Die Preise für Tränkekälber von Milchviehrassen sind ins Bodenlose gefallen. Zurzeit bekommt ein Landwirt für ein 65 kg schweres B-Kalb zirka 130 Franken. Wäre der Vater aber ein Fleischrassenstier, gäbe es für den Bauern 460 Franken.

Ernst Schneeberger aus Jegenstorf BE, der nebenbei mit Kälbern handelt, ahnt wieso. «Ein Grund dürfte sein, weil das Futter 2013 schlechter war. Die Milch ist gesucht, und der Milchpreis ist gestiegen, so mästen die Landwirte selber weniger Kälber, diese kommen dann auf den Markt», so Schneeberger. Und: «Heute beherrschen vor allem die drei Grossmäster Arnold, die Univo AG und die Gefu-Gruppe den Handel.»

Ernst Schneeberger ist aber der Ansicht, dass sich der Kälbermarkt im Frühling wieder erholen könnte. Weil: «Der Kuhbestand ist tief, dementsprechend werden weniger Kälber geboren.» Schneeberger nimmt aber auch die Zuchtverbände in die Pflicht. «An den Ausstellungen muss eine Kuh immer scharf sein, um in die vorderen Ränge zu kommen. Dieses Bild nimmt der Landwirt mit nach Hause und paart die Kühe dementsprechend an. Wie Nachkommen dann aussehen, kann sich jeder selber denken.»

Ernst Schneeberger rät deshalb den Bauern, ihre minderwertigen Kühe mit Mastrassenstieren zu besamen. Auch der Einsatz von gesextem Sperma sei eine Variante, um eine gezielte Nachzucht betreiben zu können. «Hier müssen sich die Bauern aber über die schlechtere Fruchtbarkeit und den höheren Genetikpreis bewusst sein», hält er fest. So kostet doch eine Dose gesextes Sperma schnell hundert Franken oder mehr.

Ein steigender Absatz von gesextem Sperma kann auch Swissgenetics bestätigen. Das Zuchtunternehmen denkt sogar aktuell über eine eigene Produktionsstätte für das Sexen von Sperma in der KB-Station Mülligen AG nach. Wie im «Toro» zu lesen war, fand der grösste Einsatz an SeleXion-Dosen im letzten Geschäftsjahr bei den Rassen Red Holstein und Brown Swiss statt. Auch finde der Gebrauch mit wYn, dem gesextem Samen für Stierkälber für Fleischrassenbesamung, immer mehr Anklang.

Auch Select Star bietet vermehrt von ihrem Stierenangebot gesexte Dosen an. So sind es beim Braunvieh zum Beispiel Nirvana und Peter, bei den Red Holstein Absolute und Laron P und bei den Holstein Atwood oder Gold Chip – um hier nur einige Spitzenstiere zu nennen.

Peter Fankhauser