Nicht nur massige Stiere und süsse Ferkel geniessen an der BEA den Ruhm des Publikums, auch das Thema Pferd und dessen artgerechte Haltung stösst bei den Besuchern und Besucherinnen offensichtlich auf Interesse. So war am 30. April 2022 im Kongress-Zentrum der Tagungsraum bis auf den letzten Platz gefüllt, als verschiedenste Referate von grossen Namen aus der Pferdeszene abgehalten wurden. In diesem Rahmen stellte Thomas Frei, der Initiant der Aktion «Der Gute Stall», das Projekt vor.

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Stallanalyse inklusive

Thomas Frei erklärte, dass es neben den Gütesiegeln «Der Gute Stall», «Der Gute Stall STS» für Betriebe, die zusätzlich die Anforderungen der Kampagne «Pferde-Raus» des Schweizer Tierschutzes STS erfüllen, dieses Jahr auch eine Stallanalyse für alle Teilnehmenden mit dem Tool «Best TU Pferd» geben wird. Diese Analyse des Stalls erfolgt anhand von über 300 Ressourcen- und Tier-bezogenen Indikatoren. So können dessen Schwachstellen aufgezeigt werden, erklärte eine Mitentwicklerin an der Tagung.

Die Pferdeinteressierten spannten während der Referate einen weiten Bogen von der Gesamtbetrachtung eines sich wandelnden Umfelds bis hin zum kleinsten Detail eines Stalles, das sich als gefährlicher Stolperstein für das Pferd erweisen kann.

Ursache: Soziale Probleme

Beat Wampfler vom Nationalen Pferdezentrum Bern (NPZ) meinte dazu: «Stallgrösse und Details sind wichtig, aber heute nicht mehr die Grundursache für die meisten Verletzungen. Diese gründen in sozialen Problemen unter den Pferden und zwischen den Pferden und ihren Besitzern».

Vom Detail spannte sich der Bogen wieder zurück zur Einzelhaltung. Christa Wyss vom Schweizer Nationalgestüt (SNG) in Avenches VD betonte, dass das Pferd auch in Einzelhaltung nicht allein zu sein braucht. Anschaulich präsentierte sie die Möglichkeiten, den Bedürfnissen nach Sozialkontakten entgegen zu kommen.

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Neuer Ethikbericht ist da

Angelehnt an die «Pferd»-Fachtagung an der BEA veröffentlichte der Verein Schweizer Rat und Observatorium der Pferdebranche (Cofichev) einen erweiterten Leitfaden «für eine ethische Nutzung der Equiden, die sich an ihrem Wohlbefinden orientiert». Ziel des erstmals im Jahr 2011 veröffentlichten und viel beachteten Berichts war es, zu einem besseren Schutz der Würde und des Wohlergehens dieser Tiere beizutragen, wie der Verein mitteilt.

Hier finden Sie den Ethik-Bericht.

Rund zehn Jahre später hat der Verein Cofichev, der sich als objektiver und unbefangener Beobachter der Pferdebranche versteht, die Notwendigkeit erkannt, die Thematik erneut aufzugreifen. Unter Federführung von Pierre-André Poncet beinhaltet der Ethikbericht die jüngsten wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Fokus lag auf der Ökonomie

Der Verein gibt in seiner Mitteilung zu bedenken, dass die Pferdebranche ihren Fokus lange Zeit hauptsächlich auf den ökonomischen Bereich ausgerichtet und den Aspekt des Wohlergehens vernachlässigt habe, so Cofichev. Weiter seien die gesellschaftlichen Anforderungen an einen ethisch korrekten Umgang mit Tieren in westlich geprägten Staaten gestiegen.

«Diskurse rund um die Verantwortbarkeit der Nutzung von Pferden und die Umweltschaden, welche durch ihre Nutzung und Haltung entstehen, haben sich auf die breite Bevölkerung ausgedehnt», so der Verein.

Anmeldung für «Der Gute Stall»

Hier können Sie sich bis am 30. Juni für die Aktion «Der Gute Stall» anmelden. Für die Teilnahme an der Aktion wird eine Gebühr von 180 Franken erhoben. Diese deckt die Hälfte der Kosten einer Betriebsbewertung. Die andere Hälfte wird von der Aktion «Der Gute Stall» und deren Partner getragen.

Weitere Infos zur Aktion finden Sie hier