Den Züchtern der Rasse Original Braunvieh (OB) ist in weniger als einer Generation etwas gelungen, das ihnen so schnell keiner nachmacht: Sie konnten den Bestand an Herdebuchtieren verdoppeln (heute rund 14000 Tiere). Während die Gesamtanzahl an Milchkühen in der Schweiz sinkt und viele Rassen diesen Rückgang zu spüren bekommen, erfährt die Rasse OB seit vielen Jahren Aufwind. 

Doppelnutzung bleibt die grosse Herausforderung

Am ersten Aprilwochenende bewies die Rasse an der Bruna 2022, warum ihr das gelingt. Die gesunde Zweinutzungskuh hat eine grosse Anhängerschaft, die gewillt ist, die Rasse voranzubringen, aber deren Vorzüge zu erhalten. Einer davon ist sicherlich die gute Bemuskelung. «Höhe und Breite des Nacheuters müssen nicht so extrem sein, wie vielleicht bei einer Brown Swiss Kuh», erklärte Chef-Verbands-Experte Stefan Hodel, der die Ehre hatte, die OB-Kühe zu richten. Ein gutes Euter sei durchaus vereinbar mit einer starken Bemuskelung, ist er sicher. [IMG 2]

Braunvieh Schweiz hat indes die Herausforderung der Doppelnutzung bei dieser Rasse erkannt. So will der Verband den positiven Trend bei den Leistungsmerkmalen und im Exterieur fortsetzen und gleichzeitig bei den Fleischmerkmalen zulegen.

Im Bereich Milchleistung sollte das Ziel von 6500 kg Milch mit 4.0 % Fett und 3.4 % Eiweiss gut erreicht werden. Aufgrund der stark negativen Korrelation zwischen der Milch- und Fleischnutzung sei dies eine besondere Herausforderung bei Doppelnutzungstypen wie der OB-Kuh.

Grosse Anzahl Tiere präsentiert

Auch wenn sich der Verband ambitionierte Ziele für die Zukunft setzt - an der Bruna 2022, welche zeitgleich ein Jubiläumsanlass ist (125 Jahre Braunvieh Schweiz), konnte in erster Linie die hervorragende Arbeit der OB-Züchterschaft bewundert werden. In welcher Gleichheit - und das längst nicht nur farblich - sich diese Rasse auf den langen Lägern in Zug präsentierte, hinterliess auch bei Laien oder Anhängern anderer Rassen bleibenden Eindruck. [IMG 5]

So war vom Altstier bis zum jungen Rind alles anwesend. Die Besucherschaft würdigte das einzigartige Schaufenster der Rasse. Die Tribüne war bei den Highlights bis auf den letzten Platz besetzt. 

Richter Stefan Hodel entschied sich für Odessa

[IMG 6] Zur grossen und umjubelten Champion Bruna OB 2022 kürte der Richter und Chefexperte Stefan Hodel am Sonntagabend Orlando Odessa. Im Finale machte er während den stehenden Ovationen des Publikums die OB-Kuh von Züchter und Eigentümer René Stalder aus Hasle LU zur grossen Siegerin. Sie verkörperte für ihn das OB-Zuchtziel am perfektesten. Reserve-Champion wurde Lordan Ucetta von Arnold Glatthard Schattenhalb BE. 

Am Ende des ersten Ausstellungsmorgens (Samstag) erkor der junge Richter Beat Betschart  eine Urnerin zur Rinder-Champion. Die Lorento-Tochter von Josef Kempf aus Isenthal UR überragte alle. Sie gewann vor einem weiteren Urner Rind, Valerius Milla, Theo & Toni Kempf, Isenthal UR.

Begeisternde Schöneuter-Siegerinnen

Den Schöneuterpreis Junior Bruna OB holte sich Rubio Rella von René Stalder aus Hasle LU. Gemäss Richter Beat Betschart punktete sie dank guter Verbundenheit des Euters mit der Bauchwand, dem starken Zentralband und der ausgezeichneten Zitzenstellung.

Beim Schöneuter Intermediate dominierte der Stier Lordan. Er stellte gleich die ersten drei Plätze. Die Gewinnerin war, mit einem «Euter wie gezeichnet», wie es Richter Stefan Hodel nannte, Lordan Ucetta von Arnold Glatthard aus Schattenhalb BE.

Bei den Senior-Kühen ging der Schöneuterpreis an Wendel Kamilla von Josef Michel aus Melchtal OW. Sie gewann den Titel v.a. dank ihrer Eutertiefe und der Voreuterverbindung; aber auch die Aufhängung sowie das Zentralband und die korrekten Zitzen wussten den Richter zu überzeugen.

Viele Spezialpreise vergeben

Mister beim OB wurde General Gregi von Eugen Hitz aus Trimbach SO. Er gewann als ältester Teilnehmer dank seiner Breite und der guten Bemuskelung. 

Bei der Wahl zur Junior Champion Bruna OB entschied sich Richter Beat Betschart für die Schöneutersiegerin Rubio Rella. Sie siegte als jüngste Erstmelkkuh. Rella dominierte als Doppelsiegerin klar den ersten Schautag und erweiterte das Palmares ihres Eigentümers und Züchters René Stalder mit zwei weiteren grossen Schauerfolgen.

Stier Lordan und Züchter Glatthard

Der Sonntagmorgen gehörte nicht nur Stier Lordan, sondern auch Arnold Glatthard, der ebenfalls mit einem Doppelsieg bei Schöneuter- und Championwahl Intermediate brillierte. Gemäss Stefan Hodel verkörpert Ucetta v.a. die perfekte Kombination der Doppelnutzung Milch und Fleisch sowie Schönheit und Funktionalität – entsprechend dem OB-Zuchtziel.

Am Sonntagnachmittag wurden weitere Spezialpreise vergeben: Den Titel der Miss Genetik erhielt Loredan Urmi von Alois Bürgler, Nesslau SG, dank einem Gesamtzuchtwert von 1407. Zur Miss Protein wurde Valido Venezia von Christine Lüönd-Voser, Rothenthurm SZ mit 4.25 % Fett und 3.93 % Eiweiss gekürt. Die Ehrung als Kuh mit der höchsten Lebensleitung gebührte ganz klar Lorenz Jasmin von Eugen Hitz, Trimbach SO, mit 117 581 kg Milch resp. 18.9 kg Milch pro Lebenstag.

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