Eine Schweizer Herdebuchsau setzt im Schnitt jährlich rund 28 Ferkel ab. Rechnet man in der Mast mit einer Abgangsrate von 2 Prozent und einem Schlachtgewicht pro Mastschwein von 91 kg, produziert eine Muttersau rund 2,5 t Schweinefleisch pro Jahr. Aktuelle Marktlage hin oder her, diese Leistung ist beeindruckend. 

Tipps zur Unterstützung
- Verstopfungen vermeiden mit Apfeltrester, Maissilage, Leinsamen oder ähnlichen Futtermitteln vor der Geburt.
- Futtermenge nicht reduzieren oder entziehen, sondern konstant halten.
- Liegt die Sau häufig auf dem Gesäuge, sind die Nachwehen stark oder es kann eine Gesäugeentzündung vorliegen – Schmerzmittel können helfen.
- Die Rausche kann mit einer kurzzeitigen Energie-Überversorgung, einem abrupten Futter- oder Stallwechsel, Licht und Ruhe unterstützt werden. 

Anpassung an Neues

Vielleicht kommt die Jungsau erst kurz vor dem ersten Abferkeln auf den Betrieb, vielleicht wird sie dort geboren. Beide Varianten und auch viele weitere sind möglich. Die Sau erlebt möglicherweise einen oder mehrere Futter- und Betreuerwechsel. Ausserdem muss sie sich während der Trächtigkeit – spätestens etwa eine Woche vor der Geburt – an eine neue Umgebung gewöhnen. 

Schweine sind sehr anpassungsfähige Tiere und kommen damit in der Regel problemlos klar. Ganz selbstverständlich ist das aber nicht. Unterstützen kann man die Sau mit optimalem Stallklima, bedarfsgerechter Fütterung, viel Ruhe und einem ausreichenden Angebot an Nestbaumaterial.

Die Sau ist selbst nicht ganz ein Jahr alt, wenn sie erstmals abferkelt. Bereits im ersten Wurf gebärt sie ungefähr zwölf Ferkel. In den folgenden Würfen sind es durchschnittlich 13,5. 

Futter nicht reduzieren

AboSchweinezuchtNur kleine Probleme mit grossen Würfen auf Betrieb HertachDienstag, 16. Mai 2023 Es wird zwar vieles dafür getan, um Sauen bei Geburtsproblemen zu unterstützen. Eine lücken­lose Überwachung ist aber meist nicht möglich. Dazu fehlen auf Schweizer Betrieben mit vergleichsweise kleinen Beständen schlicht die Arbeitskräfte. Glücklicherweise gebären Sauen aber auch grosse Würfe häufig ohne Hilfe. Voraussetzung ist eine gute Vorbereitung, mit welcher Verstopfung vermieden wird. Zu diesem Zweck werden oft Apfeltrester, Maissilage, Leinsamen oder ähnliche Futtermittel angeboten.

Die früher gängige Praxis – Futter stark zu reduzieren oder gar zu entziehen – sollte überdacht werden. Zum einen kann die Trächtigkeit etwas länger dauern und es ist schwierig, zu entscheiden, ab wann die Futtermenge reduziert werden soll – möglicherweise hat die Sau bereits mehrere Tage lang Hunger, wenn die Geburt beginnt. Zum anderen sind die Würfe heute grösser und die Sau braucht mehr Energie für die Geburt. Das spricht dafür, die Futtermenge konstant zu halten, aber auf weichen Kot zu achten. Sauen, welche sogar während der Geburt aufstehen und fressen, sind im Normalfall nicht diejenigen, die später Probleme machen.

Anregen des Gesäuges

Eine Geburt, die bis zu fünf Stunden dauert, gilt als kurz. Nach dieser Anstrengung steht eine gesunde Sau auf, trinkt und frisst. Sie legt sich auf die Seite und ruft ihre Jungen zum Saugakt. Es ist sehr wichtig, dass die Ferkel vital und aktiv sind und das Gesäuge anregen. Auf Eingriffe am ersten und zweiten Lebenstag sollte deshalb vor allem bei schwächeren Ferkeln verzichtet werden. 

Durch das Anregen des Gesäuges schiesst nach der Kolostralmilch auch die reife Milch bald ein und die Milchmenge wird mit jedem Saugakt gesteigert. Gleichzeitig muss sich die sehr stark ausgedehnte Gebärmutter wieder zusammenziehen. Das geschieht durch Nachwehen, welche direkt nach der Geburt des letzten Ferkels beginnen. Diese sind in den ersten zwölf Stunden noch stark. Die Nachwehen werden durch die Oxytocin-Ausschüttung beim Saugakt jeweils verstärkt. Von diesen Schmerzen merkt man meist nichts. Legt sich eine Sau aber häufig auf das Gesäuge und verhindert so den Saugakt, kann das ein Hinweis darauf sein, dass sie entweder die Nachwehen vermeiden will oder aber eine ­Gesäugeentzündung entwickelt. Schmerzmittel können in beiden Fällen sehr hilfreich sein.

Mit Berücksichtigung der Bedürfnisse Höchstleistung erzielen

Die Milchleistung einer Sau beträgt in der Laktationsspitze bis zu 16 Liter pro Tag. Während sie immer noch mehr als 10 Liter täglich produziert, werden die Ferkel in der Regel abgesetzt. Das geschieht ohne medikamentöse Unterstützung. Trotzdem sind Probleme mit dem Gesäuge nach dem Absetzen sehr selten. Die Rückbildung der Gebärmutter ist in dieser Zeit vollständig abgeschlossen und bereits nach wenigen Tagen wird die Sau oft deutlich rauschig. Eine kurzzeitige Energie-Überversorgung, ein abrupter Futter- oder Stallwechsel, ausreichend Licht und ein ruhiger Umgang können die Rausche unterstützen. 

Mit einem Management, welches die Bedürfnisse der Sau berücksichtigt, kann eine Lebensleistung von mehr als 100 abgesetzten Ferkeln erreicht werden – eine wahre Höchstleistung.