Von der Marbachegg aus hätte man auch zu Fuss die Alp Imbrig in einer Stunde erreichen können. Wir machen es uns bequemer und nehmen das Auto und fahren über Marbach LU direkt auf die Alp hinauf. Seit 2008 bewirtschaftet die Familie Jordi aus Zäziwil BE die Alp Imbrig im Angestelltenverhältnis. Sie liegt am Fuss der Schrattenfluh, gesömmert werden hier 30 Kühe, 30 Rinder, 13 Kälber und 13 Ziegen. Jeden Tag gibt es viel zu tun: Neben einem Alpbeizli wird die anfallende Milch zu Mutschli, Raclette, Ziegen- und Berner Alpkäse AOP verarbeitet. Auch Butter und Rahm werden auf der Alp hergestellt.

[IMG 1]

Alle helfen mit

Es ist ein wunderschöner Morgen, als die BauernZeitung die Familie Jordi auf dem Imbrig besucht. Auf der linken Seite thront das Hohgantmassiv, geradeaus schweift der Blick übers Emmental bis hin zum Stockhorn und im Rücken erstreckt sich die Schrattenfluh. Ruedi und Sohn Martin Jordi sind gerade im Käsekeller beschäftigt. «Die Käsepflege gehört halt dazu», sagt Martin Jordi. Er, der Betriebsleiter, ist nur sporadisch mit seiner Frau Karin und den drei Kindern auf der Alp anzutreffen, die meiste Zeit verbringen sie im Tal in Zäzwil BE.[IMG 2]

Das Sagen auf der Alp haben vor allem seine Eltern Ruedi und Margrit Jordi – beide 70 Jahre alt –, beide leidenschaftliche Älpler. Unterstützt werden sie von Regula Scheuner, welche das zweite Mal auf der Alp Imbrig ist, unterstützt werden sie auch von ihrem langjährigen Mitarbeiter Stefan Aeschlimann, besser bekannt als Stifu. Auch der Lehrling Robin Winzeler wechselt immer wieder vom Tal- auf den Alpbetrieb – je nach Arbeitsanfall.

[IMG 3-4]

Vom Käsekeller geht es nun hinauf in die Alphütte. Im kleinen Raum hängt das Käsekessi, darin ist die Abend- und die Morgenmilch, insgesamt 530 Liter. 120 Liter sind noch im Pasteur. Margrit Jordi hat in der Zwischenzeit die erhitzte Milch überwacht, heute gibt es vier AOP-Alpkäse. Ruedi Jordi ist der Käser, er versteht sein Handwerk bestens. «Ich habe seinerzeit einen Käserkurs auf dem Hondrich absolviert», sagt er bescheiden. Die vielen Auszeichnungen und die Taxierung von 20 Punkten für seinen Käse zeugen von was anderem.

[IMG 5]Es ist ein eingespieltes Team, das man in der Käserei vorfindet, jeder Handgriff sitzt, es herrscht eine unglaubliche Ruhe in der Hütte. Oder doch nicht? Denn die Grosskinder sind auch noch da und Lena läuft noch immer mit dem Pyjama umher. Alle sind aber mit dem Käsen beschäftigt, keine freie Hand ist da. «Söu i di alege?», fragt Stifu das kleine Mädchen bestimmt. Das will Lena aber doch nicht.

Als ob das noch nicht genug wäre, sind auch schon die ersten Wanderer da und bestellen eine warme Suppe. Margrit Jordi ist die geborene Gastgeberin, sie hat das Wirten im Blut. «Ich mache das unglaublich gerne», sagt sie mit strahlenden Augen, während sie das Wasser für die Suppe auf den Ofen stellt. Die Alpbeiz ist bekannt, neben Stammgästen, kommen auch Leute aus Holland, Deutschland, ja sogar aus Russland und Amerika waren schon welche da. Und wer einmal die selbst gemachte «Nidle» von Jordis probieren konnte, kommt bestimmt ein zweites Mal. Die Menükarte ist vielseitig: Käseschnitte, Raclette, Bratwurst oder das berühmte Imbrig-Plättli – nein, verhungern muss niemand bei Jordis.

[IMG 6]

Wanderer, Gäste und Märkte

Nicht nur das Publikum ist international, auch ihr Käse ist weit über die Landesgrenze hinaus bekannt. Sogar nach Amerika hat er es geschafft. Vakuumverpackt und per Schiff geht jeweils die Reise, wenn wieder Käse vom Imbrig verlangt wird. Ihre Alpprodukte werden auch von den Wanderern oder von den Gästen eingekauft. Zudem besucht die Familie Jordi verschiedene Märkte und verkauft im Sommer und Winter ihren Käse auch unten im Tal.

Die gräsige Alp ist mit 150 Hektaren recht gross, dennoch kann nicht die ganze Fläche genutzt werden. Es gibt viele unproduktive Stellen, wo es zu steil ist für die Kühe, wo das Geröll und die Felsen die Grasnarbe überdeckt. Alle Tiere werden nachts geweidet, gemolken werden die Kühe mit vier Aggregaten und einer Absauganlage. «Geisse miuchäni säuber u zu dä Gusti lugäni o», meint Stifu stolz. Rund 100 Tage bleiben die Kühe auf der Alp, die Rinder etwas länger. Um den Bettag ist dann meistens Schluss und für alle geht es wieder zurück ins Tal.

Ein grosser Traum

[IMG 7]Seit 2008 bewirtschaften Jordis die Alp Imbrig. «Wir waren schon lange auf der Suche nach einer Alp, wo wir das eigene Vieh mitnehmen konnten», sagen Ruedi und Margrit Jordi. Eigentlich durch Zufall seien sie auf diese Alp gestossen. «Uns gefällt es hier oben sehr gut und dank der Alpbeiz können wir den Imbrig auch ein wenig bekannter machen», hält Margrit Jordi fest. Obwohl die Alp nicht ihnen gehört, hoffen sie doch, dass sie noch lange z Alp gehen können. Wenn nicht mehr sie, dann hoffentlich die nächste Generation.

 

 

Weitere Informationen: www.jordialpimbrig.ch