Immer mehr Konsument(innen) möchten Schweizer Zucker aus nachhaltigem Anbau. Das zeigt der Absatz von Schweizer Bio-Zucker, der seit 2014 von 30 Tommen auf 690 Tonnen 2020 angestiegen ist. Das Angebot kann der Nachfrage aber nicht gerecht werden, schreibt der Schweizerische Verband der Zuckerrübenpflanzer (SVZ) in einer Medienmitteilung. Denn Bio-Zucker werde noch zu wenig angebaut. 

Bauern skeptisch gegenüber Bio-Anbau

Viele Produzenten zeigen sich skeptisch gegenüber dem Bio-Zuckerrübenanbau. Sie befürchten, dass der Aufwand letztendlich grösser ausfallen würde als die Erträge. 

Die Pflanzkosten für Zuckerrüben sind hoch, die Investitionen scheinen sich aber zu lohnen. (Bild Thomas Alföldi / FiBL)ZuckerrübenGute erste Erfahrungen mit dem Setzen statt Säen von Bio-ZuckerrübenMontag, 19. April 2021 Eine Möglichkeit, den Aufwand zu reduzieren, wäre das Pflanzen von Zuckerrüben, was dieses Jahr an verschiedenen Standorten der Schweiz getestet wurde (wir berichteten). 

Ein Mehrertrag von 15,3 t/ha wurde erzielt

Auf rund 80 Hektaren wurden verteilt über die gesamte Schweiz Zuckerrüben gepflanzt statt gesät. Nach der Ernte zeigt sich: Die gesäten Rüben haben einen Durchschnittsertrag von 40,4 t/ha erreicht. Mit den gesetzten Rüben konnte im Schnitt ein Mehrertrag von 15,3 t erzielt werden. Dies entspricht 55,7 t pro Hektare!

Deutliche Ertragssicherheit mit gesetzten Rüben

Dazu ist Spannweite von der Saat im Verhältnis zur Pflanzung um einiges grösser, so der SVZ. Hier wurden Erträge von 3,2 t bis 91,6 t pro ha erreicht. Die Pflanzung weist eine Spannweite von 26 t bis 91,3 t pro ha auf. In beiden Verfahren seien Spitzenerträge von über 90 t möglich. Es zeige sich also klar, dass mit gesetzten Rüben eine gewisse deutlich bessere Ertragssicherheit erreicht werden kann.

Aufwand hält sich in Grenzen

AboEin Nachteil des Setzens ist, dass die Rübe keine Pfahlwurzel bildet, was den Ertrag schmälert, erklärt Luzi Schneider (rechts). An seiner Seite Rafael Seeh von der Schweizer Zucker AG. (Bilder Stefanie Giger)ZuckerrübenZuckerrüben: Setzen rentiert nur für den Bio-AnbauDonnerstag, 22. Juli 2021 Auch der Aufwand hält sich in Grenzen, schreibt der SVZ. Die FRIJ habe auf Versuchsfeldern im Jura die Arbeitsstunden erfasst und den Verdienst je Verfahren ausgewertet. 

Gesetzte Rüben: 

  • Nach dem anfänglichen Setzaufwand reduziert sich der Arbeitsaufwand stark
  • Sicheres Auflaufen von 99 Prozent gewährleistet eine grosse Ertragssicherheit 
  • Die schnelle Entwicklung der Rüben reduziert die Unkrautbekämpfung auf wenige Striegel- und Hackdurchgänge
  • Die nötige Handarbeit beschränkt sich auf das Entfernen von mehrjährigen Unkräutern wie etwa Disteln

Gesäte Rüben:

  • Brauchen mehr Zeit zum Auflaufen und Wachsen, was einen höheren Arbeitsaufwand für die Unkrautbekämpfung bedingt
  • Der Aufwand summiert sich um das doppelte gegenüber den gesetzten Rüben.

Eine lohnenswerte Alternative

In Montignez wurden von 2019 bis 2021 Versuche mit gesetzten Rüben durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Bei den gesetzten Rüben ist das Einkommen pro Arbeitsstunde im Durchschnitt der drei Jahre rund 130 Franken und somit höher als bei den gesäten Rüben mit 87 Franken. 

Die gesäten Rüben würden beim Einkommen pro Hektare besser abschneiden: hier konnte über die Versuchsjahre ein Einkommen pro Hektare von 9780 Franken erwirtschaftet werden. Mit den gepflanzen Rüben wurden nur 9400 Franken erreicht. 

Mit dem Setzen werde aber die Handarbeit durch die Investition in den Setzling ersetzt, wegen des Vorsprungs in der Vegetation. So sei es auch Betrieben ohne die entsprechenden Personalressourcen möglich, grössere Flächen Rüben anzubauen, heisst es. 

Zuckerrübe: Heikle Pflanze mit süsser Frucht
Konventionell produzierte Zuckerrüben werden mit Pflanzenschutzmitteln geschützt. Im Gegensatz dazu sind biologisch produzierte Zuckerrübenpflanzen besonders stark auf eine rasche Jugendentwicklung angewiesen, um die schwierigen Phasen mit Konkurrenzdruck durch Unkräuter sowie vielen Schädlingen gesund zu überstehen. Vor allem die Unkrautbekämpfung ist für Bio-Zuckerrübenproduzenten eine grosse Heraus-forderung. In guten Jahren ist der Zeitaufwand für das mechanische Hacken und Jäten jedoch nur halb so gross wie in schwierigen Jahren.