Vitale, gesunde und frohwüchsige Kälber – das wollen alle! Doch die hohe Zahl von Kälbern mit Durchfall und Kälbergrippe, die vielen Kümmerer und die teilweise hohen Abgangsraten zeigen, dass die problemlose Aufzucht keineswegs die Regel ist. Was sind denn die zentralen Punkte, auf die es ankommt? Nun, sicher eine möglichst unkomplizierte Geburt, die reichliche Versorgung mit Kolostrum und anschliessend mit Milch, trockene Einstreu – und viel frische Luft! Um die typische feuchtwarme, miefige Luft im Innenstall mit hoher Luftfeuchtigkeit und Ammoniak zu vermeiden, hat sich die Haltung unter Aussenklimaverhältnissen immer mehr durchgesetzt – mit bemerkenswerten Erfolgen. Das Tierwohlprogramm RAUS hat das im Fokus und viele Landwirte nehmen an diesem Programm teil – zum Wohl der Tiere und der eigenen Geldbörse.

Verheerende Konsequenzen

Leider hat sich in die RAUS-Anforderungen aber ein wesentlicher Irrtum eingeschlichen – nämlich die Forderung nach «so viel Aussenklima wie möglich» und, im Detail, nach einer ungedeckten Auslauffläche auch für sehr junge Kälber. Werden Iglus daraufhin im Freien aufgestellt bzw. stehen Mastkälber im Auslaufbereich ungeschützt zur Wetterseite, so ergeben sich teilweise verheerende Konsequenzen für die Tiergesundheit.

Denn draussen ist das Wetter ja nicht immer ideal: Es gibt nicht nur milde Sonnentage, sondern auch das Gegenteil: Dauerregen, andauernder Nebel, Herbststürme, Schneefall, sengende Sonne. Dann ist Aussenklima ein wesentlicher Risikofaktor für die Tiergesundheit, zumal die Kälber ihre Milchtränke stets im Auslaufbereich bekommen. So kann es nicht verwundern, dass in den Wintermonaten überdurchschnittlich häufig gesundheitliche Probleme auftreten, nachdem das Fell der Kälber bei Schnee und Regen durchnässt und die Abwehrbereitschaft des Organismus dadurch überfordert wird. Die Auslaufbereiche der Iglus sind häufig permanent durch Regen und Kot verdreckt - dies begünstigt insbesondere Durchfallerkrankungen.

Tiergerechte Haltung, auch in der heissen Jahreszeit

AboRund 1000 Mastkälber wurden in extra dafür konzipierten Freiluftställen gehalten. Die Forschungsergebnisse waren erfreulich. Thema der WocheDieses Forschungsprojekt reduziert den Antibiotikaverbrauch bei Kälbern um 80 %Freitag, 7. Februar 2025 Ein zentrales Problem der Iglu-Haltung ist zudem die starke Erwärmung des Liege- bzw. Aussenbereiches der Tiere in den Sommermonaten. Eine Überdachung ist eine zentrale Voraussetzung, um eine tiergerechte Haltung auch während der heissen Jahreszeit zu ermöglichen.

Also: Optimale RAUS-Bedingungen erfordern zwingend eine Überdachung, von der zudem auch die Menschen profitieren, die die Kälber zu versorgen haben. Der Schweizer Kälbergesundheitsdienst hält entsprechend die RAUS-Anforderung einer ungedeckten Auslauffläche für junge Kälber für kontraproduktiv im Hinblick auf die Tiergesundheit. Stattdessen haben wir beim BLW beantragt, eine Überdachung des Auslaufbereiches als zulässig anzuerkennen – bei einer entsprechenden Änderung der Vorgaben würden sich gesündere Tiere dafür bedanken!