Etwa 80 Prozent aller einheimischen Blüten werden von der der «Apis mellifera», der Westlichen Honigbiene bestäubt. Somit spielt die Biene unter den Bestäubern die grösste ökologische Rolle und ist hauptverantwortlich für gute Ernten und Artenvielfalt.

Die restlichen 20 Prozent werden von Hummeln, Wildbienen, Wespen und Schmetterlingen bestäubt, wobei diese häufig auf eine Blütenart spezialisiert sind.

Grosse Bienendichte

Und von den wertvollen Bestäuberinnen gibt es eine Vielzahl: 2014 gab es in der Schweiz laut einer Auswertung des Forschungsinstituts Agroscope 17’503 Imkerinnen und Imker mit 165’290 Bienenvölkern.

Heute dürfte die Anzahl Bienenvölker über 200’000 betragen. Das seit Beginn des Jahrtausends zu beobachtende Bienensterben in der ganzen Welt macht den Schweizer Bienen zu schaffen. Das Bienensterben betrifft aber vor allem Wildbienen. Honigbienen sind nicht vom Aussterben bedroht, solange es fürsorgliche Imkerinnen und Imker gibt.

Die Bedeutung von Bienen als Bestäuber für Biodiversität und Ernährungssicherheit ist elementar für die Menschheit. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat den 20. Mai als World Bee Day ausgerufen. Damit unterstreicht die Weltgemeinschaft auch die Erkenntnis über den Rückgang der weltweiten Bienenpopulation und den dringenden Schutz der Bienen.

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Unerklärliches Bienensterben

Trotzdem gibt es immer wieder grosse Verluste bei Bienenvölkern – und zwar artenunabhängig. Zum einen gehen diese Verluste auf das Konto der Varroamilbe, zum anderen werden die Verluste der sogenannten «Colony Collapse Disorder» (CDD) oder auf Deutsch meist einfach «Bienensterben» zugeschrieben.

Vor allem seit 2003 nehmen die Bienenbestände in ganz Europa ab. Beim CDD verschwinden über die Winterphase die Arbeiterinnen aus bisher ungeklärten Gründen und lassen die Königin, die Brut und auch Nahrung zurück, was in der Folge zum Aussterben dieses Volkes führt.

Multifaktorielle Ursachen

Die Gründe für das Sterben von Honig- und Wildbienen sind vielschichtig und gleichzeitig bis heute wissenschaftlich nicht abschliessend geklärt. Die Zerstörung von Lebensraum, die zunehmenden Monokulturen in der globalen Landwirtschaft sowie Pestizide werden öfters genannt und gehören wohl zu den Faktoren.

Zwar sind Monokulturen in der Schweiz aufgrund von Kleinräumigkeit und obligatorischen Fruchtfolgen im Vergleich zu anderen Ländern weniger ein Problem – von Nahrungsmangel können aber auch Schweizer Bienen betroffen sein.

In den letzten Jahren ist das Nahrungsangebot für Insekten auf Feldern und in Gärten zurückgegangen. Auf gefüllte Blüten von gezüchteten Pflanzen ohne Nektar und Pollen wie Rosen und Geranien können Bienen beispielsweise gerne verzichten. Und gewisse Pflanzenschutzmittel wirken nicht nur gegen Schädlinge, sondern sind auch tödlich für Bienen, indem sie ihre Orientierung stören und ihr Immunsystem schwächen.

Es herrscht Konkurrenzdruck

Daneben schwindet der Lebensraum von Bienen stetig, was den Druck insbesondere auf Wildbienen erhöht. Neben der Honigbiene gibt es in der Schweiz nämlich über 500 weitere einheimische Bienenarten.

Dabei handelt es sich hauptsächlich um sogenannte Solitärbienen wie Mauerbienen, Hosenbienen, Sandbienen, Furchenbienen, Maskenbienen und Hummelarten. Die meisten dieser Wildbienen leben im Gegensatz zur Honigbiene nicht in Gemeinschaften, sondern einsiedlerisch.

Rund 45 Prozent der hiesigen Wildbienenarten sind akut vom Aussterben bedroht. Sie sind darauf angewiesen, dass ihr Lebensraum geschützt und bewahrt wird. Die Nistmöglichkeiten der Wildbienen werden aber immer seltener, da Flächen versiegelt und Totholz entfernt wird. Interessanterweise finden Wildbienen heute in Städten gute Bedingungen, wenn allerdings zu viele Honigbienen diesen Lebensraum erobern, führt das zu Konkurrenz.

Bedingungen verbessern

Nicht nur für die Bienen steht beim Bienensterben viel auf dem Spiel, sondern auch für den Menschen: Die Bienen sind einer der Hauptfaktoren im Bestäubungsprozess und ihr Verschwinden würde weltweit eine Verminderung der Nahrungsmittelproduktion um rund einen Drittel nach sich ziehen.

Die Landwirtschaft kann einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Stärkung der Bienen- und Insektenpopulationen leisten, indem sie beispielsweise mit Blühstreifen die Landschaft besser vernetzt und Lebensräume schafft.Aber auch jeder Gartenbesitzer und jede Balkongärtnerin kann die Bedingungen für Insekten verbessern.