Biodiversität», hält er fest. In diesem Jahr säten auch 400 Betriebe Blühstreifen, damit die Insekten genug Nahrung finden, was wiederum den Schwalben zugute komme.