Um die wirkungsvollsten Ansatzpunkte für die Reduktion von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft zu finden, spielen die Berechnungen zu den Emissionen verschiedener Bereiche eine wichtige Rolle. «Milchkühe emittieren einen bedeutenden Teil der weltweiten Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft», steht in einem Beitrag der HAFL in «Agrarforschung Schweiz». Die Milchbranche sei daher gefordert – doch den Aspekt des «Kopplungsprodukts» Fleisch gelte es nicht zu vergessen.
Mit US-Daten entwickelt
Zu der Aufteilung der Emissionen aus der Tierhaltung auf Milch und Fleisch gebe es verschiedene Methoden, heisst es weiter. Am weitesten verbreitet sei der Ansatz über die Futterenergie, die jeweils für die Laktation bzw. den Aufbau von Körpermasse benötigt wird. So funktioniert auch der von der International Dairy Federation (IDF) vorgegebene Industriestandard, der laut HAFL allerdings anhand eines US-amerikanischen Datensatzes entwickelt worden ist. Da der Anteil Fleisch in diesen Betrieben «äusserst tief» war, seien die Daten für Schweizer Verhältnisse nicht repräsentativ.
Längere Nutzungsdauer doch wirksam
Die beteiligten Forschenden der HAFL, von Agroscope und Nestlé haben basierend auf einem internationalen Datensatz ein neues Modell entwickelt, das auch höhere Anteile des Koppelprodukts Fleisch (hohes Milch-zu-Fleisch-Verhältnis) abbilde.
Das hat durchaus Bedeutung für die Praxis, bzw. die Agrarpolitik: Mit dem bisher von der IDF vorgegebenen Methode bewirkt eine um ein um ein Jahr längere Nutzungsdauer von Milchkühen keine Emissionsreduktion. Die «unproduktive» Lebensphase der Aufzucht kann zwar durch eine längere Periode der Milchproduktion aufgefangen werden, da aber weniger Altkühe für die Schlachtung anfallen bedeutet es – in der alten Rechenart – trotz mehr anfallender Kälber weniger Fleisch pro Milchmenge.
«Wird hingegen die neue Methodik angewandt, sinken die Treibhausgas-Emissionen pro kg Milch leicht, wenn die Kühe ein Jahr länger genutzt werden», schreiben die Autoren.
Standard angepasst
Unter anderem als Reaktion auf die Ergebnisse dieser Studie sei der international anerkannte Branchenstandard angepasst worden. Damit könne man die Wirksamkeit von Reduktionsmassnahmen im Bereich der Treibhausgas-Emissionen in der Milchproduktion besser beurteilen.
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