«Ich habe keine Ahnung, wie das Raubtier reingekommen ist», sagt Daniel Riesen. In Oberbalm im Kanton Bern hält er eine Herde von rund 30 Damhirschen. Am 26. Dezember 2021 wurde eines seiner Tiere gerissen. Ersten Untersuchungen zufolge sei es ein Luchs gewesen, hiess es von der Universität Bern.

Bisher keine Probleme gehabt

Hirsche werden in Gehegen mit zwei Meter hohen Zäunen gehalten. Ausserdem habe es einen Draht rundherum, der allerdings nicht immer Strom führe, schildert Daniel Riesen. Bisher habe er nie Probleme mit Grossraubtieren gehabt. «In der letzten Woche gab es in der Region aber Schafrisse», gibt er besorgt zu bedenken.

Luchse sind bekannt für ihre Kletterkünste, es steht allerdings laut dem Berner kein Baum in unmittelbarer Nähe des Zauns, den ein Raubtier hätte benutzen können.

Sorge um die Fohlen

Wie der vermutete Luchs ins Gehege kam, bleibt ein Rätsel. Um weitere Angriffe zu verhindern, hat Riesen Blinklampen installiert und besagten Draht am Zaun unter Strom gesetzt. «Wahrscheinlich wird sich der Luchs an die Lampen gewöhnen», ist sich der Landwirt bewusst. Seine Hirsche blieben aber in Oberbalm.

Sorgen macht er sich um die drei Fohlen, die in zwei bis drei Monaten auf die Welt kommen werden. «Die möchten wir ja dann auch rauslassen», gibt er zu bedenken. Aber mehr könne er im Moment nicht tun und die Lage mit den Grossraubtieren werde eben immer schwieriger.

Warten auf ein definitives Ergebnis

Bis das abschliessende Resultat der DNA-Probe von Oberbalm vorliegt, könne es noch einen Monat dauern. Auch Risse von Luchsen werden entschädigt.

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Nicht mit dem Wolf vergleichbar

Im Gegensatz zu Wölfen gehören Luchse nicht zu den Hunde- sondern den Katzenartigen. Sie bilden keine Rudel und reissen pro Angriff nur ein Tier, von dem sie tagelang zehren. Da Luchse gut klettern können, nutzen sie bisweilen zaunnahe Bäume, um in ein Gehege zu kommen. Hierzulande leben etwa drei Mal mehr Luchse als Wölfe, sie reissen aber deutlich weniger Nutztiere. Nach Angaben der Stiftung Kora dringen Luchse nur gelegentlich ins Mittelland vor, da es zu dicht besiedelt sei und zusammenhängende Wälder als dauerhafter Lebensraum fehlen. Beide Grossraubtiere sind schweizweit geschützt.