«Wir mussten uns fragen, ob wir wirklich nochmals in die alte 120-jährige Scheune investieren sollen», sagt Armin Ambühl vom Betrieb Schwande in Wolhusen. «Für mich war die Antwort klar nein.»

Zwar wurde vor 25 Jahren ein Laufstall eingebaut, damals noch für 20 Kühe, heute stehen in der Scheune 38 Kühe. Das Jungvieh wurde inzwischen ausgelagert, vor zwölf Jahren dafür eine ehemalige Schweinescheune zum Jungviehstall umgebaut. Die Schweinehaltung wurde schon vor 20 Jahren aufgegeben. Und nun seien aber wieder Investitionen angestanden, so vor allem wegen der Melkerei, aber auch der Platz wurde eng, Licht und Luft für das Tierwohl waren unbefriedigend, ebenso wie die Arbeitsabläufe.

Zukunft mit Milch

Auf dem 30-ha-Grünlandbetrieb in der voralpinen Hügelzone oberhalb Wolhusen wird Milchwirtschaft betrieben. Nur die 7 ha Pachtland liegen etwas entfernt, drei Kilometer. Im Nebenerwerb werden Siloballen gepresst, die Maschine besitzen sie zusammen mit dem Nachbarn. Selber bewirtschaftet werden auch die 7,5 ha Wald.

Sohn Pascal, gelernter Landwirt und derzeit angestellt zu Hause, möchte den Betrieb in einigen Jahren übernehmen. «Das war für mich die Hauptmotivation, jetzt nochmals selber zu investieren», sagt Armin. Der 56-jährige Vater will seinem 22-jährigen Sohn eine gute Grundlage für den Betriebsstart bieten. So entschieden sie sich für einen Neubau des Milchviehstalles.

Milchvieh sei standortgerecht, an Kühen hätten sie Freude, der Betrieb sei dafür geeignet und Milchproduktion in der Region habe auch wirtschaftlich eine Zukunft, begründen Ambühls.

Sie sind engagierte Braunviehzüchter, ohne aber auf Spitzenleistungen zu setzen, der Stalldurchschnitt liegt bei rund 8000 Kilogramm.

Abstriche bei Grösse

Im Januar 2021 nutzten Ambühls für eine erste Vorabklärung die Bauberatung des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV). Dabei präsentierten sie ihre Vorstellungen zum Bau und Bauberater Marcel Hodel zeigte ihnen die Machbarkeit aufgrund der vielen Auflagen und Rahmenbedingungen auf. «Zwar hätten wir gerne etwas grösser und mit Reserven für die Zukunft gebaut, aber grundsätzlich deckten sich Wünschbares und Machbares recht gut.» Limitierender Faktor für die Grösse des Projekts waren die Ammoniakauflagen.

Schleppschlaucheinsatz und erhöhter Fressplatz, Harnrinne und mehr wurden zur Emissionsreduktion vorgeschlagen. Bei Harnrinnen hörten sie aber von schlechten Erfahrungen, so vor allem wegen Gefrieren im Winter, was den Schieber blockieren könne. Und erhöhte Fressplätze hätten einen deutlich breiteren und somit teureren Stall bedingt.

So verblieb als Mittel für die Optimierung der Einsatz des Schleppschlauches zum Güllen, was bei der Planung doch einige zusätzliche Tierplätze ermöglichte.

Vorabklärung hilft

Für die Stallplanung holten Ambühls im Februar mehrere Offerten ein, entschieden sich schliesslich im April 2021 für DeLaval mit ihrem Normstall, nachdem sie vorher einige Referenzobjekte besichtigt hatten. Allerdings wünschten sie einige Ergänzungen zur Normplanung, etwa mit einem Laufhof, was den Bau verteuert, ihnen für das Tierwohl aber wichtig ist.

Die Baueingabe erfolgte im September, noch vor der Verschärfung der Vorschriften im Bereich Ammoniak. «Wir mussten noch einige Unterlagen nachreichen, so für die Retention.» Die Baubewilligung lag am 7. Dezember 2021 vor.

Eigentlich sei das Gesuch schlank erledigt worden. Landwirt Ambühl empfiehlt, vorgängig gut abzuklären, was möglich sei, dann gebe es später bei der Baueingabe auch weniger Diskussionen.

Über den Winter wurden Offerten eingeholt, im März die Aufträge an die Bauunternehmen vergeben. Baustart war Mitte Juni 2022. Von den hohen Rohstoffpreisen für Baumaterial habe er dank rechtzeitiger Bestellung wenig gespürt, «wir blieben im Finanzrahmen». Allerdings hätten einige Unternehmer schon vermerkt, sie könnten keine Preisgarantien geben. Und auch die Auswahl an Firmen sei eher kleiner und die Lieferfristen teils länger, sodass der Bau etwas später als geplant startete.

Nutzungskonzept Altbau

Kürzlich wurden die Baumeisterarbeiten beendet, der Holzbauer wird bald aufrichten. Der Einzug in den neuen Stall mit 46 Kuhplätzen ist für März 2023 geplant. Die Kühe werden künftig von einem Roboter gemolken, «die sind in der Nachbarschaft schon weit verbreitet, ab einem Bestand ab 40 Kühen».

Für die Fütterung im neuen Stall wird der bisherige Futtermischwagen verwendet. Das Jungvieh wird im alten Stall gehalten, und die alte Scheune dient weiterhin als Lager für das Raufutter. Auch Güllelagerraum musste mit Ausnahme der Schwemmkanäle kein zusätzlicher erstellt werden. Sehr erpicht und kleinlich waren die Behörden bezüglich Nutzungskonzept für die bisherige alte Scheune, welche stehen bleibt. «Lager und Werkstatt sind möglich, wir mussten aber für jede Ecke nachweisen, dass nicht weiterhin Tiere dort gehalten werden.»

Gute Planung ist wichtig

Ambühls berichten aber grundsätzlich von positiven Erfahrungen mit der Planung. Auch Hofnachfolger Pascal konnte mitbestimmen, und Vater und Sohn sind zufrieden, was nun realisiert werden könne.

Eine gute Planung sei sehr wichtig und Entscheide sollten nicht auf die Bauphase verschoben werden, ergänzt Mutter Heidi. Sehr gut sei die Beratung für die Finanzierung mit der Landwirtschaftlichen Kreditkasse gewesen, bilanziert Armin Ambühl. Auch die LBV-Bauberatung bot Sicherheit und war Basis für eine gute Planung. «Vorzeitige Abklärungen lohnen sich auf jeden Fall.» Eher stur und bürokratisch statt pragmatisch erlebte er die kantonalen Dienststellen für die Baugesuchsbeurteilung. «Da wird zu viel nur auf dem Bürotisch entschieden, statt die Situation vor Ort bei einem Augenschein zu beurteilen.»

Bauernfamilien sollen Unmut beim Baubewilligungsverfahren melden
Der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) bearbeitet zuhanden der kantonalen Dienststellen die landwirtschaftlichen Fragen bei der Eingabe von Baugesuchen. Vor der Erstellung konkreter Pläne sei eine Vorabklärung unbedingt empfehlenswert, betonen die beiden Bauberater des LBV, Marcel Hodel und Adrian Rogger. Der Landwirt erfährt dabei, ob sein Bauvorhaben bewilligungsfähig ist und mit welchen Auflagen zu rechnen ist.

Täglich eine Beratung
Die Nachfrage ist hoch, fast täglich werde eine Beratung durchgeführt. Es müsse mit gegen drei Wochen Wartezeit gerechnet werden. Gefragt sind besonders Bauten im Tierbereich, vermehrt für Rindvieh, dabei auch wieder mehr für Milchvieh, weniger für Schweine und sehr wenig für Geflügel. Wird der Tierbestand erhöht, gelten strengere Auflagen bezüglich DB-/TS-Bilanz. So müssen mindestens 66 Prozent des Bedarfs durch betriebseigenes Futter gedeckt werden, bei weniger als 80 Prozent Anteil an Raufutterverzehrern sind es gar 75 Prozent. Selbst für Remisen müsse die Zonenkonformität gemäss DB-/TS-Bilanz nachgewiesen werden, was nicht selten ein Knackpunkt sei.  Bei Bauten für Tiere habe auch der Mindestabstand zu Wohnbauten viel mehr Gewicht erhalten.

Teils kontraproduktiv
Eine weitere Herausforderung seien die Ammoniakauflagen, für welche seit Sommer 2022 ein neues System mit Punkten gelte. Punkte gibt es für bau­liche Massnahmen zur Emissionsreduktion je Tierkategorie, beispielsweise erhöhte Fressplätze oder Harnrinnen, oder gesamtbetriebliche Massnahmen wie Gülleseparierung, Gülleansäuerung oder Einsatz des Schleppschuhs. Noch nicht berücksichtigt würden hingegen Zusätze wie Pflanzenkohle oder auch vergärte Gülle, weil kaum kontrollierbar. Aufgrund der ersten Erfahrungen mit dem neuen Punktesystem sei die Wirkung eher kritisch und teils sogar kontraproduktiv zu beurteilen, sind sich die beiden Bauberater einig: Extensive Betriebe mit viel Fläche hätten fast einen Freipass zur Intensivierung und Bestandeserhöhung. Hingegen seien schon intensive Betriebe blockiert und sogar ein Systemwechsel werde verhindert oder sei wegen der Auflagen viel zu teuer. Beispielsweise ein Umbau eines Abferkelbetriebes hin zu eigener Ausmast der Schweine.
Häufig kämen die Landwirte mit realistischen Vorstellungen in die Beratung. Zumal die Stallbauplaner auch sensibilisiert seien und die Bauherren sehr frühzeitig an die Bauberatung verweisen, bevor Planungskosten entstehen.  Auch bei der telefonischen Terminvereinbarung könne schon geklärt werden, was machbar sei.
Ein grosses Thema seien «Altlasten». Bei Baugesuchen werde der ganze Betrieb analysiert und verglichen, ob alle bestehenden Bauten und Tierbestände baubewilligt seien. Sonst sei es schwierig, Beratungen für neue Projekte zu machen. Hodel und Rogger geben folgende Tipps an Bauherren: Sich genügend Zeit nehmen für die Planung und frühzeitig eine Vorabklärung machen.

Bei Unmut melden
Aktuell gebe es auch viel Unmut und Fragen wegen der Raumplanung, welche nicht generell beantwortet werden könnten. Der LBV will diese sammeln und so zur Problemlösung mithelfen. Bauherren mit konkreten Fällen können deshalb auf der Website ein Meldeformular ausfüllen.