"Durchbruch: Gemeinsam Kükentöten beenden!" vermeldet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Dieses hat mit circa 5 Mio. Euro die Entwicklung von Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei gefördert, um männliche Küken nicht erst ausbrüten zu müssen.

Marktreifes Verfahren

Am Donnerstag hat das Ministerium ein, wie es in einer Mitteilung heisst, markreifes Verfahren präsentiert: das sogenannte Seleggt-Verfahren. Bei diesem wird in die Schale des Brut-Eies mit Hilfe eines Lasers ein maximal 0,3 Millimeter kleines Loch gebrannt. Über dieses wird non-invasiv eine winzige Menge der so genannten Allantoisflüssigkeit entnommen. Das Innere des Brut-Eies wird dabei nicht berührt und bleibt unversehrt.

Im nächsten Schritt wird die Allantoisflüssigkeit auf einen patentierten Marker ausserhalb des Brut-Eies gegeben. Dieser zeigt durch Farbumschlag an, ob sich in dem Brut-Ei das geschlechtsspezifische Hormon Östronsulfat nachweisen lässt. Ist dies der Fall, entwickelt sich in dem Brut-Ei ein weibliches Küken. Nach der Geschlechtsbestimmung muss das Brut-Ei nicht verschlossen werden, da sich die innere Eimembran selbstständig zusammenzieht und das winzige Loch von innen verschliesst.

Zu rund 98 Prozent genau

Fehlt Östronsulfat, handelt es sich um ein männliches Brut-Ei, das aussortiert und zu Tierfutter weiter verarbeitet wird. Das Seleggt-Verfahren habe in der Praxis eine Bestimmungsgenauigkeit von rund 98 Prozent, schreibt das Landwirtschaftsministerium in einer Mitteilung.

In 223 Rewe- und Penny-Märkten in Berlin können Kunden ab November die ersten Konsumeier kaufen, deren Legehennen als Brut-Ei das neue Verfahren durchlaufen haben. Rewe plant bereits für das kommende Jahr die nationale Markteinführung der sogenannten "respeggt-Freiland-Eier" auf alle rund 5’500 Rewe- und Penny-Märkte in Deutschland auszudehnen. Parallel erarbeitet Seleggt ein Geschäftsmodell, um die Technik der Branche kostenneutral als Dienstleistung zur Verfügung zu stellen.

Deutschland sei Auftaktgeber der neuen Methode, die das Kükentöten in Brütereien beenden könne, betont das deutsche Landwirtschaftsministerium. Ab 2020 soll auch ersten Brütereien das patentrechtlich geschützte Verfahren zur Nutzung angeboten werden.

Pro Jahr werden allein in Deutschland rund 45 Millionen männliche Küken getötet, die von Legehennenrassen stammen. Männliche Küken dieser Rassen legen keine Eier und setzen beim Mästen nicht genug Fleisch an.

lid