Im September 1995 wurde die Bündner Braunvieh Zuchtgruppe gegründet. 2020 wollte sie das Jubiläum gebührend feiern, doch wegen Corona war das weder im Jahr 2020 noch 2021 möglich. Am 5. Februar 2022 konnte die Jubiläumsfeier in der Bündner Arena in Cazis nun endlich nachgeholt werden.

Erstmals auch via Livestream dabei

Seit dem letzten Bündner Braunviehtag 2019 hat sich in der Bündner Braunviehzucht einiges geändert: damals bekannte Kühe waren jetzt nicht zu sehen, dafür gab es viele neue, tolle Kühe, die im Ring vorgeführt wurden. Fast 130 erstklassige Tiere wurden aufgeführt. Richter Florian Pfulg zeigte sich sehr beeindruckt von der Qualität und hatte keine leichte Aufgabe, die Kühe zu rangieren.

Wegen den geltenden Corona-Massnahmen befürchteten die Organisatoren, dass nicht so viele Besucher nach Cazis kommen würden. Deshalb hatten sie sich entschlossen, die ganze Ausstellung per Livestream allen zugänglich zu machen. Der Besucheraufmarsch war bis zum Nachmittag in Cazis jedoch sehr gross. Zudem verfolgten über 3500 Personen in der Schweiz und über 500 im Ausland die einmalige Ausstellung in der Bündner Arena von zu Hause aus.

Die ganze Schau kann hier nachgeschaut werden.

Als Speaker im Live-Stream amtete Urs Spescha. Stefan Hodel, Chefexperte bei Braunvieh Schweiz, und Christian Lötscher, Gründungsmitglied der Bündner Braunvieh Zuchtgruppe, vermittelten während der Rangierung viele Hintergrundinformationen. 

Junge Kühe von vielversprechenden Stieren

In elf Abteilungen wurden die 129 Kühe von 57 Ausstellern aufgeführt. Die jüngste Kuh war gut zweijährig mit einer Einsatzleistung von fast 22 kg Milch mit 4,32% Fett und 4,17% Eiweiss. Die Älteste war gut elfjährig mit einer Lebensleistung von 83'043 kg Milch.

Viele junge Kühe stammten von den Stieren Lennox, Salomon, Blooming-ET, Phil, Calvin-ET oder Bender-ET ab. Die Kühe in der ersten Laktation würden linear beschrieben und so könne man pro Jahr rund 30'000 Kühe beurteilen und Daten sammeln, sagte Stefan Hodel. Das sei wichtig für die Zuchtwertschätzung und helfe dann bei den Entscheidungen für die Anpaarungen. «Das hier sind die Früchte dieser Arbeit», so Hodel.  

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Keine einfache Aufgabe für Richter Florian Pfulg

Richter Florian Pfulg schaute sich die Kühe genau an. Er reihte sie zielstrebig ein, liess sie nochmals an sich vorbeiziehen, stellte ab und zu eine Kuh weiter nach vorne oder nach hinten ein. Sein Bruder, Stefan Pfulg, half den Vorführern als Ringman, die Kühe wieder richtig einzureihen. Florian Pfulg sprach immer wieder begeistert von der hohen Qualität der aufgeführten Kühe. Aus den Abteilungen wählte er jeweils seine Favoritinnen für die Champion-Wahl und die Schöneuter-Wahl.

Kurz vor Mittag traten die jüngeren Kühe zur Schöneuter-Wahl an. Hier wählte der Richter Phil Trespe von Edwin und Regula Casanova zur Miss Schöneuter, vor Freudenbergs Salomon Hermine von Georg Florin. Dritte wurde Phil Paula von Guido Bucheli-Caduff. Diese Kuh holte sich den Junior-Champion-Titel. Als Vize-Champion ging Salomon Daisy von Erwin Arnold aus dem Ring, Dritte wurde Phil Trespe von Edwin und Regula Casanova. 

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Oft entschieden Nuancen

In der elften Abteilung wurden Kühe mit über 50'000 kg Milch  Lebensleistung aufgeführt. Von den sieben Kühen stellte Florian Pfulg Salomon Sarina von Guido Bucheli-Caduff auf den ersten Platz. Die knapp neunjährige Kuh sei eine tolle, jugendliche Kuh. Die Zweitplatzierte, Roffler’s Jongleur Adora, von Thomas Roffler-Flütsch gefiel dem Richter wegen ihrer Jugendlichkeit und dem hervorragenden Rahmen und Fundament. Pfulg betonte, dass sehr oft nur Nuancen entscheidend waren, auf welchen Platz er eine Kuh gestellt habe. «Es waren nicht immer leichte Entscheide», bemerkte er.

Für die Wahl Schöneuter ältere Kühe wurden lauter Kühe mit Super-Eutern wieder in den Ring gebracht. Hier stand dann Florin’s Norwin Gentel von Georg Florin zuoberst auf dem Podest – eine bekannte Kuh, holte sie sich doch schon einige Siege. Auf den zweiten Platz kam Salomon Sarina von Guido Bucheli-Caduff und auf den dritten Platz Calvin Calimera von Paul und Simona Caduff.

Spannung bis zum Schluss

Für die Champion-Wahl wurden wiederum Super-Kühe in den Ring geführt. Florian Pfulg wählte seine Favoritinnen aus und gab sie dem Büro bekannt. Aufgrund dieser Wahl wurde der Betriebsmeister ermittelt und erkoren: Mit je 49 Punkten wurden Paul und Simona Caduff, Morissen, und Guido Bucheli-Caduff, Segnas, zum Betriebsmeister gewählt. Den dritten Platz erreichte Georg Florin, Serneus.

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Das Rätsel um die Champion löste Pfulg auf, indem die sechs letzten Kühe nochmals den Ring betraten. Verdiente Champion wurde Calvin Calimera von Paul und Simona Caduff. Vize-Champion wurde Walser’s Calvin Rexona von Andreas Walser-Roffler. Die Mention Honorable hiess Florin’s Norwin Gentel von Georg Florin.

Ein Schritt in die Zukunft

Der Bündner Jubiläums-Braunviehtag war ein voller Erfolg. Lauter tolle Kühe wurden in den Ring geführt, viele Besucher kamen trotz den Auflagen nach Cazis, um den Tag live zu erleben und über 4000 Zuschauer schalteten sich per Livestream zu. Die Bündner Braunvieh Zuchtgruppe wagte mit dem Livestream einen Schritt in die Zukunft einer Viehausstellung – vielleicht wieder wegweisend, wie schon so oft in den letzten 25 Jahren, als Betriebscup, Kuh-Akrobatik, Nachtausstellung, Viehausstellung im Zirkuszelt und vieles mehr «erfunden» worden waren.
 

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