Wenn es einem sonst redegewandten Viehzüchter wie Reto von Dach die Sprache verschlägt, kann es gut sein, dass seine Tiere der Grund sind. So geschehen Mitte April auf dem Hof der Gebrüder Markus und Reto von Dach und ihrer Familie in Werdthof-Kappelen. Die Zuchtfamilie um die Swiss-Fleckvieh-Stammkuh Belle, eine Van-Gogh-Tochter, den Töchtern Baunty (Madison), Bellerose (Inster) und Bacardi (Olymp) sowie Sohn Belino (Jack) wird von den Experten Heinz Baur und Christian Aegerter begutachtet.

Auf ein gutes Ergebnis, um die 86 Punkte, hatte die Familie spekuliert. Als Heinz Baur verkündet: «Wir kommen mit 93 Punkten in die Klasse A», erntet er ungläubige Blicke. Die 93 von möglichen 100 Punkten übertreffen die kühnsten Erwartungen.

Die Zuchtfamilie anmelden

Um eine Zuchtfamilie zu präsentieren, braucht es eine Portion Glück, viel Freude und viel Arbeit, weiss Heinz Baur. Nötig sei zudem eine Stammkuh, die mindestens fünf Laktationen abgeschlossen hat und vier Nachkommen vorweisen kann. Davon müssen mindestens zwei Tiere weiblich sein. Und wichtig: «Ihr müsst eure Zuchtfamilie bei uns anmelden, sonst kommen wir nicht zur Begutachtung», mahnt er.

Die achtjährige Stammkuh Belle befindet sich in der 6. Laktation. «Sie vereint Aussehen und gute Leistungen», lobt der Experte. Beim Zuchtwert erzielt die Zuchtfamilie die maximal mögliche Punktzahl 50. Das ist der Wert, der sich aus Zellzahl und überdurchschnittlicher Milchmenge ergibt. «Das ist gewaltig und habe ich noch nie gesehen», erklärt Heinz Baur. Weitere 50 Punkte könnten die Experten für das Exterieur vergeben. Sie tun dies mit 43 Punkten, was schliesslich das Gesamtergebnis von 93 Punkten ergibt. Besonders hebt Heinz Baur die saubere obere Linie, die gute Bemuskelung, den guten Gang sowie das starke Zentralband von Belle hervor.

Auch die Nachkommen werden sehr gelobt. Punktabzug gibt es bei der Grösse von Tochter Bellerose. «Es ist eine extrem schöne Kuh, sie hat jedoch vergessen, mit Wachsen aufzuhören», erklärt Heinz Baur. Das sei nicht ganz das Zuchtziel beim Swiss Fleckvieh. Bei der Beurteilung des letzten Tieres der Zuchtfamilie, einem jungen schwarzen Muni, fragt Heinz Baur scherzhaft, was schiefgelaufen sei. «Der Muni war schneller als der Besamer mit der schönen Farbe in der gesexten Dose», erklärt Reto von Dach, und erzielt einige Lacher. Die «falsche» Farbe tut der Bewertung keinen Abbruch. Heinz Baur bezeichnet das Tier als sehr schönen Muni mit einem starken Fundament.

Lohn für die Arbeit

«Das Ergebnis freut mich ausserordentlich», erklärt Reto von Dach, als er seine Sprache wiedergefunden hat. Dahinter stecke eine Portion Glück und rund 15 Jahre Arbeit, in denen er sich intensiv mit den Paarungen auseinandergesetzt habe. Das gute Ergebnis bedeutet ihm, auf der Gefühlsebene für die Arbeit belohnt zu werden.

Das Zuchtziel von Reto von Dach beinhaltet ein gutes Fundament, funktionelles Euter, gute Milchqualität und Persistenz sowie einen guten Charakter. «Ich selektiere nach meinen Kriterien. Tiere mit einem schlechten Zentralband besame ich nur mit einer Mastrasse», erklärt er. Die Arbeit mit den Tieren bereitet Reto von Dach viel Freude. Eine schöne Kuh im Stall zu haben, die auch top in Gehalt und Milchmenge ist, hat bei ihm einen grossen Stellenwert.